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Herrnhuter Bahn: DB hält an Verkauf für Radweg fest

Noch fehlt ein wichtiges Urteil des Eisenbahnbundesamtes. Politische Veränderungen scheinen die Lage weniger zu beeinflussen als erhofft.

Von Anja Beutler
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Am Bahnhof Obercunnersdorf sind die Schienen zugewachsen.
Am Bahnhof Obercunnersdorf sind die Schienen zugewachsen. © Matthias Weber/photoweber.de (Archiv)

Was wird denn nun aus der Eisenbahnstrecke der "Herrnhuter Bahn" zwischen Oberoderwitz und Niedercunnersdorf? Fahren hier bald Fahrräder oder doch wieder Züge? Seit Jahren wird über die Zukunft des stillgelegten, rund 16 Kilometer langen Streckenabschnitts gestritten - weil die Deutsche Bahn das Streckengrundstück verkaufen will und nun auch eine Entwidmung als Eisenbahnstrecke ansteht. Entscheidend ist dafür das sogenannte Planfeststellungsverfahren, das seit Jahren läuft und fast abgeschlossen ist. Dort wird aktuell aber noch immer auf eine Stellungnahme des Eisenbahnbundesamtes gewartet.

Von dieser Stellungnahme ist die endgültige Entscheidung der Deutschen Bahn abhängig. Da sich während des gesamten, langwierigen Planfeststellungsverfahren verkehrspolitisch einiges geändert hat, hoffen die Bahnbefürworter auf eine Entscheidung zu ihren Gunsten. Immerhin hat die Bahn angekündigt, stillgelegte Strecken zu reaktivieren und auch generell gibt es einen Trend zu umweltbewusstem Schienenverkehr.

DB: Tragfähiges Konzept nötig

Bei der Deutschen Bahn gibt man sich in dieser Hinsicht jedoch zurückhaltend: "Nach aktuellem Stand halten wir am Rückbauvorhaben fest", teilte eine DB-Pressesprecherin auf SZ-Anfrage mit und führt weiter aus: "Eine Reaktivierung kann dann in Betracht gezogen werden, wenn das Konzept zur Wiederinbetriebnahme inklusive Finanzierung der damit verbundenen Kosten schlüssig und tragfähig ist." Genau das sei aber nicht in Sicht. Obwohl sich Initiativen und Interessenten an die Bahn gewandt haben, "wurde uns jedoch kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept" vorgelegt.

Auch die Strecke, deren Teil die Herrnhuter Bahn ist, als Entlastung beispielsweise für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Tschechien zu nutzen, ist bei der Deutschen Bahn nicht im Fokus: "Eine neue Nutzung als Entlastung für eine andere Strecke ist aus unserer Sicht nicht gegeben, da es bereist eine alternative Strecke über Zittau - Ebersbach - Löbau gibt", erklärt die Bahn-Sprecherin.

Ebenfalls dämpfend für die Aussichten auf eine Wiederbelebung ist nach Ansicht der DB, dass Sachsen den Abschnitt Oberoderwitz - Niedercunnersdorf nicht in die Liste der weiter zu untersuchenden Potenzialstrecken aufgenommen wurde. In der Tat gab es darum einige Verwirrung, denn als Einzelstrecke taucht die Herrnhuter Bahn in der Tat nicht auf. Doch der verkehrspolitische Sprecher der Grünen in Sachsen, Gerhard Liebscher, betonte im Oktober 2021, dass die Strecke doch noch einmal untersucht wird: "Das haben wir auf Koalitionsebene vereinbart, weil diese Strecke ja unmittelbar mit der Strecke Löbau-Ebersbach zusammenhängt, die als Strecke mit Potenzial ohnehin untersucht wird". Ob das am Ende ein Punkt sein könnte, die Bahn umzustimmen, ist unklar.