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Darum hält der S8-Expressbus nicht in Großröhrsdorf

Ein Expressbus sorgt aktuell für Entlastung auf der Zugstrecke zwischen Radeberg und Kamenz. Doch Großröhrsdorf fährt er nicht an. Wie der VVO das begründet.

Von Heike Garten
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Eine Bushaltestelle gibt es am Großröhrsdorfer Bahnhof. Doch der Expressbus der Linie S8 hält dort nicht.
Eine Bushaltestelle gibt es am Großröhrsdorfer Bahnhof. Doch der Expressbus der Linie S8 hält dort nicht. © Matthias Schumann

Großröhrsdorf. Die Zugverbindung von Dresden über Radeberg nach Kamenz wird gut genutzt – vor allem in den Hauptzeiten am Morgen und am Nachmittag. Doch in der Vergangenheit gab es immer wieder Ärger mit der S8: Züge verspäteten sich oder fielen ganz aus. Dem wollte der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) entgegenwirken und richtete im Dezember 2023 einen Expressbus auf der Linie ein.

Dieser soll den Stundentakt in den Hauptzeiten ergänzen. Denn der Zug fährt seit Oktober 2023 nur noch stündlich, zuvor verkehrte er im Halbstundentakt. Doch das wurde dann vom VVO zurückgenommen. Hintergrund sind der Mangel an Lokführern und Engpässe in den Werkstätten. Um den Halbstundentakt trotzdem wieder herzustellen, wird seit Dezember der Expressbus eingesetzt.

Expressbus-Ärger ist Thema im Stadtrat in Großröhrsdorf

Die Krux an der Geschichte: Der Expressbus hält nicht an allen Bahnhöfen. Er startet in Radeberg, macht Station in Pulsnitz und von dort geht es weiter nach Kamenz. Die Bahnhöfe Kleinröhrsdorf, Großröhrsdorf und Gersdorf bleiben außen vor, der Bus fährt durch oder gar nicht erst über diese Orte.

Und genau das sorgt für Ärger, ganz konkret in Großröhrsdorf. So haben die Freien Wähler im Stadtrat das Problem angesprochen: „Mit dieser Maßnahme wird der Zugang der Bürger der Stadt Großröhrsdorf und ihrer Stadtteile an die Verbindungen zum und vom Knotenpunkt Radeberg mit den Anbindungen zum VVO- und Zvon-Partner Trilex deutlich schlechter gestellt als die der bevorzugten Gemeinden Pulsnitz und Kamenz“, schreiben sie in einem Antrag an den Stadtrat und Bürgermeister Stefan Schneider (parteilos). Diese Benachteiligung dürfe so nicht unwidersprochen akzeptiert werden.

In Großröhrsdorf hält der Bus nicht - das sagt der VVO

Das sieht der Bürgermeister ähnlich. Auch an ihn seien schon eine ganze Menge Beschwerden herangetragen worden. „Es geht ja nicht nur darum, wie Großröhrsdorfer nach Dresden gelangen, sondern auch viele Arbeitnehmer in die Röderstadt“, sagt Stefan Schneider. Er wolle versuchen, einen Verantwortlichen des VVO zu einer der nächsten Stadtratssitzungen einzuladen, damit dieser zu dem Problem Stellung nehmen kann. „Das Thema kommt wieder auf die Tagesordnung“, verspricht er.

Sächsische.de fragte beim Verkehrsverbund nach, warum denn der Expressbus nicht in Großröhrsdorf hält. „Der Ersatzbus für die S8 fährt nicht über Großröhrsdorf und Kleinröhrsdorf, da er sonst zu lange Fahrzeiten hat und damit unattraktiv wird“, begründet Pressesprecher Christian Schlemper. Bei weiteren Halten läge die Abfahrt des Busses dann zu dicht an der nächsten Abfahrt der S8. Niemand würde dann den Bus nutzen, weil der durchgehende Zug schneller ist, oder er hätte keinen Anschluss an die Züge in Radeberg. „Das würde ihn ebenfalls unattraktiv machen“, so Christian Schlemper.

Bus dient auch als Entlastung für die Züge

Bevor der Verkehrsverbund die Streckenführung für den Bus festgelegt hat, seien die Ein- und Aussteigerzahlen an der S8-Strecke geprüft worden. „Die Entscheidung wurde aufgrund der hohen Ein- und Aussteigerzahlen in Pulsnitz und Kamenz getroffen, für die das Zusatzangebot möglichst attraktiv sein soll“, erklärt der Pressesprecher. Der Bus diene auch als Entlastung für die Züge. Weil somit in den Zügen mehr Platz sei, würden auch die Groß- und Kleinröhrsdorfer indirekt vom Bus profitieren.

Christian Schlemper bestätigt, dass es auch beim VVO Nachfragen wegen des Nichthaltens des Busses in Großröhrsdorf gab. Man wolle die Entwicklung erst einmal abwarten und später das Angebot noch einmal analysieren.

Nächste Woche Gespräch mit den Beteiligten

Inzwischen hat der Großröhrsdorfer CDU-Stadtrat Peer Tomschke, der auch Mitglied des Bautzener Kreistages ist, eine Initiative gestartet. Er nahm Kontakt mit Landrat Udo Witschas (CDU) auf, um das Problem anzusprechen. Gleichzeitig suchte er das Gespräch mit dem Königsbrücker Bürgermeister Heiko Driesnack (CDU), weil es auf der Strecke Dresden - Ottendorf-Okrilla - Königsbrück ebenfalls massive Probleme gibt. Dort fahren manche Züge der RB33 gar nicht mehr bis nach Königsbrück, sondern die Fahrgäste müssen in Ottendorf-Okrilla in den Bus umsteigen.

Wie Peer Tomschke gegenüber Sächsische.de erklärte, soll es am 15. Januar 2024 ein Gespräch mit den Beteiligten geben. Ob dann eine Lösung gefunden werden kann, ist offen. Auf jeden Fall wollen die Großröhrsdorfer die aktuelle Situation so nicht hinnehmen.