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Abschiebung in Leipzig eskaliert: SEK-Einsatz und Demonstrationen

In der Leipziger Südvorstadt sollte am Dienstagvormittag ein 26-Jähriger abgeschoben werden. Der Einsatz eskaliert - zudem protestieren hundert Menschen dagegen.

Von Erik-Holm Langhof
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In Leipzig ist eine Abschiebung eines 26-Jährigen eskaliert. Vor Ort sind neben Feuerwehr und Rettungsdienst auch Spezialeinsatzkräfte der Polizei.
In Leipzig ist eine Abschiebung eines 26-Jährigen eskaliert. Vor Ort sind neben Feuerwehr und Rettungsdienst auch Spezialeinsatzkräfte der Polizei. © News5/Grube

Leipzig. Eine geplante Abschiebung hat in der Leipziger Südvorstadt am Dienstag zu einem größeren Polizeieinsatz geführt. Am Nachmittag waren mehrere Einsatzkräfte der Polizei, des Rettungsdienstes und der Feuerwehr vor Ort - darunter auch das Spezialeinsatzkommando der Polizei sowie spezielle geschulte Verhandlungskräfte des Landeskriminalamtes.

Nach Angaben von Polizeisprecher Chris Graupner war am Dienstag gegen 9.30 Uhr durch die Landesdirektion Sachsen geplant, einen 26-jährigen Jordanier aus Sachsen abzuschieben. Dieser drohte jedoch, sich selbst zu verletzen. "Soweit wir wissen, soll er sich auch selbst Schnittverletzungen am Arm zugefügt haben", erklärt Graupner. Daraufhin war Ziel des Einsatzes, den Mann ärztlich zu versorgen sowie in Sicherheit zu bringen.

Dazu waren speziell geschulte Verhandlungskräfte des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen, ein Team für lebensbedrohliche Einsatzlagen sowie ein Spezialeinsatzkommando der Polizei vor Ort. "Das LKA-Team hat mit dem Mann verhandelt. Wäre ein sofortiger Zugriff notwendig gewesen, standen die Spezialkräfte der Polizei im Hintergrund zur Verfügung", so Graupner am Nachmittag.

Die Feuerwehr hatte vorsorglich im Hof des Hauses ein Sprungkissen aufgebaut, um Verletzungen bei einem Sprung aus dem Fenster zu verhindern. Dies kam jedoch nicht zum Einsatz.

26-Jähriger kommt verletzt ins Krankenhaus

Kurz vor 17 Uhr konnten Polizeibeamte in die Wohnung vorgehen und Rettungskräfte zu dem 26-Jährigen bringen. Er sei verletzt und werde nun in ein Krankenhaus gebracht, wo er medizinisch behandelt werden soll, so der Polizeisprecher.

Eine Abschiebung am Dienstag sei nicht mehr geplant. "Der Abschiebeflug ist bereits abgehoben. Die Entscheidung über weitere Schritte liegt nun bei der Landesdirektion", sagt Graupner. Nach Informationen von Sächsische.de wurde die Abschiebung bis auf Weiteres ausgesetzt.

Wie ein Reporter der Leipziger Volkszeitung unter Berufung auf den Bruder des 26-Jährigen berichtet, sei der Jordanier seit acht Jahren in Leipzig. Seit vier Jahren arbeite er bei einem Bäcker am Augustusplatz. Zuletzt sei seine Aufenthaltserlaubnis erloschen und somit seine Arbeitsstelle gekündigt worden.

Auf der betroffenen Alfred-Kästner-Straße haben sich etwa 100 Teilnehmer zu zwei Kundgebungen versammelt. Die Polizei sichert die Versammlung ab.
Auf der betroffenen Alfred-Kästner-Straße haben sich etwa 100 Teilnehmer zu zwei Kundgebungen versammelt. Die Polizei sichert die Versammlung ab. © News5/Grube

Während der Einsatz lief, seien am Mittag bis zu 100 Personen zu zwei Kundgebungen auf der Alfred-Kästner-Straße zusammengekommen. Sie stehen sowohl auf der Seite zur Karl-Liebknecht-Straße, als an der Ecke zur Bernhard-Göring-Straße. Nur eine der Kundgebungen sei von der Versammlungsbehörde der Stadt Leipzig erlaubt worden, sagt der Polizeisprecher. "Dennoch wurde die Straße durch Sitzblockaden besetzt. Die Situation ist aktuell friedlich und störungsfrei."

Autofahrer geht mit Baseballschläger auf Demonstranten los

Nach Angaben der Demonstrierenden auf Twitter ging die Polizei hingegen vereinzelt gegen die Blockierer vor und wendete dabei auch Zwang an.

Zu einer brenzligen Situation sei es bereits am Mittag zwischen einem Autofahrer und einigen Versammlungsteilnehmern gekommen. Dabei soll der Kraftfahrer die Protestler mit einem Baseballschläger bedroht haben. "In dem Fall haben wir die Personalien des Mannes aufgenommen und den Baseballschläger sichergestellt", teilt der Polizeisprecher mit. Es laufen demnach Ermittlungen.

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über das Thema Suizid, außer es erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800 1110111 und 0800 1110222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

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