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Sie stehen für den Neuanfang in Löbaus Stadtmuseum

Hannah Knittel und Friedrich Fasold leiten nach mehrmonatiger Schließung das Haus und die große Sammlung. Wer sie sind und was sie erreichen wollen.

Von Anja Beutler
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Hannah Knittel (rechts) und Friedrich Fasold sind das neue Führungsteam des Löbauer Stadtmuseums.
Hannah Knittel (rechts) und Friedrich Fasold sind das neue Führungsteam des Löbauer Stadtmuseums. © Matthias Weber/photoweber.de

Das neue Reich von Hannah Knittel und Friedrich Fasold ist das Löbauer Stadtmuseum. Seit einigen Wochen sind die beiden Museologen hier angestellt. Er pendelt aus Stolpen, sie aus Kamenz an den neuen Arbeitsplatz. Jetzt, in den ersten Wochen, erledigen die beiden Neuen vor allem Papierkram, durchstöbern das Archiv, um einen Überblick zu erhalten und brüten über neuen Ideen, die das Löbauer Stadtmuseum wieder dorthin bringen sollen, wo es eigentlich hingehört: ins Herz der Löbauer.

Die 27-Jährige und ihr zwei Jahre älterer Kollege treten dabei ein nicht ganz einfaches Erbe an: Nach den Misshelligkeiten zwischen der langjährigen Museumsleiterin Regine Wiemer und dem einstigen OB Dietmar Buchholz kehrte erst mit der zweiten Museumsleiterin danach, Corinna Wandt, wieder Ruhe und Kreativität ein. Nachdem sie im vergangenen Jahr die Stadtverwaltung verlassen hat - mit einer unvollendeten Dauerausstellung mangels weiterer finanzieller Möglichkeiten und Unterstützung - war das Museum nun lange Wochen ganz geschlossen. Auch der Museumsverein löste sich auf, die ehrenamtlichen Helfer wurden nicht mehr gebraucht.

Friedrich Fasold hat von all den unglücklich gelaufenen Dingen erfahren und ist deshalb sehr froh, dass es seiner Kollegin und ihm gelungen ist, die ehrenamtlichen Helfer ebenso wieder ins Boot zu holen wie weitere Freiwillige und auch Mitglieder des einstigen Museumsvereins. "Wir wollen natürlich wissen, was die Löbauer sich wünschen, wo das Museum für sie steht", erklärt er. Ausreichend Personal für die Absicherung der Öffnungszeiten habe man nun wieder. Und das ist auch gut so, denn am 12. April wird das Museum endlich wieder seine Türen öffnen.

Zwei Experten mit ähnlicher Ausbildung

Dass die beiden sich für die Löbauer Stellen interessiert haben, hat auch mit der Oberlausitz zu tun: Hannah Knittel ist in Leipzig und Dresden aufgewachsen und lebt derzeit in Kamenz. Sie hat in Berlin und Würzburg Museologie und Archäologie studiert und ihr Volontariat im Museum der Westlausitz in Kamenz gemacht - ein Anknüpfungspunkt. Friedrich Fasold stammt aus Stolpen und kam über einen Umweg beruflich zur Museologie. "Interessiert hat mich das immer schon, ich war auch als Jugendlicher in einem Museumsverein", sagt der gelernte Konstruktionsmechaniker. Seine Leidenschaft für Geschichte siegte am Ende und so hat er sich beruflich neu orientiert und sein Museologie-Studium gerade erst im Januar mit einer Arbeit bei den Städtischen Sammlungen Görlitz abgeschlossen. "Oberlausitzer Geschichte und überhaupt sächsische Landesgeschichte interessiert mich sehr", betont Fasold.

Da beide ähnlich ausgebildet sind, haben sie sich über die Verteilung der Aufgaben geeinigt: Friedrich Fasold wird den Part des Museologen übernehmen, Hannah Knittel sich um die museumspädagogische Arbeit kümmern. Generell aber wechseln sie sich bei Bedarf auch ab und entscheiden gemeinsam über Projekte. Die ersten Vorhaben nehmen sie auch schon ins Visier: Die unfertige Dauerausstellung soll endlich fertig werden. Dass dabei der Sechsstädtebund und die Rolle Löbaus als Konventstadt eine wichtige Rolle spielen wird, ist für sie klar. "Das liegt den Löbauern am Herzen", berichtet Fasold aus den Gesprächen in der Stadt. Er persönlich findet die Geschichte des Städtebundes sehr spannend: "Es gibt zwar mehrere solcher Bünde, aber dieser hier war in der Tat besonders", schätzt er ein. Was er ganz praktisch - außer dem schönen Pokal - für Löbau gebracht und bedeutet hat, das wollen die beiden zeigen.

Zwei Sonderausstellungen in Sicht

Erste Ideen hat das neue Museumsteam auch schon für die beiden Sonderausstellungen, die in diesem Jahr noch kommen sollen und auch wichtig sind, damit das Museum nicht seine Förderung durch den Kulturraum verliert. "Wir wollen noch einmal mit einer Ausstellung an das 800. Stadtjubiläum im vergangenen Jahr anknüpfen - da gab es ja wegen Corona keine echten Möglichkeiten", sagt Hannah Knittel. Und ihr Kollege ergänzt: "Es soll um Ansichten von Löbau gehen, egal, ob als Foto, Malerei, auf einer Schützenscheibe oder als Dia", sagt er. Dabei wolle man vielleicht auch mit dem, was heute an den Orten vorzufinden ist, vergleichen. Zu Weihnachten ist die zweite Schau geplant: "Da wollen wir Spielzeugraritäten aus der umfangreichen Sammlung zeigen", skizziert Fasold.

Momentan arbeitet Hannah Knittel aber auch daran, die Verbindungen zu den Schulen in der Stadt zu reaktivieren: "Wir wollen feste Themen anbieten, die auch zum Lehrplan passen", erklärt sie. Außerdem bietet sie sogenannte Entdeckertouren für junge Museumsgäste an. Friedrich Fasold hat noch einen anderen Wunsch: Studierende nach Löbau locken und Kontakt zu anderen Museen und Hochschulen knüpfen, denn "Themen für Abschluss- und Semesterarbeiten oder Praktika gibt es hier ganz sicher", betont er.

Anmeldungen für Führungen und Entdecker-Tour an [email protected] oder 03585 450361.

Sonderöffnungszeiten zu Ostern:

  • Karsamstag bis Ostermontag (16.-18. April): 13 bis 17 Uhr

Reguläre Öffnungszeiten:

  • Dienstag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr
  • Samstag und Sonntag: 13 bis 17 Uhr
  • Montags: geschlossen