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Kaum noch Land in Sicht

Im Osterzgebirge ist tiefer Winter. Heftiger Schneefall sorgt für teils chaotische Zustände auf Straßen.

Von Katarina Gust & Franz Herz & Mandy Schaks & Tobias Winzer
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Die Altenberger hatten alle Hände voll zu tun, sich freie Bahn zu verschaffen. Kaum waren sie an einer Stelle fertig, ging es von vorn los. Es schneite ununterbrochen. (2)/Ronald Bonß
Die Altenberger hatten alle Hände voll zu tun, sich freie Bahn zu verschaffen. Kaum waren sie an einer Stelle fertig, ging es von vorn los. Es schneite ununterbrochen. (2)/Ronald Bonß © Foto: Egbert Kamprath

Die Schneeberge sind im oberen Osterzgebirge rasant gewachsen. Über Nacht hat Frau Holle in den Kammlagen eine ordentliche Ladung vor die Hütten geschüttet. Allein in Zinnwald-Georgenfeld kamen über 40 Zentimeter dazu, sodass der hiesige Wetterverein am Mittwochmittag bereits eine Höhe von 75 Zentimeter vermelden konnte. Und es schneit weiter. Die Witterungsbedingungen verlangten dem Winterdienst alles ab und machten nicht nur Pendlern zu schaffen.

Ein Räumfahrzeug rutschte im Osterzgebirge vom Gehweg in den Graben.
Ein Räumfahrzeug rutschte im Osterzgebirge vom Gehweg in den Graben. © Foto: Ronald Bonß

Etliche Unfälle und gesperrte Straßen

Vor allem im morgendlichen Berufsverkehr kam es rund um Freital zu Unfällen. Auf der Autobahn A 17, in der Nähe der Abfahrt Gorbitz/Freital, verlor die Fahrerin eines Opel die Kontrolle über ihren Wagen und prallte gegen die Mittelleitplanke. Anschließend blieb sie auf der rechten Fahrspur stehen. Sie wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Wegen des Unfalls stand im Berufsverkehr nur eine Spur zur Verfügung. Es bildete sich ein langer Stau in Richtung Dreieck Dresden-West. Unfälle gab es zum Beispiel auch in Rabenau, wo ein Kastenwagen und ein Auto zusammenstießen, und in Edle Krone Richtung Höckendorf. Auf der Bundesstraße B 170 rollte der Verkehr teils schleppend. Vor allem der Possendorfer Berg hatte es in sich. Dort blieben mehrere Lkws hängen. Es war aber auch zu beobachten, dass viele Autofahrer besonders vorsichtig unterwegs waren. Dadurch wurden weitere Unfälle verhindert.

Wegen Schneeverwehungen bzw. umgestürzter Bäume musste im Osterzgebirge laut Landratsamt die Staatsstraße S 182 Altenberg – Rehefeld gesperrt werden, ebenso die Kreisstraße K 9035 Fürstenau – Gottgetreu. Störungen im Straßenverkehr hatte es am frühen Morgen wegen hängender Bäume auch auf der Kammstraße oder zwischen dem Wasserwerk Altenberg und Schellerhau und am Richtergrund zwischen Hermsdorf und Seyde gegeben, informierte das Landratsamt.

Zugverspätungen, Busausfälle und überfüllter Ersatzverkehr

Die Hauptlinie des Regionalverkehrs von Dresden über Dippoldiswalde nach Altenberg war am Mittwoch mit bis zu 20 Minuten Verspätung unterwegs, aber sie rollte. Anders war es zwischen Müglitz und Fürstenau, wo die Straße gesperrt war. Hier erreichen Busse die Haltestelle Gottgetreu gar nicht. Erhebliche Verspätungen gab es auch auf der Linie 373, die wegen der Sperrung zwischen Altenberg und Rehefeld über Bärenfels umgeleitet wird. Auf der Linie 374 erreichten die Busse die Haltestellen Oberbärenburg, zur Bobbahn, und Oberbärenburg, Bobbahn Tor D, nicht, weil die Straße voll gesperrt war.

Die Städtebahn fuhr tagsüber auf der Strecke zwischen Heidenau und Altenberg mit leichten Verspätungen um zehn Minuten. In der Frühe und um die Mittagszeit fielen Züge aus. Am Morgen machte das große Probleme. Denn der eine Bus, der als Schienenersatzverkehr fuhr, reichte nicht aus. Er war überfüllt und musste auch Schüler stehen lassen, wie die Geisinger Oberschulleiterin Anke Jarosch berichtete. Der Zugausfall am Mittag hatte nichts mit dem Winterwetter zu tun. Er war durch einen Maschinenschaden verursacht, wie die Städtebahn informierte.

Schwerer Schnee drückt Bäume um und beschädigt Stromleitungen

Der Schnee war zum Teil nass und damit schwer. Dadurch stürzten Bäume um bzw. besteht die Gefahr, dass Äste oder ganze Stämme unter der Last zusammenbrechen können. Vor allem bei Laubbäumen ist mit brechenden Kronen zu rechnen, sagt Kristina Funke vom Forstbezirk Bärenfels.

