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Lehrermangel: Wie zwei Löbauer Schulen nach Lösungen suchen

Gymnasium und Oberschule nehmen an einem Projekt der TU Dresden teil. Gemeinsam entwickeln sie Ideen, wie sie trotz Unterrichtsausfall eine gute Ausbildung bieten können.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Das Löbauer Gymi und die Oberschule wollen neue Lernformen etablieren - zum Beispiel das selbstorganisierte Lernen. (Symbolfoto)
Das Löbauer Gymi und die Oberschule wollen neue Lernformen etablieren - zum Beispiel das selbstorganisierte Lernen. (Symbolfoto) © Claudia Hübschmann

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium und die Pestalozzi-Schule in Löbau kooperieren jetzt mit der TU Dresden beim Projekt "Schule bewegt Sachsen". Kooperationspartner ist neben der TU auch die Universitätsschule in Dresden. Man will Schulen in Ostsachsen mit innovativen Bildungsformaten unterstützen. Die Löbauer Oberschule und das Gymnasium zählen zu den größten Schulen in Ostsachsen. Am Gymi lernen 950 Schüler, an der Pestalozzi-Oberschule sind es über 500. Die beiden Schulleiter - Torsten Berndt vom Gymi und Thomas Drosky von der Oberschule - erklären, was die Kooperation konkret bedeutet und was sie vorhaben.

Wie ist die Ausgangssituation an den Schulen?

Es fehlen immer mehr Lehrer. In den nächsten Jahren werden weitere in den Ruhestand gehen, es gibt vor allem auf dem Land zu wenig Nachwuchs im Beruf. "Die Altersabgänge in den nächsten fünf bis sieben Jahren können nicht ausgeglichen werden", sagt Torsten Berndt, Schulleiter am Geschwister-Scholl-Gymnasium. Unterrichtsausfall ist die Folge. "Wir werden den Unterricht nicht in vollem Umfang abdecken können." Dabei sieht Berndt die Schulen in der Region benachteiligt gegenüber den großen Städten - obwohl dort ebenfalls Lehrer fehlen. "Der Lehrermangel ist nicht allein ein Problem unserer ländlichen Region", weiß Torsten Berndt. Aber: "Ändert sich nichts, so haben die Absolventen im ländlichen Raum deutlich weniger Unterricht für die Vorbereitung auf das Abitur oder andere Abschlüsse." Berndt geht davon aus, dass der planmäßige Unterrichtsausfall noch deutlich steigen wird. Sein Kollege Thomas Drosky von der Pestalozzi-Oberschule bestätigt die Schwierigkeiten für seine Schule.

Wie steuern die Löbauer Schulen dagegen?

"Wir bereiten uns seit mehr als zwei Jahren ganz gezielt auf das anstehende Personalproblem vor und suchen nach Lösungen, um dem nicht zu vermeidenden Unterrichtsausfall zu begegnen", so Schulleiter Berndt. Als Reaktion musste seine Schule bereits bewährte Konzepte anpassen oder sogar aufgeben. Als Beispiele nennt er fast alle Angebote der vertieften mathematisch-naturwissenschaftlichen Ausbildung am Gymnasium, die Talenteschule, die Pfiffikusakademie.

"Wir müssen zwar den Unterricht kürzen, können aber nicht Inhalte weglassen", sagen die beiden Schulleiter. Die verpflichtenden Inhalte sollen dennoch sichergestellt werden, damit die Schüler ihren Abschluss schaffen. Neue Organisationsformen wie fächerverbindender und fächerübergreifender Unterricht oder selbstständiges Lernen können helfen. Mit guter Vorbereitung und Anleitung können die Schüler das schaffen, sind die Schulleiter überzeugt. Torsten Berndt verweist in dem Zusammenhang auch auf das enorme Engagement der Kollegen, die zusätzlich zu ihrem Unterricht diese Konzepte entwickeln und erproben.

In den beiden Löbauer Schulen - links die Pestalozzi Oberschule, rechts das Gymnasium - lernen knapp 1.500 Schüler.
In den beiden Löbauer Schulen - links die Pestalozzi Oberschule, rechts das Gymnasium - lernen knapp 1.500 Schüler. © Matthias Weber/photoweber.de

Was kann die Kooperation mit der TU bringen?

"Es geht überhaupt nicht darum, dass Konzepte der Universitätsgemeinschaftsschule übernommen werden", betont Torsten Berndt. Es handle sich schließlich bei der Unischule um einen Schulversuch. Es gelte abzuwarten, welche Erfahrungen und Ergebnisse in den nächsten Jahren dort erzielt werden. Die Unischule steckt noch im Aufbau. So gibt es noch gar keine Abschluss-Klassen. Man wolle vielmehr von den Erfahrungen profitieren, die dort gemacht werden.

Auf welche Schwerpunkte setzen die Löbauer Schulen?

Die Universitätsschule setzt auf mehrere neue Ansätze. Das Löbauer Gymnasium will sich auf zwei Schwerpunkte daraus konzentrieren: "Uns interessiert besonders der Ansatz der Modularisierung von Lehrplaninhalten in Bausteinen", sagt Torsten Berndt. Schüler sollen sich selbstständig Inhalte erarbeiten können. Personal könne so für anderen wichtigen Unterricht und Fachlehrer flexibler eingesetzt werden. Das selbstständige Lernen soll natürlich immer begleitet werden. "Wir lassen die Schüler nicht allein." Den zweiten Schwerpunkt setzt Torsten Berndt auf die Schulentwicklung. Das heißt, man wolle Wege finden, die Qualität der Schule nicht absinken zu lassen. "Wenn Stunden gekürzt werden, müssen wir etwas anderes anbieten." Neue Methoden wie das selbst regulierte Lernen müssten aber eben auch geübt und erlernt werden. "Außerdem müssen wir die Eltern mitnehmen." Das bedeute nicht, dass die Eltern den Unterrichtsstoff vermitteln sollen. Es gehe vielmehr um Transparenz, sagt Torsten Berndt. "Wir verschweigen die Probleme nicht."

Die Oberschule setzt den Fokus auf praxisbezogenes Lernen. So soll es einen wöchentlichen Praxistag geben für die Hauptschüler, erklärt Schulleiter Thomas Drosky. Außerdem will die Oberschule das Konzept der Jugendschule umsetzen, das auch in der Dresdner Universitätsschule praktiziert wird. An Orten außerhalb der Schule sollen die Kinder und Jugendlichen lebenspraktische Dinge lernen. "Denn die meisten unserer Schüler gehen nach dem Real- oder Hauptschulabschluss in die Berufsausbildung", so Drosky. Etwa 20 Prozent würden das Abi oder die Fachhochschulreife anstreben und dafür eine weiterführende Schule besuchen. Und auch die Oberschule steckt sich das selbstorganisierte Lernen als Ziel. Zum Teil werde das schon umgesetzt, zum Beispiel im Fach "Deutsch als Zweitsprache", so Schulleiter Drosky. "Vier Kollegen haben bereits Fortbildungen dafür absolviert und Unterrichtsmaterial für verschiedene Fächer entwickelt." Das Engagement der Lehrer sei lobenswert.

Wo können sich Schüler und Eltern informieren?

Beide Schulen laden zu Informationsveranstaltungen für die aktuellen Viertklässler und ihre Familien ein:

  • Info-Abend am Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau am 23. Januar um 18.30 Uhr ; Tag der offenen Tür am 9. Februar von 15 bis 18 Uhr;
  • Tag der offenen Tür an der Pestalozzi-Oberschule Löbau am 26. Januar von 14 bis 17 Uhr.