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Leipziger "Kinderzimmer-Dealer" kommt wieder vor Gericht

Der berühmt gewordene junge Drogenhändler "Shiny Flakes" aus Leipzig baute schon während der Haft einen neuen Onlinestore auf.

Von Sven Heitkamp
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Maximilian in einer Szene aus "Shiny Flakes: The Teenage Drug Lord". Die Netflix-Doku erzählt die wahre Geschichte, die als Inspiration für die erfolgreiche deutsche Netflix Original Serie "How To Sell Drugs Online (Fast)" diente.
Maximilian in einer Szene aus "Shiny Flakes: The Teenage Drug Lord". Die Netflix-Doku erzählt die wahre Geschichte, die als Inspiration für die erfolgreiche deutsche Netflix Original Serie "How To Sell Drugs Online (Fast)" diente. © Netflix/dpa

Leipzig. Er hat es offenbar wieder getan: Maximilian S., der als "Kinderzimmer-Dealer" international berühmt wurde, weil er über das Internet tonnenweise Drogen verkaufte, ist erneut angeklagt worden. Die Ermittler sagen: wieder wegen eines Onlineshops für allerlei illegale Substanzen.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig bestätigt auf Nachfrage, dass sie bereits Ende November Anklage beim Landgericht Leipzig gegen den 27-jährigen S. und vier weitere mutmaßliche Beschuldigte eingereicht hat. Es soll sich um vier weitere Leipziger zwischen 23 und 32 Jahren handeln. Alle Angeklagten sind dennoch auf freiem Fuß.

Ein Sprecher des Landgerichts sagte Sächsische.de, laut der Anklage seien bereits zwischen April 2019 und Januar 2021 fast 500 Postsendungen aus einer Wohnung in der Prager Straße verschickt worden. Darin enthalten waren unter anderem: 16,5 Kilogramm Amphetamin – sogenanntes "Speed" – sowie 2,5 Kilo Haschisch, zwei Kilo der Partydroge MDMA, 500 Gramm Crystal Meth und 350 Gramm Kokain.

Dazu kamen mehr als 1000 verschiedene Tabletten und Arzneimittel. Angeklagt wurde unerlaubter Drogenhandel in nicht geringen Mengen und mit einer bandenmäßigen Vorgehensweise. Das Landgericht muss noch über die Zulassung der Anklage entscheiden.

Pikant ist bei dem neuen Deal auch der Zeitraum: Maximilian S. war wegen seines früheren Drogenportals "Shiny Flakes" ("glitzernde Flocken") noch bis Ende Juli 2019 in Haft. Er nutzte aber offenbar schon in den letzten Haftmonaten seine Freigängerzeiten im offenen Vollzug, um ein neues illegales Geschäft mit seiner Gruppe von Komplizen aufzubauen.

Diesmal firmierte sein offener Internetshop unter dem Namen "Candy love". Die Staatsanwaltschaft hatte dort während ihrer Ermittlungen sogar Testkäufe unternommen, um die Abläufe und die Qualität der Waren zu überprüfen.

2015 saß Maximilian S. (M.) in Leipzig schon einmal vor Gericht.
2015 saß Maximilian S. (M.) in Leipzig schon einmal vor Gericht. © Archiv/Peter Endig/dpa

S. war im November 2015 zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt worden, er bekam allerdings nach einiger Zeit Hafterleichterungen. Laut Urteil hatte er zwischen 2013 und 2015 fast eine Tonne Drogen verkauft und mehr als vier Millionen Euro verdient. Nur Heroin hatte er abgelehnt und auch selbst keine Drogen konsumiert.

Zunächst liefen seine Geschäfte im sogenannten "Darknet", aber bald auch in offenen Onlineshops, die im Ausland registriert waren. Die Drogen hatte der Realschüler ohne Berufsabschluss im Jugendzimmer in der Wohnung seiner Mutter in Leipzig-Gohlis gelagert. Die Zimmertür habe er jahrelang stets abgeschlossen, die Mutter habe nichts geahnt, wie sie dem Gericht erzählte.

Maximilian S. wirkte vor Gericht und vor der Kamera meist sehr selbstbewusst – und wenig schuldbewusst. Aufgeflogen war er jedoch damals durch Fehler bei Paketsendungen, die der Post auffielen. Polizei-Ermittler observierten daraufhin den Briefkasten in seiner Nachbarschaft, bis sie den seinerzeit 20-Jährigen Zuhause festnahmen. Bezahlt wurden die Drogen mit Bitcoins. Ein Teil des Erlöses ist bis heute nicht gefunden.

Der amerikanische Streamingdienst Netflix brachte später drei Krimistaffeln nach seiner Geschichte unter dem Titel "How to sell drugs online (fast)" ("Wie man Drogen (schnell) online verkauft") heraus und eine Dokumentation unter dem Titel "Shiny flakes – the teenage drug lord" ("Der jugendliche Drogenbaron"), in der seine Geschichte in vielen Interviews an Originalschauplätzen erzählt wird. Die Filme zählen zu den bisher erfolgreichsten deutschen Serien auf der US-Streamingplattform.

Dieser Text wurde am 11. Februar mit aktuellen Informationen aktualisiert.