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Schaltjahrkind: „Endlich mal wieder zum richtigen Datum Geburtstag feiern!“

Eine junge Kamenzerin hat nur aller vier Jahre richtig Geburtstag, weil sie am 29. Februar zur Welt kam. Wie sie sonst feiert und warum das alles gar nicht so schlimm ist.

Von Ina Förster
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Chantal von Ehren (r.) aus Kamenz wurde im Schaltjahr 2004 am 29. Februar geboren. 2024 kann sie ihren 20. Geburtstag am Originaltag feiern. Das freut auch ihre Mutter Sylvia Elitzsch von Ehren.
Chantal von Ehren (r.) aus Kamenz wurde im Schaltjahr 2004 am 29. Februar geboren. 2024 kann sie ihren 20. Geburtstag am Originaltag feiern. Das freut auch ihre Mutter Sylvia Elitzsch von Ehren. © Matthias Schumann

Kamenz. Chantal von Ehren wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Das besondere Datum soll natürlich so richtig gefeiert werden - mit Familie, Freunden, leckerem Essen. Einfach mit einer tollen Party. Macht man ja auch so zum großen Tag. Oder? In der Regel schon, aber Chantal aus Kamenz hat nicht jedes Jahr solch ein Glück. Denn sie wurde an einem 29. Februar geboren. Im Schaltjahr 2004.

"Als wir den errechneten Geburtstermin gesehen haben, hab' ich noch kurz gedacht: Wer weiß, ob das am Ende hinkommt", erinnert sich ihre Mutter Sylvia Elitzsch von Ehren. Die Frauenärztin habe den Geburtstermin wohl auch gleich auf den 1. März vordatieren wollen. Doch am Ende bestimmte Chantal das Geschehen. Und die hatte ihren eigenen Kopf - es sollte der 29. Februar sein. "Und für uns war es so oder so ein Glückstag", sagen die Eltern.

Bislang vier echte Geburtstage gefeiert

Seitdem konnte die junge Kamenzerin genau genommen erst vier "echte" Geburtstage feiern: 2008, 2012, 2016 und 2020 waren die nächsten Schaltjahre. Aber auch auf ganz tolle andere Feiern blickt sie natürlich zurück. Wie viele, die am 29. Februar geboren sind, machte Chantals Familie aus der Not eine Tugend: Wenn kein Schaltjahr ansteht, feiern sie immer schon am 28. Februar.

"Der 1. März wäre uns hingegen einfach irgendwie falsch vorgekommen. Chantal ist schließlich ein Februarkind", begründet die Mama. Für die Familie war das Ganze also immer normal. Chantal fehlte es an nichts. Und lange Zeit dachte sie auch gar nicht darüber nach, dass mit ihrem Geburtstag doch etwas anders war als bei den Freunden und anderen aus der Familie.

Warum es überhaupt Schaltjahre gibt

Doch was hat es überhaupt mit den Schaltjahren auf sich? Ein normales Jahr hat 365 Tage. Alle vier Jahre gibt es aber ein Schaltjahr mit 366 Tagen. Das liegt daran, dass die Erde nicht genau 365 Tage braucht, um einmal um die Sonne zu wandern, sondern ungefähr einen Vierteltag mehr. Alle vier Jahre kommt so also ein ganzer Tag zusammen. Damit unser Kalender trotzdem „stimmt“, wird alle vier Jahre ein zusätzlicher Tag eingeschoben. Das ist dann der 29. Februar, den es sonst nicht gibt.

Einen 29. Februar gibt es in allen Jahren, die durch vier teilbar sind. Allerdings gilt das in den Jahren, die durch 100 teilbar sind, nicht, wohl aber in denen, die durch 400 teilbar sind. Daher hatten die Jahre 1800 und 1900 keinen 29. Februar, genauso wenig wird 2100 einen haben. Diese Regel wurde 1582 von Papst Gregor XIII. eingeführt – nach ihm ist der Gregorianische Kalender benannt.

Bringt vorfristiges Feiern etwa Unglück?

Wer nun an einem 29. Februar geboren ist, muss sich Zeit seines Lebens damit beschäftigen, wie er seine Geburtstage zelebriert. "Einige meiner Freunde sind immer wieder unsicher, wann sie mir nun gratulieren sollen", sagt Chantal von Ehren. Manche senden dann regelmäßig witzige Nachrichten und winden sich um das Thema. "In der Schule wurde der Geburtstag in Nichtschaltjahren leider meistens auch vergessen, da hat kein Lehrer gratuliert. Das fiel dann unter den Tisch. Fand ich schade", sagt Mutter Sylvia.

Warum sie am 28. Februar "vorfeiern", leuchte manchen auch heute noch nicht richtig ein. "Sie sagen dann, dass das ja gar nicht richtig gilt, dass es vielleicht sogar Unglück bringt. Aber das ist Quatsch", meint Chantal schmunzelnd. Pech habe ihr das Ganze noch nie eingebracht. Und sie habe bislang auch nichts entbehren müssen. Weder Geschenke, noch Glückwünsche, noch Partys, noch ganz viel Liebe!

Urgroßmutter wurde auch an einem 29. Februar geboren

Doch irgendwie scheint das Datum die Familie zu verfolgen. Chantals Urgroßmutter väterlicherseits kam ebenso an einem seltenen 29. Februar zur Welt. Auch sie sah diesen Fakt ein Leben lang als nicht besonders an und feierte in den Jahren zwischen den Schaltjahren einfach immer vor.

Deren Vater wollte übrigens nach der Geburt den 1. März als Geburtstag eintragen lassen, um ihr spätere Widrigkeiten zu ersparen, aber eine Hebamme sei ihm zuvorgekommen und habe die Geburt noch am selben Tag beim Standesamt angezeigt. Als Chantals Urgroßoma Annemarie von Ehren noch lebte, meinte sie nur: "Darüber Gedanken gemacht haben sich immer nur die anderen!"

Auch für Chantal von Ehren ist es das Normalste der Welt. Die angehende Medizinische Fachangestellte lernt gerade ihren Wunschberuf im ersten Lehrjahr am Seenlandklinikum in Hoyerswerda. An den 80. Geburtstag von Uroma Annemarie erinnert sie sich nicht mehr, doch sie war als Vierjährige auf jeden Fall damals mit dabei. Und wurde sogar mit in der Lokalpresse erwähnt.

Das seltene Datum fasziniert die Menschen nach wie vor. Rund 55.000 Deutsche haben laut Statistischem Bundesamt übrigens am 29. Februar Geburtstag. Weltweit sind es etwa 4,8 Millionen Menschen. Darunter sind auch Prominente wie zum Beispiel Model Lena Gercke, Fußballer Benedikt Höwedes und Unternehmerin Dana Schweiger, Ex-Frau von Schauspieler Til Schweiger.