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Löbauer und Schlegler spielen das Beste aus beiden Welten

"Die Schöne und das Biest" trifft "Sissi-Walzer": Löbauer und Schlegler Blasmusiker geben am 4. Juni ein einmaliges Konzert - mithilfe der Staatsoperette.

Von Anja Beutler
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Die Löbauer Flötistin Kimberley Obst (von links), der musikalische Leiter Markus Till, Tenorhornist Gerold Menschel und Flötistin Anja Wolf freuen sich mit dem ganzen Orchester auf das besondere Konzert.
Die Löbauer Flötistin Kimberley Obst (von links), der musikalische Leiter Markus Till, Tenorhornist Gerold Menschel und Flötistin Anja Wolf freuen sich mit dem ganzen Orchester auf das besondere Konzert. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Sie haben richtig Wumms und sind nur ein einziges Mal bei einem Auftritt am 4. Juni live zu erleben: das 50 Musiker starke "GenerationenOrchester". Der Name ist eigentlich viel zu bescheiden für das, was dahintersteckt, denn es handelt sich um eine vorübergehende "Fusion" zweier Altbekannter: der Löbauer-Berg-Musikanten und der Schlegler Blasmusikanten. Beide Vereine mit langer Tradition pflegen ganz unterschiedliche Stile. Wie also passt das zusammen - und was gibt's da zu hören?

Die Antwort ist einfach: das Beste aus beiden Welten. In der Tat stehen die Schlegler - Durchschnittsalter 50 - eher für böhmische Blasmusik, für Märsche, Walzer und Polka. Bei den Löbauern - Durchschnittsalter 30 - ist gerade das eher die Ausnahme, sie spielen Filmmusik, Musical, Rock, Pop und Schlager bis hin zu Helene Fischer. Im "GenerationenOrchester" spielen nun alle alles - und können dabei Stücke auf die Bühne bringen, die nur in so großer Besetzung funktionieren. Und so stehen am 4. Juni beim Open-Air-Konzert am Schlegler Dorfgemeinschaftshaus neben der Filmmusik von "Die Schöne und das Biest" auch Walzer und Polka von "Kaiserin Sissi" bis "Du, nur du" oder eben ein Medley mit dem Besten aus dem "Weißen Rössl" auf dem Notenzettel.

Österreichische Sopranistin singt mit

Zwei riesengroße Fans hat das Sonderorchester bereits - und zwar zwei Profis: Zum einen die österreichische Sopranistin Ingeborg Schöpf, die auf den großen Opern- und Operettenbühnen zu Hause ist und auch an Semperoper und Staatsoperette in Dresden singt. Zum anderen Toni Friedrich: Ein Schlegler, der als Regisseur unter anderem an der Staatsoperette Dresden und als Moderator sachsenweit unterwegs ist. Große Konzerte der Schlegler Blasmusikanten, bei denen Friedrich als Kind selbst Trompete gespielt hat, hat er schon in den vergangenen Jahren moderiert. Diesmal kommt er mit seiner berühmten Sängerkollegin und freut sich unbändig: "Wir waren beide von der Qualität begeistert und es ist eine so tolle Atmosphäre", schwärmt er.

Regisseur und Moderator Toni Friedrich und Sopranistin Ingeborg Schöpf singen mit dem "GenerationenOrchester" Melodien aus dem "Weißen Rössel.
Regisseur und Moderator Toni Friedrich und Sopranistin Ingeborg Schöpf singen mit dem "GenerationenOrchester" Melodien aus dem "Weißen Rössel. © Kjeld Stein

Er war es auch, der Ingeborg Schöpf als Solistin gewinnen konnte: "Sie hat schneller Ja gesagt, als ich fragen konnte", erinnert er sich. Den Grund für ihre Spontanität hat sie ihm erklärt: Sie selbst habe die Liebe zur Musik über ihre heimische Dorfkapelle entdeckt - und deshalb bei der Zusage zu ihrem wohl ersten Konzert in Schlegel nicht lange überlegt. "Für mich ist dieses gemeinsame Orchesterprojekt eine der besten Ideen, die Markus Till je hatte", lobt Toni Friedrich den Leiter der beiden Kapellen.

