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Leipzig: Polizisten bei Spontandemo verletzt

Bei einer Spontandemo in Connewitz geht etliches zu Bruch, Polizisten werden verletzt. Anlass ist die Festnahme einer mutmaßlichen Linksextremistin.

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Polizisten stehen auf einer Straße in Leipzig-Connewitz, auf der Gegenstände als Barrikade liegen. Am Rande einer Demonstration kam es dort am Freitagabend zu Ausschreitungen.
Polizisten stehen auf einer Straße in Leipzig-Connewitz, auf der Gegenstände als Barrikade liegen. Am Rande einer Demonstration kam es dort am Freitagabend zu Ausschreitungen. © Sebastian Willnow/dpa

Leipzig. Vermummte Randalierer haben am Freitagabend im Leipziger Stadtteil Connewitz Steine auf Polizisten geworfen. Auch auf zahlreiche Fensterscheiben eines neu gebauten Hauses wurden Pflastersteine geschleudert. Zudem zerrten die schwarz gekleideten Teilnehmer einer Spontan-Demo Teile von Baustellenabsperrungen auf eine Straße und kippten mehrere Glascontainer um. Ein Polizeisprecher bestätigte eine "kurze Zusammenrottung von Personen". Beamte seien mit Steinen attackiert worden. Zudem sei Pyrotechnik gezündet worden. Am späten Abend twitterte die Polizei, es seien drei Kollegen verletzt und Einsatzfahrzeuge beschädigt worden.

Am Samstagmittag teilte die Polizei weitere Details mit: Es sei gegen 19.40 Uhr zu einer Spontandemonstration von etwa 200 Teilnehmern gekommen, die Polizeibeamte mit Steinen und Pyrotechnik bewarfen. Bei den Übergriffen in der Biedermannstraße/Herderstraße sei einer der drei verletzen Polizisten so stark verletzt worden, dass er nicht mehr dienstfähig sei. Es sei zu Sachbeschädigungen an mehreren Gebäuden im Bereich des Wiedebachplatzes und an mehreren Wohnhäusern gekommen, Einsatzfahrzeuge und Einsatzmittel wurden beschädigt.

Anlass der Spontan-Demo war unter anderem die Festnahme einer mutmaßlichen Linksextremistin in Leipzig. Der 25 Jahre alten Frau werden Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung sowie gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung und besonders schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Zu der Demo war unter dem Motto "Freiheit für Lina!" aufgerufen worden.

Die Polizei in Leipzig war ohnehin mit einem großen Aufgebot und Unterstützung aus anderen Bundesländern im Einsatz. Für Samstag hat die Initiative "Querdenken" zu einer bundesweiten Großdemonstration mit bis zu 20.000 Teilnehmern aufgerufen. Sie wollen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen protestieren. Laut Polizei gab es am Freitagabend bereits eine Spontan-Demonstration auf dem Leipziger Marktplatz. Zudem formierte sich dort Gegenprotest. 

Anzeige wegen Verstößen gegen Corona-Auflagen

Am Samstag teilte die Polizei mit, die Versammlung auf dem Marktplatz von "Köln ist aktiv" sei angezeigt gewesen. "Eine spontane Gegenkundgebung am Marktplatz wurde durch die Versammlungsbehörde positiv beschieden." Bei "Köln ist aktiv" seien über 200 Teilnehmer anwesend gewesen, etwa 100 nahmen am Gegenprotest teil. "Aufgrund von Auflagenverstößen (fehlende Mund-Nasen-Bedeckung und Nichteinhalten des gebotenen Mindestabstandes) aus der Versammlung 'Köln ist aktiv' wurde eine Anzeige gegen die Versammlungsleiterin gefertigt", teilt die Polizei mit. Einsatzkräfte der Polizei hätten die Verstöße gegen die Auflagen "in Amtshilfe für die Versammlungsbehörde videografiert". 

Teilnehmer einer linken Demonstration halten Transparente und protestieren gegen eine Kundgebung von sogenannten "Querdenkern".
Teilnehmer einer linken Demonstration halten Transparente und protestieren gegen eine Kundgebung von sogenannten "Querdenkern". © Sebastian Willnow/dpa

Außerdem sei am Freitagabend der Aufbau der Bühnentechnik für die angemeldete Versammlung "Für die Freiheit" untersagt worden, nachdem zunächst das Verwaltungsgericht beschieden hatte, dass die Versammlung auf dem Gelände der Neuen Messe stattzufinden hat. "Ein kleiner Teil der Anwesenden führte daraufhin eine Spontandemonstration bis heute Morgen 8 Uhr durch, die ohne Vorkommnisse verlief", so die Polizei.

Polizisten stehen am Freitagabend auf dem Leipziger Marktplatz zwischen einer Kundgebung von "Querdenkern" sowie einer Gegendemonstration.
Polizisten stehen am Freitagabend auf dem Leipziger Marktplatz zwischen einer Kundgebung von "Querdenkern" sowie einer Gegendemonstration. © Sebastian Willnow/dpa

Nun fokussiert sich die Arbeit der Polizei auf die Innenstadt, wo am Samstag Tausende auf dem Augustusplatz demonstrieren. "Die besondere Herausforderung für die Einsatzkräfte ist dabei der Umgang mit den Menschenmassen in Verbindung mit der Durchsetzung des Infektionsschutzes, der Gewährung der Versammlungsfreiheit und der Umgang mit der bereits in der vergangenen Nacht gezeigten Gewaltbereitschaft einzelner Gruppen", erklärt die Polizei. Alle Informationen zur "Querdenker"-Demo am Samstag und dem Gegenprotest lesen Sie in unserem Newsblog zum Coronavirus. (SZ, dpa)