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Hat ein 19-Jähriger drei Dresdner Tankstellen überfallen?

Daniel Leon G. soll 2022 drei Star-Tankstellen in Dresden überfallen haben. Wichtige Zeugen fehlten am ersten Verhandlungstag jedoch.

Von Andreas Weller
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Daniel Leon G. soll drei Tankstellen überfallen haben, doch die Anklage bröckelt ziemlich.
Daniel Leon G. soll drei Tankstellen überfallen haben, doch die Anklage bröckelt ziemlich. © SZ/Andreas Weller

Dresden. Daniel Leon G. hat eine schwierige Kindheit und Jugend erlebt und ist bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Aktuell muss er sich vor dem Dresdner Amtsgericht verantworten, weil er im vergangenen Jahr drei unterschiedliche Star-Tankstellen in Dresden überfallen und ausgeraubt haben soll.

Die Ermittler hatten mehrere andere Jugendliche für die Taten im Verdacht. Dass G. nun vor Gericht gelandet ist, hat er offenbar seinem Vater zu verdanken. Doch dieser und ein weiterer Zeuge tauchten zu ihren Aussagen am Montag nicht auf. Damit könnte vieles unklar bleiben.

Reizgas ins Gesicht gesprüht und Pistole abgefeuert

Der erste Tankstellenüberfall, um den es geht, ereignete sich am 14. August. Zwei maskierte Männer sind gegen 4.45 Uhr in den Verkaufsraum gegangen, als der Mitarbeiter gerade in einem Nebenraum war. Sie waren mit einem Schraubenzieher und einem Teleskopschlagstock bewaffnet.

Als der Mitarbeiter zurückkam, hat einer der beiden mit dem Schlagstock auf Auslagen und die Kasse eingeschlagen, dem Mann gedroht, er bekomme den Schraubenzieher in die Brust, wenn er das Geld nicht herausgebe. Die beiden flüchteten mit der Geldbörse des Mannes und rund 1.300 Euro aus der Kasse.

Die beiden anderen Überfälle ereigneten sich am 12. und 22. September. Hier kam jeweils ein Täter in die Tankstelle, bewaffnet mit einer Schreckschusspistole und Reizgas. Das Gas wurde dem jeweiligen Mitarbeiter mit den Worten "Kasse auf" ins Gesicht gesprüht, im ersten Fall wurde auch noch zur Warnung die Pistole abgefeuert.

Der Täter erbeutete insgesamt 1.850 Euro. Aufgrund dieser drei Überfälle ist G. wegen besonders schwerem Raub in drei Fällen und gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen angeklagt.

Wie die Polizei auf G. als Verdächtigen gekommen ist, hat sich am ersten Verhandlungstag nicht erschlossen. Die Ermittler berichteten als Zeugen, dass sie eigentlich ganz andere mögliche Täter im Verdacht hatten. Vor allem beim ersten Überfall an der Coventrystraße hatten sie mehrere potenzielle Täter ermittelt, die alle nicht weit weg wohnten und ähnliche Delikte bereits begangen hatten. Aber der Verdacht gegen alle zerschlug sich im Laufe der Ermittlungen.

Angeklagter schweigt

Demnach wurde G. offenbar von anderen belastet: seinem Vater und einem Freund von ihm. Beide sollten als Zeugen aussagen, erschienen aber nicht. G.s Vater ließ per E-Mail an das Gericht mitteilen, dass er seine Aussage zurückziehe und von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen werde. Er wünsche sich für seinen Sohn ein "mildes Urteil".

Ob der andere Zeuge zur Aussage bewegt werden und die Anklage überhaupt gehalten werden kann, bleibt abzuwarten. G. verteidigt sich "schweigend", wie sein Anwalt mitteilte.

G. ist in Thüringen geboren, als eines von drei Kindern ohne Vater in Thüringen, Bayern und Sachsen aufgewachsen. Das Verhältnis zu seiner Mutter wird als schwierig dargestellt. Der Junge musste mehrfach in Kinder- und Jugendpsychiatrien behandelt werden. 2018 ließ er sich auf eigenen Wunsch vom Jugendamt in Obhut nehmen, danach auf Wunsch seiner Mutter.

G. hat vier Einträge in seinem Vorstrafenregister. Er erhielt Jugendarrest, Arbeitstage und Verwarnungen wegen Diebstahls, Körperverletzung, Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Anstiftung zu einer versuchten Vergewaltigung. Er lebte in Heimen, soll auch dort Geld gestohlen und geschlagen haben. G. hat mehrere Schulklassen wiederholen müssen, seine Schulpflicht endete aus Altersgründen nach der 7. Klasse. Der Prozess wird fortgesetzt.