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Offene Wohngeldanträge in Dresden - kann Künstliche Intelligenz helfen?

Datenschutz ist die größte Hürde für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, sagt Dresdens zuständiger Bürgermeister Jan Pratzka. Wo die Stadtverwaltung KI bald einsetzen will.

Von Andreas Weller
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Wohngeldanträge und vieles mehr könnten mit KI schneller bearbeitet werden.
Wohngeldanträge und vieles mehr könnten mit KI schneller bearbeitet werden. © SZ/Uwe Soeder (Symbolfoto)

Dresden. In vielen Bereichen hat KI längst Einzug erhalten. In der Medizin, aber auch im Kundenservice mit Chat-Bots. Sogar Straßenoberflächen können mit KI "gelesen" werden. Die Künstliche Intelligenz sagt vorher, wo das nächste Schlagloch entsteht. Auch in der Stadtverwaltung Dresden soll KI bald zum Einsatz kommen. Allerdings gelten dafür strenge Regeln, erklärt Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (CDU), der auch für Digitalisierung zuständig ist. In welchem Bereich die erste KI im Rathaus eingesetzt wird und was außerdem geplant ist.

Abfall-Infos gibt es bald von KI

Aktuell verwenden laut Pratzka die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Amt für Grünflächen und Abfallwirtschaft Zeit damit, Bürgeranfragen zu beantworten, die sich um Kosten, Leerungszeiten und so weiter drehen. "Wir sind dabei, die Fragen zu analysieren und zu prüfen, wie die Bürger auf anderem Weg verlässlich mit Informationen versorgt werden können", so Pratzka.

Dafür wurde ein Projektlenkungsausschuss gegründet. "Eine Chat-Bot-Lösung soll als Pilotprojekt zum Einsatz kommen, um den Bürgern auf der Homepage der Stadt die entsprechenden Informationen zu geben", so Pratzka. Dafür muss aber sichergestellt werden, dass keinerlei personenbezogene Daten verarbeitet werden, denn diese persönlichen Daten unterliegen einem besonderen Schutz.

Das System soll künftig in der Lage sein, eigenständig die konkreten Fragen richtig beantworten zu können, automatisiert, erklärt Dresdens IT-Chef Michael Breidung. Im Herbst/Winter dieses Jahres soll alles soweit überprüft und sicher sein, damit die KI in diesem Fall zum Einsatz kommen kann.

KI könnte auch Ausweise überprüfen

Im Rahmen der Digitalstrategie der Stadt wird geprüft, in welchen Bereichen KI überall noch eingesetzt werden kann. Dafür wird ein Innovationslabor eingerichtet. Dort wird beispielsweise überlegt, wie KI weitergeführt werden kann. "Für den Bereich Bürgerservice ist das sehr interessant", sagt der Chef des Bürgeramts Markus Blocher. Dort werden bereits Geräte eingesetzt, die in viele unterschiedliche Sprachen übersetzen und so die Beratung der Bürger mit Migrationshintergrund, die kein oder wenig Deutsch sprechen, erleichtern.

So ist auch geplant, Termine im Bürgerservice, die keine persönliche Vorsprache erfordern, online durchzuführen. Bei der Beantragung von Personalausweisen und Reisepässen geht das derzeit noch nicht. "Termine können schon länger online gebucht werden", so Blocher. "Aber wir könnten künftig auch bestimmte Beratungen in Online-Präsenz durchführen und quasi auf das Online-Büro umstellen. KI kann hierbei zum Einsatz kommen, unterstützen oder das Angebot erweitern, beispielsweise um das vorzuzeigende Ausweisdokument auf Echtheit zu überprüfen."

Beispielsweise wenn Familien- oder Dresden-Pässe beantragt werden. Im Bürgeramt gibt es bereits Geräte von der Bundesdruckerei, das Ausweise aus den unterschiedlichsten Staaten auf deren Echtheit überprüfen. Aber bisher funktioniert das nur vor Ort. Online muss noch eine Lösung gefunden werden.

KI könnte Dresdnern Behördengänge abnehmen

Das klare Ziel von Bürgermeister Pratzka ist, dass in Zukunft komplette Leistungsanträge online und mit KI-Unterstützung beantragt werden können. Das könnte beispielsweise dabei helfen, die große Anzahl an Wohngeldanträgen schneller zu bearbeiten. "Aber die Daten müssen sicher in einem eigenen System behalten werden." Das baue der Eigenbetrieb IT von Breidung auf.

Es gibt Softwareanbieter, die solche Systeme vertreiben. Aber bevor diese genutzt werden können, müssen diese getestet und der Datenschutz sichergestellt werden "Die Daten dürfen keinesfalls ins Internet oder auf Servern im Ausland gespeichert werden, sondern der Zugriff darf nur vom eigenen System möglich sein."

Den Dresdnerinnen und Dresdnern würde das viele Gänge zu Ämtern ersparen. "KI ist sinnvoll, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten. Sie sollen lieber mehr Zeit für persönliche Beratungen der Dresdner haben, anstatt beispielsweise Dokumente zu prüfen."

Es werde auch nicht eine KI für alle Anwendungen geben, so Blocher. Viele Verwaltungen prüfen bereits Einsatzmöglichkeiten. Deshalb sei es auch für Dresden denkbar, für weitere Einsatzbereiche KI anzuschaffen. "Wenn beispielsweise andere Kommunen etwas Innovatives einführen, gerne."

Bürgermeister Pratzka stellt aber auch klar, dass Dresden immer nur in dem Bereich aktiv werde, der rechtlich sicher ist. "Sie können mit KI Gesichter erkennen, da kämen wir schnell in einen Überwachungsstaat und das werden wir sicher nicht anwenden." Auch Personalabbau sei keine Motivation für den Einsatz von KI. "Es wird immer so sein, dass wir den Menschen brauchen, der berät und die KI kontrolliert, denn die Verantwortung trägt immer der Mensch."