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Ist der Zug jetzt endgültig abgefahren?

Eine Reaktivierung von Herrnhuter Bahn und Mandaubahn ist Dauerthema. Sachsen hat nun entschieden: Zum Zuge kommt eine andere Strecke in Löbau-Zittau.

Von Anja Beutler
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Sie hätten gern wieder mehr Verkehr am Bahnhof Obercunnersdorf: der ehemalige Grüne Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn, Thomas Pilz, Björn Scholz und Matthias Krause von Pro Herrnhuter Bahn (v.l.).
Sie hätten gern wieder mehr Verkehr am Bahnhof Obercunnersdorf: der ehemalige Grüne Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn, Thomas Pilz, Björn Scholz und Matthias Krause von Pro Herrnhuter Bahn (v.l.). © Archivfoto: Matthias Weber/photoweber.de

Freistaat und Bahn haben 22 potenzielle Streckenabschnitte in Sachsen auserkoren, die für eine Reaktivierung infrage kommen. Von denen sind nun sechs übrig geblieben.

Die Bahnstrecke Löbau-Ebersbach ist eine davon, die das Land weiter prüfen will. Hingegen nicht mehr dabei sind die Herrnhuter Bahnstrecke zwischen Oberoderwitz und Niedercunnersdorf und die sogenannte Mandaubahn zwischen Seifhennersdorf und Eibau. Das hat das Verkehrsministerium in Dresden mitgeteilt.

Für die Herrnhuter Strecke, um die es in den vergangenen Jahren heftige Diskussionen zwischen Bahnbefürwortern und dem Landkreis, der sich für den Bau eines Radweges auf der Trasse eingesetzt hat, gab, zerplatzt mit dem nun vorgelegten Papier des Freistaates eine Hoffnung. "Wir haben gestaunt, dass wir unter den 22 Strecken, die von Bahn und Freistaat geprüft worden sind, mit dabei waren", erklärt Björn Scholz, Vereinsvorsitzender von Pro Herrnhuter Bahn. Und natürlich hatte das auch Hoffnungen genährt, dass nach all den vielen Gesprächen und Argumenten für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Strecke, der Freistaat die stillgelegten 15,8 Kilometer zwischen Oberoderwitz und Niedercunnersdorf noch auf seine Agenda schreiben könnte. Doch das ist wieder ein Stück weiter außer Sicht geraten. Aufgeben will der Verein dennoch nicht. "Es bleibt spannend und wir machen weiter", sagt Scholz auf SZ-Anfrage. Aktuell läuft für die Herrnhuter Bahn ein Planfeststellungsverfahren.

Ein Ansporn dazu könnte sein, dass in dem vorgelegten Basisgutachten des Freistaates die Strecke zwar als "gegebenenfalls untersuchungswürdig", aber zu teuer eingeschätzt wurde. Die Grünen im Freistaat fordern deshalb nun, auch diese Strecken, die jetzt nicht in die engere Wahl gekommen sind und ein geringeres Fahrgastpotenzial haben, weiter zu untersuchen. Wenn man sich aber vor Augen hält, dass der Betrieb der Strecke für einen Personenverkehr mit 4,2 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt wird - und der für die Strecke Löbau-Ebersbach mit 1,8 Millionen Euro - ist der Unterschied doch erheblich.

Mandaubahn und Herrnhuter Bahn ohne Chance?

Ebenfalls keine größeren Chancen auf eine Reaktivierung hat laut Basisgutachten die Mandaubahn zwischen Seifhennersdorf und Eibau. Für die 7,9 Kilometer lange Strecke rechnet man lediglich mit 200 bis 400 Fahrgästen im Schnitt, wobei die Reaktivierungskosten nicht näher bekannt sind. Im Vergleich mit Herrnhut, wo mit 300 bis 500 Kunden gerechnet werden könnte, ist das noch einmal weniger. Bedeutung könnte sie nur gewinnen, wenn die Verbindung nach Tschechien in Richtung Schluckenauer Zipfel für alle Beteiligten wichtiger werden würde.

Die Verbindung ins Nachbarland ist auch bei der Strecke ein Thema, die der Freistaat nun in die engere Auswahl genommen hat: Löbau-Ebersbach. Auf den 15,6 Kilometern Schiene rollt nach wie vor noch Güterverkehr, die Strecke ist demnach leichter nutzbar und günstiger zu betreiben. Mit 500 bis 700 Kunden durchschnittlich rechnet man hier auf der Direktverbindung zwischen Löbau und Ebersbach, weiteres Potenzial könnte entstehen, wenn die Züge weiter Richtung Bautzen/Görlitz beziehungsweise in Richtung Rumburk weiterfahren könnten.

Für den Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) ergibt sich aus der Dresdener Entscheidung nun, dass der Kreistag sich mit der Strecke Löbau-Ebersbach und deren Zukunft noch einmal beschäftigen werde, sagt er auf Nachfrage. Für die Herrnhuter Bahn sieht er hingegen keinen Grund, den bereits getroffenen Beschluss zum Radweg infrage zu stellen, da sich die Rahmenbedingungen nicht verändert haben. Prinzipiell aber kritisiert Lange das Gutachten aus Dresden, denn es betrachte ausschließlich das Thema Fahrgastzahlen und nicht die Potenziale im Güterverkehr.

Auf die Strecke Horka-Rothenburg, die ebenfalls unter den 22 Prüfstrecken war, werfen die aktuellen Fragen des Strukturwandels und die Ansiedlung eines Flugzeugrecyclingunternehmens ein ganz neues Licht. "Wir haben viele Anschlüsse im Kreis, die für die Wirtschaft interessant wären, aber die sind nicht betrachtet worden", bedauert Lange.