In der Tat ist der Bautzener Markus Till, der seit 2008 die Berg-Musikanten und seit 2021 die Schlegler leitet, der Initiator dieser "Fusion auf Zeit": Nach den Coronajahren, die das Musikleben zum Stillstand gebracht hatten, wollte er seine Musiker kitzeln, ihren Ehrgeiz wecken: Bei einem Förderprogramm des Bundes erhielt er den Zuschlag: 2022 probte das "GenerationenOrchester" zum ersten Mal und stand zum Abschluss im September zwei Tage nach Mark Forster auf derselben Bühne im Löbauer Messepark. Und da Till eine Verlängerung für das Projekt einholen konnte, spielen sie auch 2023 gemeinsam.

Dirigent Markus Till (links) probt mit dem "GenerationenOrchester", in der Mitglieder der Schlegler Blasmusikanten und der Löbauer-Berg-Musikanten spielen.
Dirigent Markus Till (links) probt mit dem "GenerationenOrchester", in der Mitglieder der Schlegler Blasmusikanten und der Löbauer-Berg-Musikanten spielen. © GenerationenOrchester

Gerold Menschel lächelt, wenn er an seine ersten Proben mit den neuen Stücken denkt. Der 52-Jährige spielt seit mindestens 35 Jahren Tenorhorn bei den Schleglern und kennt sich in diesem Repertoire bestens aus. "Ich war ein bisschen unsicher, aber auch neugierig, ob ich das hinkriege - zum Beispiel mit der Filmmusik", erzählt er. Sein Trost: Den Löbauern ging es umgekehrt nicht anders. So experimentierfreudig wie Menschel waren nicht alle in seinem Stammorchester - immerhin kosten die zusätzlichen Proben Kraft und Zeit. Am Ende fanden sich rund 20 Schlegler und die 30 Berg-Musikanten zusammen - und harmonieren inzwischen nicht nur musikalisch.

Markus Till hat großen Respekt vor dem Mut seiner Musiker. Aus seiner Komfortzone herauszukommen, andere Rhythmen und Phrasierungen, ungewohnte Techniken und zum Teil viel längere Stücke als gewohnt zu spielen, ist eine Hausnummer. "Die Löbauer-Berg-Musikanten sind nicht für Polka und Märsche geboren, das spürt man", analysiert er schmunzelnd. Und doch haben sie daran richtig Freude: "Manche Polka ist extrem schön - das reizt mich", sagt die Löbauerin Kimberley Obst, die an der Musikschule Flöte gelernt hat und den Berg-Musikanten nun auch während der Ausbildung treu bleibt. "Abwechslung - mal ein Musical, mal einen Walzer - finde ich gut", sagt sie.

Doppelmitglieder in beiden Ensembles

Da kann Anja Wolf nur zustimmen: Die 47-jährige Dittersbacherin schafft seit einem Jahr sogar den Spagat, sowohl bei "ihren" Schleglern dabei zu sein - bei denen sie seit 17 Jahren Flöte spielt - als auch bei den Löbauern zum festen Ensemble zu gehören. Seit dem Unterricht an der Görlitzer Musikschule hat sie in verschiedenen Blasorchestern und Big Bands gespielt und ist in mehreren Musikstilen zu Hause. Das "GenerationenOrchester" macht ihr deshalb großen Spaß: "Da ist für jeden was dabei."

Was aber bleibt danach? Eine Fortsetzung oder gar eine richtige Fusion ist nicht geplant. "Für uns waren es musikalisch Ausflüge", sagt Gerold Menschel. Das Repertoire der Schlegler werde sich nicht ändern. Bei den Berg-Musikanten wird man diesen Ausflug vielleicht ab und an auch im Programm merken. Das Allerwichtigste aber - hofft Till - werde das Publikum erleben: "Blasmusik ist nicht nur Uffta-Uffta - das macht richtig Spaß."

  • Das Konzert am 4. Juni beim Schlegler Dorfgemeinschaftshaus beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.