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Prozess: Dynamo-Schläger verprügeln drei Fotografen

Sie schweigen und manchmal grinsen sie: Zwei Dresdner sollen bei der Fußball-Randale 2021 gezielt drei Fotojournalisten brutal angegriffen haben.

Von Alexander Schneider
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Hunderte Dynamo-Anhänger haben am 16. Mai 2021 vor dem Stadion randaliert und Polizisten angegriffen. Zwei Männer stehen nur vor dem Amtsgericht Dresden, weil sie mehrere Journalisten gezielt attackiert haben sollen.
Hunderte Dynamo-Anhänger haben am 16. Mai 2021 vor dem Stadion randaliert und Polizisten angegriffen. Zwei Männer stehen nur vor dem Amtsgericht Dresden, weil sie mehrere Journalisten gezielt attackiert haben sollen. © Archiv

Dresden. Fast zwei Jahre nach den bislang schwersten Ausschreitungen gewalttätiger Dynamo-Anhänger müssen sich nun zwei Männer verantworten, die gezielt Pressefotografen attackiert und verletzt haben sollen.

Dass die Sache lediglich vor einem Strafrichter am Amtsgericht Dresden angeklagt wurde, ist zumindest ungewöhnlich. Manche Beobachter sprachen von einem kleinen Skandal. Erst vergangene Woche endete am Landgericht Dresden ein Prozess gegen einen 33-Jährigen, der bei diesen Ausschreitungen vor laufender Polizeikamera 30 Mal Steine auf die Uniformierten geworfen hatte.

Dass Gewaltopfer ihr Trauma manchmal Jahre unentdeckt mit sich herumschleppen, war am Donnerstag beim Prozessauftakt im Amtsgericht Dresden eindrücklich zu erleben. Es ging um die Ausschreitungen beim Drittliga-Aufstiegsspiel von Dynamo Dresden gegen Türkgücü München am 16. Mai 2021.

Ein 44-jähriger Fotograf war dort für eine Nachrichtenagentur im Einsatz und nun berichtete er als Zeuge, wie er von sogenannten Fans attackiert worden war. Mehrfach brach der Mann in Tränen aus, entschuldigte sich beim Vorsitzenden Richter Arnd Fiedler sogar dafür.

Fast zwei Jahre nach den Krawallen kamen die dunklen Erlebnisse wieder ans Licht und setzten dem Kameramann so sehr zu, dass er wiederholt um Fassung ringen musste.

Fünfmal sei er an jenem Sonntagnachmittag körperlich attackiert worden. "Grauenhaft" nannte der erfahrene Journalist diesen Tag, nie habe er "so viel Ablehnung" und "blanken Hass" erlebt. Er habe Mütter gesehen, die mit ihren Kindern "daneben stehen und applaudieren", als Polizisten von dem gewalttätigen Mob mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik beworfen wurden.

Die Bilanz war verheerend. 184 Uniformierte wurden zum Teil schwer verletzt, auch mehrere Bildjournalisten. Noch immer ermitteln Beamte der Sonderkommission Hauptallee rund um diese Ausschreitungen.

Die Angeklagten Conrad H. (48) und Oliver A. (39) sollen laut Anklage Teil der Masse von bis zu 1.000 Menschen gewesen sein, die in vorderster Reihe Polizisten angriffen. Der Gastronom H. habe die Uniformierten als "Feiglinge" und "Volksverräter" beschimpft, Restaurantfachmann A., der sich zurzeit zum Verwaltungsfachwirt umschulen lässt, habe etwa den Polizisten "Schweine", "Flachpfeifen", "Assis" und "Scheiß Staatsdiener" zugerufen.

17-Jähriger mehrfach bewusstlos

H. habe dann den Fotografen gepackt und geschüttelt und ihm gesagt, sich zu "verpissen". Auch A. habe den 44-Jährigen beschimpft und bedroht. Danach sollen die beiden Angeklagten zwei 17-Jährige angegriffen haben, die ebenfalls als Fotoreporter dort waren. A. habe einem zweimal mit dem Knie in den Bauch gestoßen, H. ihm mehrfach mit der Faust auf den Kopf geschlagen. Der Jugendliche habe wiederholt das Bewusstsein verloren und musste notärztlich versorgt und in eine Klinik gebracht werden.

Einen zweiten Jugendlichen habe H. mit Billigung von A. gegen ein Polizeifahrzeug gestoßen. Beiden Angeklagten wird nun Landfriedensbruch, Nötigung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Sie schwiegen zum Auftakt, grinsten auch mal bei den Zeugenvernehmungen.

Richter Fiedler vernahm neben dem 44-Jährigen, der heute nicht mehr als Fotojournalist arbeitet, auch die beiden inzwischen 19-jährigen Fotografen als Zeugen. Alle drei haben die Angeklagten, deren Personalien vor Ort von der Polizei festgestellt worden waren, wie schon in ihren Polizeivernehmungen nicht wiedererkannt.

Der Prozess wird fortgesetzt.