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Wer hat die Dresdner Immelmann-Statue gestohlen?

Zwei Männer wurden auf frischer Tat vor dem Friedhof in Dresden-Tolkewitz mit der Plastik des bekannten Jagdfliegers Max Immelmann geschnappt. Doch in ihrem Prozess schweigen sie.

Von Alexander Schneider
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2021 gestohlen, danach restauriert und nun wieder an Ort und Stelle: die Statue des Dresdner Jagdfliegers Max Immelmann. Die beiden mutmaßlichen Diebe stehen seit Dienstag vor Gericht.
2021 gestohlen, danach restauriert und nun wieder an Ort und Stelle: die Statue des Dresdner Jagdfliegers Max Immelmann. Die beiden mutmaßlichen Diebe stehen seit Dienstag vor Gericht. © René Meinig

Dresden. Max Immelmann ist ein namhafter Sohn Dresdens, ein gefeierter Kriegsheld, der 1916 in seinem Flugzeug tödlich verunglückte. Man nannte ihn den "Adler von Lille", in der französischen Stadt war er damals stationiert. Der Pilot soll sich sagenumwobene Luftgefechte geliefert haben, auch ein Flugmanöver ist nach seinem Namen benannt, eine damals spektakuläre Wende. Zu Immelmanns Beerdigung 1916 auf dem Tolkewitzer Friedhof strömten rund 10.000 Menschen. Eine Zahl, die unvorstellbar erscheint. Schon 100 Trauergäste seien heute viel, sagt selbst ein Fachmann der städtischen Friedhofsverwaltung.

Seit 1928 schmückt eine Bronzestatue das berühmte Grab am Urnenhain. Und genau darauf sollen es zwei Männer Ende Januar 2021 abgesehen haben. Mitten in der Corona-Hochzeit, als die Friedhöfe dieser Stadt mit der Beerdigung von Opfern der Pandemie an ihre Grenzen geraten waren. Seit Dienstag stehen die beiden Lausitzer, ein Frührentner (54), Kaufmann, sowie ein Zerspanungsmechaniker (39) wegen Diebstahls vor dem Amtsgericht Dresden.

Sie hatten ein ähnliches Pech wie der "Adler von Lille". Während Immelmann versehentlich von der eigenen Artillerie abgeschossen worden war, wurden die beiden Männer noch vor dem Friedhof an ihrem Kleintransporter von der Polizei festgenommen, ein Zeuge hatte die Männer beobachtet. Im Auto lagen Grabkerzen. Spuren im frischen Schnee zeigten den Beamten, wo die mutmaßlichen Täter unterwegs waren, wo sie die Mauer überstiegen, wo sie ihre Beute zwischengelagert haben müssen. Dazu die Spuren- und DNA-Gutachten der Kriminaltechniker. Eigentlich sollte der Fall klar sein.

Staatsanwaltschaft: "Ein klassischer Kunstdiebstahl"

Für die Staatsanwaltschaft geht es um einen klassischen Kunstdiebstahl. Die Diebe hätten es gezielt auf die Statue abgesehen gehabt, deren Wert mit mindestens 50.000 Euro angegeben wird. Sie sollen ihren Lieferwagen vor dem Friedhofsgelände geparkt und dann mit Handwagen und Akku-Säge den Gottesacker heimgesucht haben. Die metallene Statue hätten sie kurzerhand abgesägt. Außerdem sollen sie noch drei bronzene Grabschalen vom angrenzenden Johannisfriedhof brachial aus den Grabmalen gebrochen haben, um auch sie zu Geld zu machen.

Doch geht es nach den Verteidigern, ist gar nichts klar. Achtung: Immelmann-Kehre! Rolf Franek und Peter Hollstein teilten nicht nur mit, dass sich ihre Mandanten vorerst nicht zu den Vorwürfen einlassen würden. Sie argumentierten auch, dass die Spuren in den Gutachten, konkret etwa Bronzeabrieb auf dem Sägeblatt, chemisch nicht mit der Bronze der Statue übereinstimme. Man hätte die Tat als sogenannte Wahlfeststellung – also dass hier entweder ein Diebstahl oder eine Hehlerei als Vorwurf infrage kommen könnte – anklagen müssen. Wer könne denn sicher sagen, ob die Angeklagten selbst auf dem Friedhof waren? Der Prozess wird fortgesetzt.