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Was Herrnhuts sanierte Orgel mit New Yorks MET zu tun hat

An diesem Wochenende erklingt das runderneuerte Instrument zum ersten Mal. Zu hören ist eine Neuheit, die eigentlich alt ist. Das war einem Amerikaner wichtig.

Von Anja Beutler
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Peter Kubath an der erneuerten Orgel im Herrnhuter Kirchensaal. Hier gibt es jetzt drei statt bisher zwei Manuale - aus gutem Grund.
Peter Kubath an der erneuerten Orgel im Herrnhuter Kirchensaal. Hier gibt es jetzt drei statt bisher zwei Manuale - aus gutem Grund. © Matthias Weber/photoweber.de

Auf diesen Moment hat Peter Kubath ewig gewartet: Die ersten Töne auf der sanierten und um ganz besondere Töne reicheren Herrnhuter Kirchensaal-Orgel spielen zu können. Der einstige Kantor der Herrnhuter Brüdergemeine, der jetzt in Radebeul tätig ist, hat Jahrzehnte gemeinsam mit vielen Herrnhutern um die Sanierung der Herrnhuter Orgel gekämpft. Am Ende haben der lange Atem der Herrnhuter und auch ein bisschen prominente Hilfe aus New York zum Erfolg geführt.

Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich durch die Orgelbaufirma Eule runderneuert: die Schuster-Orgel im Kirchensaal.
Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich durch die Orgelbaufirma Eule runderneuert: die Schuster-Orgel im Kirchensaal. © Matthias Weber/photoweber.de

So hat sich neben Michael Kretschmer - damals noch als Abgeordneter - und dem Förderverein des Kirchensaals auch der Amerikaner Laurence Libin für die Orgel eingesetzt. Libin war Kurator für Musikinstrumente beim Metropolitan Museum of Art (MET) in New York, dem größten Kunstmuseum der Vereinigten Staaten. Er schrieb einen Brief an das Denkmalamt, vor allem auch, weil er die Erweiterung um einen historischen Klang begrüßte, erklärt Pfarrer Peter Vogt. Am Ende war die Zusage zur Orgelsanierung auch der Start für die Sanierung des ganzen Kirchensaales, die nun zum Jubiläum weitgehend abgeschlossen ist. Immerhin ist die Kirche seit 2018 anerkanntes nationales Kulturdenkmal.

Bei der Sanierung der Schuster-Orgel ist nun ein zusätzlicher Klang eingebaut worden, der im 18. Jahrhundert typisch für Orgeln in Herrnhuter Brüdergemeinen war. In den USA, wohin einige Herrnhuter auswanderten, gibt es noch heute einige solcher Tannenberg-Orgeln. Tannenberg stammte aus Berthelsdorf bei Herrnhut und baute in den USA weiter Instrumente. "Der Klang ist lieblicher, hat mehr Flötentöne", skizziert Peter Kubath und erklärt: "In der Brüdergemeine war die Orgel Beiwerk zum Gemeindegesang, kein Soloinstrument für Konzerte." An den noch vorhandenen US-Instrumenten hat sich nun die Firma Eule aus Bautzen orientiert und die Herrnhuter Orgel mit einem neuen Register bestückt - äußerlich sichtbar an einem dritten Manual, einem dritten Spieltisch.

Rund 650.000 Euro hat alles insgesamt gekostet und wird an diesem Wochenende zum ersten Mal zu hören sein: sowohl der gewohnte, nun wieder stabile Klang als auch die neuen, an die Historie angelehnten Töne. Gespielt wird unter anderem ein Festpsalm, zu dem auch Kubath ein Stück komponiert hat. In der Brüdergemeine ist es üblich, aus verschiedenen, vorhandenen Stücken zu besonderen Anlässen einen solchen Psalm zusammenzustellen. Einen dieser "Bausteine" hat Peter Kubath nun neu mit eingefügt.

  • Das Orgel-Festwochenende beginnt am Freitagabend mit einem Festkonzert um 19.30 Uhr, am Sonnabend gibt es um 15.30 Uhr ein Konzert für Familien und um 19.30 Uhr den Festpsalm. Am Sonntag wird die Orgel im Festgottesdienst erklingen und um 13.30 Uhr bei Improvisationen zu hören sein. Infos hier.
  • Die Festkonzerte werden zudem live gestreamt: 13. Mai ab 17 Uhr Live-Stream der Feierstunde https://youtu.be/idndx6kDKo8; 13. Mai ab 19.30 Uhr Live-Stream des Festkonzerts https://youtu.be/sybKjjmdbOw; 14. Mai ab 19.30 Uhr Live-Stream des Festpsalms https://youtu.be/ZGI5n-oDfN4