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Kein Alkohol ist auch keine Lösung

Wir sollten endlich aufhören, uns beim Trinken etwas vorzulügen, findet SZ-Redakteurin Katrin Saft - und weiß einen Lösungsansatz.

Von Katrin Saft
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© Soeren Stache/dpa / Weiß Marco

Alkohol ist ein hinterlistiger Begleiter: Er schmeckt. Er kaschiert Probleme. Und er zerstört. Jeder weiß um die Suchtgefahr – und fast jeder trinkt ihn trotzdem, mehr oder weniger. Ein Verbot allerdings bringt nichts. Das hat schon die Prohibition gezeigt. Aber was dann?

Wir sollten endlich aufhören, den Konsum von Alkohol zu verharmlosen und uns was vorzulügen.

Lüge Nummer 1: Alkohol ist ein Genussmittel. Tatsächlich ist Alkohol Droge Nummer eins. Schon jeder Sechste trinkt ihn in gesundheitsschädlichem Ausmaß. Wenn im Schnitt gerade mal 2,19 Euro für eine Flasche Wein ausgegeben wird, kann es nicht um Genuss, sondern nur um Masse gehen. Hauptsache, es dreht im Kopf.

Lüge Nummer 2: Alkohol ist Privatsache. Wahr ist, dass Krankenhäuser im Jahr über 322 600 Betrunkene aufnehmen müssen. Alkoholisierte Autofahrer verursachen schwer Unfälle. In Folge von Alkoholkonsum entstehen uns allen Kosten von fast 40 Milliarden Euro – jedes Jahr.

Lüge Nummer 3: Ein bisschen Alkohol ist sogar gesund. Natürlich gibt es für alles eine Studie. Doch wo liegt die individuelle Grenze? Und wer schafft es schon, sie auch einzuhalten?

Der beste Weg wäre, die Ursachen zu bekämpfen, warum Menschen übermäßig trinken: Stress, Einsamkeit, Trennung, Geldnot, Schmerzen. Das wird nie ganz gelingen. Doch auch viele andere kleine Schritt können helfen: Alkohol sollte teurer werden. Die Mehreinnahmen könnten Suchtberatungsstellen zugutekommen. Auf der Flasche sollte ein Hinweis stehen, welche Menge des jeweiligen Getränks unbedenklich ist. Nicht jedes bessere Hotel muss schon zum Frühstück Sekt anbieten. Es muss auch nicht in jedem Fernsehfilm vorgemacht werden, dass Schnaps und Wein dazugehören. Und Werbung für Alkohol, der Flügel verleiht und auf der Party erst für die richtigen Gefühle sorgt, gehört verboten.

Gar kein Alkohol ist keine Lösung. Es geht vielmehr darum, von der Masse wieder zum Maß zu finden.

>>> E-Mail an Katrin Saft