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Sachsens Generalstaatsanwalt klagt Betreiber von Raubkopierer Movie2K.to an

Fast elf Jahre nach der Abschaltung der illegalen Online-Plattform Movie2K ist die Anklage gegen den Hauptbetreiber fertig. Er war ein großer Verbreiter von Raubkopien - und Bitcoin-Millionär.

Von Ulrich Wolf & Karin Schlottmann
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Mehr als zehn Jahren ermittelten sächsische Cyber-Experten gegen Betreiber einer illegalen Online-Plattform für Filme. Nun ist die Anklage gegen den Hauptbetreiber fertig.
Mehr als zehn Jahren ermittelten sächsische Cyber-Experten gegen Betreiber einer illegalen Online-Plattform für Filme. Nun ist die Anklage gegen den Hauptbetreiber fertig. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Dresden/Leipzig. Nach mehr als einem Jahrzehnt währenden Ermittlungen hat Sachsens Generalstaatsanwalt Anklage erhoben gegen einen Hauptbetreiber und einen Mitarbeiter des einst führenden Raubkopien-Portals Movie2k.to.

Das einst im westafrikanischen Togo registrierte Internetportal war 2013 abgeschaltet worden. Jetzt entscheide die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Leipzig über die Eröffnung des Hauptverfahrens, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch in Dresden mit.

Dem 40 Jahre alten deutschen Hauptbetreiber werde vorgeworfen, in fast 220.000 Fällen urheberrechtlich geschützte Filme illegal verwertet zu haben, hieß es. Zudem werde ihm Geldwäsche in 146 Fälle sowie Anstiftung zur falschen Verdächtigung vorgeworfen. Aus seinen Werbeverträgen und Abonnements soll er Millionensummen kassiert haben, ausgezahlt in Form von Bitcoins.

Bitcoins im Milliardenwert an das BKA transferiert

Mitte Januar dieses Jahres hatte die für den Fall zuständige Integrierte Ermittlungseinheit Ines der Generalstaatsanwaltschaft bei dem Beschuldigten fast 50.000 Bitcoins sichergestellt. Der Marktwert lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa zwei Milliarden Euro. Nie zuvor hatte eine Behörde in Deutschland eine derart große Menge Bitcoins beschlagnahmt. "Die Sicherstellung der Bitcoins erfolgte nach der freiwilligen Übertragung auf durch das Bundeskriminalamt zur Verfügung gestellten Behörden-Wallets", teilten die Ermittler seinerzeit mit.

Und schon 2020 hatten die sächsischen Ermittler haben bei dem Movie2k-Betreiber Bitcoins in Höhe von 25 Millionen Euro beschlagnahmt. Den Großteil davon besaß damals der Programmierer des Raubkopierportals. Er soll die Bitcoins überwiegend dazu genutzt haben, Immobilien zu erwerben.

Der Hauptbetreiber war nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft zeitweise untergetaucht und seit Ende 2019 international per Haftbefehl gesucht worden. Seine Festnahme erfolgte im Mai 2023 im Ausland, bis Mitte Januar 2024 saß er in Untersuchungshaft.

Erlöse aus den Betrügereien flossen in Immobilien

Bei dem zweiten Angeklagten soll es sich nach Informationen von Sächsische.de um einen 37 Jahre alten Immobilienmakler aus Polen mit Wohnsitz in Berlin handeln. Ihm wirft die Behörde gewerbsmäßige Geldwäsche in 46 Fällen und Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall vor. Der Pole ist nach Erkenntnissen der Ermittler mit dem Hauptbetreiber befreundet und sei seit Ende Mai 2013 in Bitcoins für seine Tätigkeit "entlohnt" worden.

Der Programmierer war früheren Angaben zufolge war bereits 2019 verhaftet und im März 2023 rechtskräftig verurteilt worden: zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Zudem hatte der für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zuständige Hauptfinanzagent des Online-Portals zehn Monate bekommen. Beide Strafen waren zur Bewährung ausgesetzt worden. Die beiden Männer waren in Bayern und Rheinland-Pfalz festgenommen worden. Sie gestanden und unterstützten die Ermittlungen gegen den nun angeklagten zweiten Hauptbetreiber.

Bisherigen Erkenntnissen zufolge flossen die Millionenerträge von Movie2k.to über Briefkastenfirmen und Finanzagenten in Europa und Asien. Allein 5,1 Millionen Euro hätten die Betreiber über eine niederländische Briefkastenfirma an den Berliner Immobilienunternehmer überwiesen. Er soll das Geld unter anderem in Immobilien in Sachsen, Brandenburg und Berlin angelegt und bis heute verwaltet haben.