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Warum in Löbau die Wut auf den Denkmalschutz wächst

Ist so viel Denkmalschutz angemessen? Bei der Hackerbräu-Sanierung gibt's Streit. Die Auflagen beim Edeka sind heiß umstritten. Mindestens ein weiteres Projekt scheiterte.

Von Anja Beutler
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Stehen vor der umstrittenen historischen Gasthaus-Wand: Jan Hasek von Edeka (links) und Löbaus OB Albrecht Gubsch.
Stehen vor der umstrittenen historischen Gasthaus-Wand: Jan Hasek von Edeka (links) und Löbaus OB Albrecht Gubsch. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Kurz vor dem symbolischen Spatenstich für den neuen Löbauer Edeka-Markt stehen Löbaus Oberbürgermeister Albrecht Gubsch (parteilos) und Edeka-Regionalleiter Jan Hasek vor einer viel diskutierten Kulisse: Zwei Mauern sind es, die vom früheren "Gasthaus zum schwarzen Lamm" noch vorhanden sind und hinter den Männern mit den Spaten aufragen. Sie sollen - nein, müssen - erhalten werden. So will es der Denkmalschutz. OB Gubsch macht aus seinem Herzen in dieser Angelegenheit keine Mördergrube: Er könne nicht nachvollziehen, wieso man diese Fassade unbedingt erhalten müsse. Aufwand und Nutzen stünden seiner Ansicht nach in keinem Verhältnis.

Auch im Löbauer Stadtrat waren genau diese beiden Hauswände und ihre aufwändige Sicherung jüngst heiß umstritten. Querbeet durch die Fraktionen herrschte Unverständnis über einen derartigen Aufwand und den davon zu erwartenden Nutzen. Zumal das 1707 als "Gasthaus zum schwarzen Lamm" erwähnte Haus nicht zu den städtebaulichen Perlen in Löbau gehört. Die für den Fassadenerhalt nun eingesetzten Gelder ließen sich sicherlich sinnvoller verwenden - vor allem bei den derzeit hohen Baupreisen, so der Tenor.

Enormer Aufwand und hohe Kosten

Bei Jan Hasek, bei Edeka für das Thema Expansion zuständig und damit nicht nur für ganz klassische Neubauten, sondern auch für solche Denkmal-Projekte, klingt das diplomatischer: "Es ist herausfordernd", meint Hasek mit Blick auf die mit roten Stützen versehenden Gasthausreste an der Äußeren Bautzener Straße. Von Anfang an habe sich Edeka offen für die Wünsche des Denkmalschutzes gezeigt, auch wenn es mitunter mit enormem baulichen Aufwand und hohen Kosten verbunden sei. Zwar macht Edeka die Höhe der Investition für den neuen Markt nicht öffentlich. So viel aber verrät Jan Hasek dann doch: Allein die Kosten für den Denkmalschutz machten etwa ein Fünftel der Gesamtbausumme aus. "Und da sprechen wir noch immer von Millionen", sagt er.

Komplett in ein Stützgerüst eingepackt sind die Mauerreste des früheren Gasthauses und späteren Möbelhauses.
Komplett in ein Stützgerüst eingepackt sind die Mauerreste des früheren Gasthauses und späteren Möbelhauses. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Über dem Türstock noch zu erkennen: Das Lamm des früheren "Gasthauses zum schwarzen Lamm" in der Äußeren Bautzener Straße.
Über dem Türstock noch zu erkennen: Das Lamm des früheren "Gasthauses zum schwarzen Lamm" in der Äußeren Bautzener Straße. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Aber das Ziel, in Löbaus Mitte einen Markt zu etablieren, ließ Edeka viele Zugeständnisse machen: So wird die Fassade des früheren Gasthauses am Ende wohl noch originaler als viele Löbauer sie bislang kannten: Die Kunststofffenster und die neumodische Tür, die einst das Möbelhaus eingebaut hatten, müssen Holzfenstern mit Fensterkreuz weichen. Die Tür soll ebenfalls aus Holz und mit entsprechenden Schnitzereien versehen sein - obwohl sie nirgendwo hinführt. Auch beim Dach gibt es keine Kompromisse: Ein günstigeres Flachdach ist nicht möglich, der völlig marode Dachstuhl muss am Ende komplett neu aufgebaut werden - obwohl es ja nur für eine vorgeblendete Fassade ist.

Hasek weiß, dass sich einen solchen Schritt kleinere Unternehmer nicht leisten können. Einige Wünsche der Unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis habe man auch abgelehnt, bestätigt er. Aber es bleibt eine Gratwanderung. Das zeigt ganz deutlich die aktuelle Debatte um das Löbauer Hackerbräu. Auch hier gibt es ein Investorenteam, das für die Sanierung des großen, markanten Eckgebäudes am Wettiner Platz ein unter Denkmalschutz stehendes Haus in der Jahnstraße abreißen will. Die Denkmalschützer halten mit Verweis auf Jugendstilelemente an der Fassade des maroden Gebäudes dagegen - daran droht die Sanierung des Hackgebräus zu scheitern. Denn die Investoren wollen auf keinen Fall - so wie Edeka - zwei Mauern erhalten, um sie dann in einen Neubau zu integrieren.

Sanierung der SED-Kreisleitung gescheitert

Löbaus OB Albrecht Gubsch kann das nachvollziehen und setzt sich für eine Lösung zugunsten der Hackerbräu-Investoren ein. Er weiß, dass auch an anderer Stelle die Auflagen des Denkmalschutzes in Löbau abschreckende Wirkung hatten. Sogar bei Edeka war das im Zusammenhang mit dem neuen Markt der Fall: Als Edeka und Stadt vor knapp drei Jahren den städtebaulichen Vertrag für den neuen Markt unterzeichneten, hatte der Edeka-Expansionsleiter ein weiteres markantes Gebäude direkt im Umfeld des neuen Marktes im Blick: die ehemalige SED-Kreisleitung am Promenadenring.

"Wir wollten etwas Gutes im Umfeld des Marktes tun und das geschichtlich ja auch sehr interessante Haus sanieren", skizziert Hasek die damaligen Pläne. Einziehen sollten am Ende nicht Edeka, sondern mehrere, auch kleinere Gewerbetreibende - als weiterer Anziehungspunkt für die Innenstadt. Von den Plänen ist Edeka inzwischen gänzlich abgerückt: "Ein entscheidender Grund dafür, dass wir davon abgesehen haben, waren auch die Anforderungen des Denkmalschutzes für dieses Gebäude", bestätigt Hasek.