Feuilleton
Merken

Sagt Chefin des MDR die Unwahrheit?

Auch SZ-Infos legen nahe: Julia Krittian hat womöglich gefordert, Moderatoren des ARD-Mittagsmagazins durch Nachfolger mit Ost-Biografie zu ersetzen. Der MDR widerspricht.

Von Oliver Reinhard
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
War ARD-Korrespondentin, wurde 2019 MDR-Pressechefin und ist seit 2022 Chefredakteurin: Julia Krittian.
War ARD-Korrespondentin, wurde 2019 MDR-Pressechefin und ist seit 2022 Chefredakteurin: Julia Krittian. © Jan Woitas/dpa (Archiv)

Auch eine Woche nach den bedauernden Abschiedsworten der beiden ARD-Mittagsmagazin-Moderatoren Nadia Kailouli und Aimen Abdulaziz-Said ist es immer noch nicht klar: Wer hat die Unwahrheit gesagt über die Auswahl der künftigen Köpfe des MIMA nach dem Umzug des Magazins von Berlin nach Leipzig und aus RBB- in MDR-Verantwortung? Die Kölnerin Kailouli und der Hamburger Abdulaziz-Said hatten in einer gleichlautenden Nachricht auf Twitter verkündet: „Wie ihr wisst, zieht das ARD-MIMA 2024 nach Leipzig. Ich werde die Sendung dann leider nicht mehr moderieren. Laut MDR-Chefredakteurin soll die künftige Moderation einen ost-deutschen Hintergrund haben.“

Das will Julia Krittian so nicht stehen lassen: „Eine solche Aussage habe ich nicht getroffen – und eine solche Einseitigkeit wäre auch nicht meine Haltung“, erklärte die MDR-Chefredakteurin gegenüber dem Berliner Tagesspiegel. Womit Krittian implizit behauptet, Kailouli und Abdulaziz-Said hätten die Unwahrheit gesagt.

Laut dem Magazin Übermedien bestätigen hingegen „verschiedene Personen“, dass Frau Krittian eine solche Aussage sehr wohl getroffen habe. Das Medienmagazin ZAPP vom Norddeutschen Rundfunk berichtet ebenfalls, diverse Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Redaktionskonferenz von MIMA und Krittian würden sich daran erinnern, dass der MDR sich laut dessen Chefredakteurin „in Ostdeutschland verwurzelte Menschen wünsche“. Auch nach Informationen der Sächsischen Zeitung wurde diese „Einstellungsbedingung“ in jenem Redaktionsgespräch ebenso erwähnt wie in internen Mails des RBB.

Gerade im Hinblick auf die vielen Forderungen nach einer Ost-Quote gäbe es durchaus Gründe für den MDR, die Moderationsstellen gezielt mit Menschen aus Ostdeutschland zu besetzen. Damit könnte man dem Osten insgesamt ein wenig mehr Sichtbarkeit in der deutschen Medienlandschaft verschaffen, in der er noch immer stark unterrepräsentiert ist. Sollte es diese „Einstellungsbedingungen“ tatsächlich geben, bliebe die Frage, warum der MDR das nicht auch öffentlich kommuniziert, sondern abstreitet. Gut möglich, dass man in Leipzig jenes Geschmäckle scheut, das ein Gegeneinander-Ausspielen der Minderheit von Deutschen mit Migrationshintergrund gegen die Minderheit der Ostdeutschen haben könnte.

Anfragen der Sächsischen Zeitung an den MDR zur Sache blieben bis zum Redaktionsschluss am Montagabend unbeantwortet.