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Nachwuchs bei Löwen und Elefanten: So geht es den Jungtieren im Leipziger Zoo

Nach der öffentlichen Debatte um die Versetzung des Tierpflegers Jörg Gräser macht der Leipziger Zoo jetzt Schlagzeilen mit guten Nachrichten: Vier Dickhäuter und die Löwen haben Nachwuchs.

Von Sven Heitkamp
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Diese vier Löwen-Jungtiere sind jetzt im Leipziger Zoo zu bestaunen.
Diese vier Löwen-Jungtiere sind jetzt im Leipziger Zoo zu bestaunen. © Zoo Leipzig

Leipzig. Vor der Höhle der Löwin hat sich eine längere Schlange gebildet. Familien und Tierfotografen stehen reihenweise an, um die Löwenbabys zu sehen: Muttertier Kigali hat Anfang Juli im Leipziger Zoo vier Junge zur Welt gebracht, seit wenigen Tagen sind sie in der Löwensavanne zu sehen, zumindest manchmal. „Zwar sind die Vier noch etwas tapsig unterwegs, aber bereits sehr an ihrer Umgebung interessiert“, sagt Zoodirektor Jörg Junhold. Seit einigen Tagen hätten sie ihren Spiel- und Erkundungsradius bis in die Schauhöhle ausgeweitet. „Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung“, sagt Junhold.

Doch wer Pech hat, sieht in der Gruft nichts außer Gras, Steinen und Büschen. Denn die Löwen dürfen sich jederzeit nach Belieben in die rückwärtige Höhle zurückziehen. Sie wurden noch nicht tierärztlich untersucht, selbst das Geschlecht der vier Jungtiere ist noch nicht geklärt. Bis der Nachwuchs dann auch unter freiem Himmel zu sehen ist, wird es noch ein paar Wochen dauern.

Eines der Löwen-Jungtiere läuft durch die Schauhöhle.
Eines der Löwen-Jungtiere läuft durch die Schauhöhle. © Zoo Leipzig

Für die Zucht des Zoos bedeuten die ersten Wochen jedoch auf jeden Fall einen Erfolg: Die heute neun Jahre alte Löwin Kigali hatte 2019 ihren ersten Wurf getötet, ebenso zwei Jungtiere des zweiten Wurfes. 2022 hat sie ihren Nachwuchs schwer verletzt, sodass das Tier eingeschläfert werden musste und auch das zuletzt im Januar geborene Löwenbaby wurde eingeschläfert, da Kigali es nicht angenommen hat. Nur einen Wurf mit vier Kindern im Jahr 2021 zog die Löwenmutter zusammen mit Vater Majo auf.

Derzeit versorge Kigali ihre Jungtiere aber vorbildlich mit Milch, Zuwendung und Pflege, erzählt der Afrika-Bereichsleiter des Zoos, Jens Hirmer. „Sie macht das bislang klasse und wir sind stolz, aber wir können noch keine Entwarnung geben.“

Aufregung um Versetzung von beliebtem Tierpfleger Jörg Gräser

Der Leipziger Zoo kann derzeit Erfolgsgeschichten gut gebrauchen – gerade aus der Savanne. Im Frühjahr wurde der Zoo von einer öffentlichen Welle der Empörung überrollt, als die Hausspitze den aus dem Fernsehen beliebten Tierpfleger Jörg Gräser aus der Löwenpflege abzog und in den Streichelzoo zu den Kaninchen und Ziegen versetzte. Mit einer Petition forderten inzwischen mehr als 24.000 Menschen die Rückkehr des „Löwen-Papas“, den viele Besucher aus der MDR-Sendung „Elefant, Tiger und Co.“ kennen. Auch auf Nachfrage will sich der Zoo heute nicht mehr zu möglichen Lehren aus der Geschichte oder weiteren Veränderungen äußern. „Es gibt keine neuen Entwicklungen, wir haben alles dazu gesagt“, betont eine Sprecherin.

In einem „Faktencheck“, der seit Juli auf der Webseite des Zoos online steht, heißt es abermals: Beim Revierwechsel von Gräser handele es sich um eine „sorgfältig abgewogene Entscheidung“ der Gremien. „Wir bedauern die Entwicklung und wissen, dass Jörg Gräser ein absoluter Sympathieträger ist.“ Der Personaleinsatz und der Einsatzort richteten sich aber nach organisatorischen Belangen. Solche Betriebsinterna würden nicht im Detail öffentlich erklärt, auch um Persönlichkeitsrechte und das Arbeitsrecht zu wahren.

Gute Nachrichten auch bei den Elefanten: Viertes Jungtier innerhalb eines Jahres

Nach der medial unangenehmen Debatte dürfte es dem Zoo sehr zupasskommen, dass auch von den Asiatischen Elefanten eine ganze Reihe guter Nachrichten zu vermelden sind: Ende Juli wurde im Leipziger Tiergarten der inzwischen vierte Babyfant binnen eines Jahres geboren: Das 15 Jahre alter Muttertier Rani hat nach einer langen Tragzeit von etwa 680 Tagen eine Tochter zur Welt gebracht – und beide sind wohlauf.

Bei den Elefanten im Leipziger Zoo ist das vierte Jungtier innerhalb eines Jahres auf die Welt gekommen.
Bei den Elefanten im Leipziger Zoo ist das vierte Jungtier innerhalb eines Jahres auf die Welt gekommen. © Zoo Leipzig

In den zehn Monaten zuvor waren drei weitere Jungtiere geboren worden. Inzwischen wird die ganze Elefantenherde zusammengeführt und das Baby-Quartett gemeinsam auf die Anlage gelassen. Damit können die „Minifanten“ auch von Besuchern bestaunt werden, wenn sie sich zeigen. „Vier Kälber in der Herde – ich bin tief berührt und stolz gleichermaßen“, sagt Zoo-Chef Junhold. Die Zucht sei nicht einfach, aber der Zoo verfolge den Weg im Interesse der vom Aussterben bedrohten Asiatischen Elefanten.

In den vergangenen Jahren hatte der Leipzig Zoo allerdings schwere Rückschläge bei seiner Elefanten-Zucht zu verkraften. Ein im Januar 2020 geborener Elefantenbulle verstarb nach knapp anderthalb Jahren, auch im Herbst 2019 starb ein acht Monate alter Babyfant. Seine Mutter hatte ihn nicht angenommen, die Pfleger zogen ihn daher lange Zeit mit der Flasche auf. Die Aufzucht von Elefanten in Zoos gilt als sehr komplex und kritisch, wird aber durch höhere Standards bei einer artgerechten Haltung auch häufiger.