In rund 2 500 Haushalten im Osterzgebirge ist am Mittwoch zudem der Strom ausgefallen, weil Bäume in die Leitung hingen oder hineingestürzt sind. Der Schwerpunkt lag dabei zwischen 6 und 8 Uhr, wie Claudia Kuba, die Sprecherin von Enso-Netz, informierte. In manchen Fällen konnten die Techniker durch Umschalten ab 8 Uhr die Leitungen wieder ans Netz bringen, teilweise dauerten Reparaturen bis Mittag. Bei Nentmannsdorf hat ein Baumsturz eine Leitung zerrissen. Sie musste neu gezogen werden. Nach 15 Uhr bekamen hier die betroffenen Häuser wieder Elektrizität. Bei Ulberndorf, Schellerhau, Altenberg sind Leitungen beschädigt worden. Lange hat die Reparatur eines Schadens zwischen Schmiedeberg und Obercarsdorf gedauert. Hier blieb rund drei Stunden der Strom weg.

Die Entsorgungsfirma Becker kämpft sich in Altenberg durch den Schnee.
Die Entsorgungsfirma Becker kämpft sich in Altenberg durch den Schnee. © Foto: Egbert Kamprath

Schulkinder bekommen vorzeitig unterrichtsfrei

In den höheren Lagen des Osterzgebirges hatten die Schüler große Schwierigkeiten, rechtzeitig zur Schule zu kommen. In der Außenstelle Altenberg des Glückauf-Gymnasiums kam nur knapp die Hälfte der Schüler rechtzeitig, wie Schulleiter Volker Hegewald informierte. Sie wurden dann auch vorzeitig wieder nach Hause geschickt und bekamen für Donnerstag schulfrei. Für diesen Tag war in Altenberg ohnehin ein Wintersporttag geplant. In Dippoldiswalde sind die meisten Schüler pünktlich gekommen, ergänzte Hegewald. An der Grundschule Altenberg und an der Oberschule Geising wurde unterrichtet. Es blieb den Eltern überlassen zu entscheiden, ob der Schulweg für ihre Kinder möglich war, informierte Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler). „Das ist vernünftig.“ Auch alle neun Kitas im Gemeindegebiet sind geöffnet.

An der Oberschule Dippoldiswalde entschied Leiter Klaus Walter am Mittwoch: „Der Nachmittagsunterricht entfällt, damit alle Kinder zuverlässig nach Hause kommen.“ Auch die Oberschulen in Geising und Schmiedeberg schickten die Schüler vorzeitig nach Hause. In Geising ist am Donnerstag schulfrei, informierte Schulleiterin Anke Jarosch. Wer allein zu Hause bleiben müsste, kann aber in die Schule kommen. Dort ist eine Betreuungsmöglichkeit eingerichtet, sagte die Schulleiterin.

Winterdienst holt alle verfügbaren Räumfahrzeuge aus den Depots

Der nasse Schnee hat dem Winterdienst die Arbeit schwer gemacht. Die vier Straßenmeistereien im Landkreis waren am Mittwoch praktisch mit der gesamten zur Verfügung stehenden Räumtechnik im Einsatz, teilt das Landratsamt mit: 17 kreiseigene Winterdienst-Fahrzeuge und 22 Räumfahrzeuge von Fremdfirmen waren unterwegs, hinzu kamen sechs Schneefräsen im Bereich der Straßenmeisterei Altenberg. Auch die Kommunen waren am Rotieren. Die Stadt Altenberg war mit „Mann und Maus im Einsatz“, so Bürgermeister Kirsten. Im Gemeindegebiet waren 22 Winterdienst-Fahrzeuge unterwegs. Jeder Weg sei halbwegs befahrbar. „Wir schieben, schieben, schieben, was wir schaffen können.“ Für das Räumen der Parkflächen reichte die Kraft noch nicht. Kirsten hofft, ab Donnerstagmittag damit in der Innenstadt beginnen zu können und am Freitag auf den Parkplätzen für die Wintersportler.

Zwangspause auf der Altenberger Bobbahn

Nach dem Weltcup im Bob und Skeleton am vergangenen Wochenende ist vor dem Europacup im Skeleton. Die Athleten bereiten sich seit Dienstag auf ihre beiden Wettbewerbe am Freitag und Sonnabend auf der Rennschlitten- und Bobbahn in Altenberg vor. Das Training am Mittwoch musste allerdings ausfallen. „Wir haben die Bahn gesperrt“, sagte Matthias Benesch, Geschäftsführer der Wintersport Altenberg GmbH. Es schneite ununterbrochen. Die Bahnarbeiter hätten es zwar mit großen Anstrengungen geschafft, das Training zu ermöglichen. Aber der Aufwand war zu hoch. Sollten die Bedingungen auch am Donnerstag so bleiben und die Bahn wäre wieder nicht befahrbar, würde den Athleten zu viel Training fehlen. Für den Fall hat Benesch einen Plan B. Dann wird am Freitag noch einmal Training angeboten, und die beiden Rennläufe am Sonnabend werden dann separat als einzelne Wettbewerb gewertet.