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Urteil: 22-jähriger Dresdner betrieb riesige Kinderporno-Plattform

Ein junger Dresdner war der Kopf hinter drei Darknet-Foren, in denen hunderttausende Fotos und Videos den Missbrauch von Kindern zeigten. Das Urteil gegen ihn ist zwar gefallen, die Ermittlungen gehen aber weiter.

Von Alexander Schneider
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Am Dresdner Landgericht ist ein 22-Jähriger verurteilt worden. Er soll eine der größten Kinderporno-Plattformen der Welt betrieben haben.
Am Dresdner Landgericht ist ein 22-Jähriger verurteilt worden. Er soll eine der größten Kinderporno-Plattformen der Welt betrieben haben. © Symbolfoto: Marion Doering

Dresden. Das Landgericht Dresden hat in einer sechstägigen Hauptverhandlung den Betreiber der größten Kinderpornografie-Plattformen verurteilt. Der erst 22-Jährige wurde nach dem Jugendstrafrecht wegen bandenmäßiger Verbreitung von Kinderpornografie zu einer Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt.

Derzeit sei nicht absehbar, wie lange diese Unterbringung andauern wird. Der Angeklagte hat die Vorwürfe gestanden, teilte die Justiz auf Anfrage mit. Die Hauptverhandlung der Jugendkammer wurde auch aufgrund des Alters des Angeklagten, der zur Tatzeit Heranwachsender war, unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.

Hunderttausende Nutzer in nur wenigen Wochen

Nach umfangreichen Ermittlungen des Bundeskriminalamtes (BKA) und der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT), haben die Behörden im Herbst vergangenen Jahres mehrere Plattformen abgeschaltet, auf denen hunderttausende Fotos und Videos mit sexualisierter Gewalt an Kindern illegal getauscht wurden. Der damals 21-jährige Sachse wurde am 29. November verhaftet. Er war der Hauptadministrator der Darknet-Plattformen "Boyvids 6.0", "Forbidden Love" und "Child Porn Market".

Allein in dem vom Angeklagten gegründeten Forum "Boysvids 6.0", es war nur ein Jahr online, hatten sich weltweit 410.000 Nutzer registriert, wie das BKA damals mitteilte. Es war ein Nachfolgeprojekt von "Boystown" mit fast ebenso vielen Nutzern, die auf Dateien zugreifen konnten, die den Missbrauch männlicher Kinder zeigten. Es war im Herbst 2021 aufgeflogen und abgeschaltet worden. Auch bei "Boystown" soll der pädophile Dresdner aktiv gewesen sein.

Die Seite "Forbidden Love" fungierte im Darknet als Tauschplattform für Abbildungen von sexualisierter Gewalt an Mädchen. Sie bestand erst seit Februar 2022 und hatte 846.000 registrierte Nutzer. Nach Angaben des BKA war die Seite "Child Porn Market" auf den Verkauf von Abbildungen sexualisierter Gewalt an Kindern ausgerichtet und erst wenige Wochen online.

Weitere Verhaftung in Brasilien

Diese drei international ausgerichteten Plattformen wurden laut BKA maßgeblich aus Deutschland gesteuert. Die Betreiber, Administratoren und Moderatoren agierten anonym im sogenannten Tor-Netzwerk. Dennoch gelang es den Beamten, neben dem jungen Dresdner zwei weitere Beschuldigte zu identifizieren und festzunehmen. Die beiden Männer Mitte 40 stammen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Während einer am Landgericht Hannover zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt wurde, die noch nicht rechtskräftig ist, muss sich der zweite derzeit vor dem Landgericht Kiel verantworten. In den Prozessen werden die Ermittler weitere Ansatzpunkte erhalten haben, um an weitere Hintermänner dieses Netzwerks zu gelangen. Ein mutmaßlicher Administrator der "Forbidden Love"-Plattform wurde Ende 2022 in Brasilien verhaftet.

Dresdner Prozessbeteiligte lobten die Ermittlungen der BKA-Beamten, denen es bereits 2017 gelungen war, das ähnliche weltweit agierende Pädophilenforum namens "Elysium" abzuschalten.