Pulsnitz. Ist die Sanierung des Rathauses ein Fass ohne Boden? Diese Frage stellt sich derzeit in Pulsnitz. Im Dezember 2020 war die Stadt von einem Budget von reichlich fünf Millionen Euro ausgegangen, im Rahmen der Haushaltsplanung für 2022/2023 wurde es bereits auf knapp 5,7 Millionen Euro erhöht, und nun liegt es bei sechs Millionen Euro. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung dieser Erhöhung mehrheitlich zugestimmt.
Fakt ist, dass die Baukosten im Laufe der Sanierung immer weiter gestiegen sind. Gerade in jüngster Vergangenheit kam es zu Preissteigerungen im Baugewerbe, die auch an der Rathaussanierung nicht vorbeigehen. „Als Projektüberwacher haben wir von den Firmen immer wieder Nachforderungen erhalten, die zum einen mit bautechnischen Erfordernissen zu tun haben, zum anderen aber auch mit den gestiegenen Preisen für Energie und Baumaterial“, erklärt Philipp Branczeisz von der Firma WEP Projektentwicklung.
AfD kritisiert Budgeterhöhung
Das Unternehmen berichtet regelmäßig im Stadtrat über den Verlauf der Rathaussanierung und über die Kostenentwicklung. So wurden bereits mehrfach Nachträge beschlossen, die über die geplanten Kosten hinausgehen. „Wenn wir von einer Firma einen Nachtrag erhalten, prüfen wir genau, ob dieser berechtigt ist“, erklärt Philipp Branczeisz. Die Preisentwicklung sei derzeit für alle Beteiligten nicht einfach.
Wie viel die Rathaussanierung am Ende tatsächlich kosten wird, könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht eingeschätzt werden. Vielmehr hat die Stadt das Budget jetzt vorsorglich auf sechs Millionen Euro erhöht, um die infolge der Ukraine- und Baupreiskrise erwarteten höheren Kosten abfedern zu können. Bauamtsleiter Kay Kühne erklärt dazu: „Wir benötigen den Beschluss nicht unbedingt, aber er ist auch kein Fehler.“
Stadtrat Frank Hannawald (AfD) sprach in diesem Zusammenhang von einer Blanko-Budgeterhöhung. „Wir haben schon zu Beginn der Baumaßnahme eine Kostenverfolgung beschlossen, um Überraschungen zu vermeiden“, sagte er. Die Erhöhung des Budgets sei ein falsches Zeichen.
Weniger Platz zum Pfefferkuchenmarkt
Aktuell gehen die Arbeiten am Rathaus zügig voran. Derzeit sind die Ausbaugewerke im Innern des Hauses beschäftigt. Zu den Arbeiten zählen unter anderem der Trockenbau, die Installation von Elektrik, Heizung und Sanitär. Der Innenputz ist zu etwa 80 Prozent aufgetragen, auch die Raumaufteilung inzwischen erkennbar. „Noch in diesem Monat sollen die Außenputzarbeiten abgeschlossen werden“, erklärt Philipp Bransczeisz. Danach folgen die Malerarbeiten an der Fassade, und dann kann auch das Gerüst verschwinden. Das soll noch in diesem Jahr passieren.
Das
bedeutet aber auch, dass zum Pfefferkuchenmarkt am ersten November-Wochenende
noch ein Teil des Marktes für die Baustelleneinrichtung benötigt wird und
weniger Platz als sonst üblich für das Event zur Verfügung steht. Und auch die
Einbahnstraßen-Regelung auf der Robert-Koch-Straße bleibt erst einmal bestehen.
Denn selbst wenn das Gerüst weg ist, muss der Fußweg noch einmal geöffnet
werden, um die Abdichtung am Sockel des Rathauses herzustellen.
Wann die Sanierung des Rathauses abgeschlossen sein wird, könne derzeit nicht genau gesagt werden. „Auf jeden Fall haben wir im ersten Quartal 2023 noch gut zu tun“, so der Projektsteuerer. Erst danach wird klar sein, was die Rathaussanierung tatsächlich gekostet hat.