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Das plant das Astro-Forschungszentrum im Lausitzer Granit bei Ralbitz

Entsteht ein unterirdisches Labor in der Nähe von Cunnewitz? Kommt das Einstein-Teleskop in die Region? Auf diese Fragen gab es bei einer Infoveranstaltung des DZA Antworten.

Von Heike Garten
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So könnte das unterirdische Labor aussehen, das einmal in der Region Ralbitz-Rosenthal gebaut werden soll.
So könnte das unterirdische Labor aussehen, das einmal in der Region Ralbitz-Rosenthal gebaut werden soll. © Visualisierung: Marco Kraan; Nikhef

Ralbitz-Rosenthal. Das Interesse ist groß – so groß, dass am 30. August 2023 alle Bänke im großen Innenhof des Vereinshauses in Cunnewitz besetzt sind. Einige Besucher stehen um die Tische. Sie alle eint ein Anliegen: Sie wollen wissen, wie es nach den Probebohrungen auf einem Feld bei Cunnewitz weitergeht. Wird es ein unterirdisches Labor geben? Kommt das Einstein-Teleskop in die Region und welche Auswirkungen hat das auf die Menschen, die hier leben?

Und genau diese Fragen wollen die Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA) um Prof. Dr. Günther Hasinger beantworten. Sie haben zu dieser Veranstaltung eingeladen, und nennen sie ganz bewusst Gespräch am Grill. Denn neben den Informationen will man vor allem mit den Leuten ins Gespräch kommen, Ängste ausräumen, genau erklären, was in der Lausitz, konkret in der Region um Ralbitz-Rosenthal geplant ist.

Prof. Dr. Rietbrock (l.) erläutert bei der Infoveranstaltung in Cunnewitz, was aktuell in der Region passiert. Prof. Dr. Günther Hasinger vom DZA freut sich, dass es so gut vorangeht.
Prof. Dr. Rietbrock (l.) erläutert bei der Infoveranstaltung in Cunnewitz, was aktuell in der Region passiert. Prof. Dr. Günther Hasinger vom DZA freut sich, dass es so gut vorangeht. © SZ/Heike Garten

Die Probebohrungen liegen jetzt schon fast anderthalb Jahre zurück. Seitdem ist viel passiert. Im September 2022 wurde bekanntgegeben, dass das DZA Sieger beim Wettbewerb ums Großforschungszentrum geworden ist und sich in der Lausitz, konkret in Görlitz, ansiedeln wird. Und auch auf dem Probebohrungsfeld bei Cunnewitz ist die Arbeit keineswegs beendet worden. Denn eines war allen Beteiligten im Herbst 2022 klar: Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.

Prof. Dr. Rietbrock ist der Verantwortliche für den riesigen Granitblock im Boden bei Cunnewitz. Er ist Seismologe und Geophysiker am Institut für Technologie in Karlsruhe. Er untersucht mit seinem Team den Granitblock in einer Ausdehnung von 15 mal 15 Kilometern, 100 Meter unter der Erde. Es wurden und werden kleine Seismometer installiert, die alle Geräusche aufzeichnen. So kann man zum Beispiel schon jetzt das Rauschen des Meeres hören oder ob es in Japan ein Erdbeben gibt.

Eines kann Prof. Rietbrock schon jetzt sagen: „Der Granit hier in der Lausitz ist eine der ruhigsten Stationen weltweit“. Und genau das ist wichtig für die politische Entscheidung, ob das Einstein-Teleskop in die Lausitz, nach Holland oder Sardinien kommt. Auch dort finden ähnliche Untersuchungen statt. Diese Entscheidung wird frühestens in drei, vier Jahren fallen.

Im Lausitzer Granit entsteht ein unterirdisches Labor

Unabhängig vom Einstein-Teleskop steht aber fest, dass das unterirdische Labor in den Lausitzer Granit gebaut wird. An welcher Stelle genau, sollen auch die seismografischen Untersuchungen, die noch die nächsten sechs bis neun Monate laufen, zeigen. Mindestens 300 von den kleinen Geräten kommen in den Boden. Und es sind auch drei weitere Bohrungen geplant. An welchen Stellen genau, ist gegenwärtig noch nicht bekannt.

Das alles bedeutet, dass die Gemeinde Ralbitz-Rosenthal in den weiteren Planungen des DZA eine wichtige Rolle spielt. Die Fragen der Bürger betrafen vor allem die weiteren Bohrungen, die Beeinflussung des Grundwassers, den Eingang zum unterirdischen Labor, weitere Baumaßnahmen, die Möglichkeit, sich alles später auch ansehen zu können.

Prof. Christian Stegmann (Mitte) im Gespräch mit jungen Leuten aus Cunnewitz, die sich für das Vorhaben des DZA interessieren.
Prof. Christian Stegmann (Mitte) im Gespräch mit jungen Leuten aus Cunnewitz, die sich für das Vorhaben des DZA interessieren. © SZ/Heike Garten

Auf die meisten Fragen konnten Prof. Hasinger und Prof. Rietbrock klare Antworten geben. Einige lassen sich erst beantworten, wenn weitere Entscheidungen gefallen sind. So steht fest, dass man bereits jetzt in die Planungen für das Labor gehen will, dass Interessierte später auch die Möglichkeit zu einer Besichtigung haben werden.

„Es wird ein Besucherzentrum oberirdisch geben und auch einen Tag der offenen Tür, um sich das Ganze unter der Erde anzuschauen“, so Prof. Hasinger. „Wir wollen nichts verstecken“, ergänzt er und betont in diesem Zusammenhang, dass das Labor des DZA zu einem Markenzeichen für die Region werden soll.

Um die Verbundenheit mit der Lausitz zu signalisieren, hatte die Domowina einen Aufruf gestartet, einen sorbischen Namen für das DZA zu finden. Deren Vorsitzender David Statnik präsentierte am Mittwoch das Ergebnis: Astrozentrum ŁUŽICA also Astrozentrum Lausitz. Es steht für die Zukunft in der sorbischen Region. Und diese wird inzwischen auch von der Arbeit des Deutschen Zentrums für Astrophysik geprägt.