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Dieser Meißner hebt jede Woche eine Straßenwalze

Der Meißner Martin Weser stemmt pro Woche 20 Tonnen, manchmal auch mehr. Während er sich schindet, wird nebenan schon wieder geplant – fürs große Turnier.

Von Andre Schramm
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Gewichtheber Martin Weser will zur Deutschen Meisterschaft.
Gewichtheber Martin Weser will zur Deutschen Meisterschaft. © Claudia Hübschmann

Meißen. Wenn Martin Weser den Raum betritt, hat das Licht Pause. Ein Hüne von einem Mann. Kein Wunder. Seit seinem achten Lebensjahr ist er Gewichtheber. Bei fünf Trainingseinheiten pro Woche sieht man irgendwann so aus. "Da kommen so um die 20 bis 25 Tonnen zusammen", sagt er. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer Straßenwalze. Man könnte auch sagen, die Sporthalle im Heiligen Grund ist sowas, wie sein zweites Zuhause.

Genaugenommen ist seine Oma daran Schuld, dass er heute Gewichtheber ist. Sie hatte einen Draht zu den Meißner Hebern, und ihrem Enkel diese Sportart ans Herz gelegt. "Mit Schwimmen bin ich ehrlich gesagt nicht warm geworden", sagt er. Mit Gewichtheben schon. Es ging über die Kinderabteilung zu den Großen. Auf dem Weg dahin gabs nicht immer Sonnenschein. "Mit 13 hatte ich keinen Bock mehr, wollte aufhören. Meine Mutter hatte mich wieder zum Training geschickt", lacht der 24-Jährige. Heute ist er froh über ihre Beharrlichkeit.

"Martin hat sich wirklich gut entwickelt, vor allem in den letzten beiden Jahren", sagt Trainer Mike Jursch. Das verschaffte dem Meißner auch einen Platz im Bundesliga-Team des AC Meißen. "Es ist hart, macht aber Spaß", so der Heber zu seiner ersten, fast kompletten Ligasaison. Apropos: Über die aktuelle Saison redet man beim AC Meißen gerade nicht so gern. Es läuft suboptimal. Der ACM steht vor dem letzten Wettkampftag auf Rang 6 (von 7) in seiner Gruppe der 2. Bundesliga. "Uns fehlen ehrlich gesagt Heber, die dauerhaft gute Leistungen bringen", gesteht Jursch. Im Verein spielt man schon länger mit dem Gedanken, Heber(innen) aus Tschechien oder Polen zu verpflichten. Andere Teams machen sowas auch.

"Meine ganzen Kumpels habe ich durchs Gewichtheben"

Dabei hat man sich viel vorgenommen für die nächsten fünf Jahre: 1. Bundesliga. Die Deutsche Meisterschaft nach Meißen zu holen, ist Teil des Plans. Bei dem Thema kommt Martin Weser wieder ins Spiel. Der mehrfache Sachsenmeister will zur diesjährigen Deutschen Meisterschaft. Seine Bestleistungen 136 Kilo im Stoßen und 109 Kilo im Reißen sind schon ordentlich. Für die Norm reicht das aber noch nicht. "Nebenbei muss ich ja auch noch arbeiten", lacht der Medientechnologe, der bei KBA in Radebeul angestellt ist. Was ihn bei der Stange hält, sei nicht nur der Sport. "Du bist Teil einer großen Familie hier. Meine ganzen Kumpels habe ich durchs Gewichtheben", sagt er.

Und die große Familie will auch dieses Jahr wieder Heber aus der ganzen Welt nach Meißen holen – zur 33. Auflage des Pokals der Blauen Schwerter. Das Traditionsturnier fällt dieses Mal auf den 6. Juli. Zehn Nationen sind eingeladen. Bis Anfang März können Athleten gemeldet werden.

Fest steht schon jetzt: Nach der Premiere im vergangenen Jahr wird das venezolanische Team um Pokalsieger Kevdomar Vallenilla wieder in Meißen an den Start gehen. Die Franzosen, so sagt Jürgen Grellmann, wollen mit ihrer Olympiamannschaft kommen. Frankreich, genauer noch Paris, ist wenige Wochen später Austragungsort für Olympia. Bei den Spielen dürfen die Heber nur mit einem reduzierten Starterfeld teilnehmen – eine Art Erziehungsmaßnahme nach mehreren Betrugsvorwürfen und Dopingskandalen im Gewichtheben.

Doping wird in Deutschland streng gehandhabt

Dopingkontrollen sind übrigens auch beim Pokalturnier an der Tagesordnung, geschehen in der Regel unbemerkt von der Öffentlichkeit. So wurden die Kontrolleure bei der letzten Pokal-Auflage sogar von einem Filmteam des öffentlich-rechtlichen Rundfunks begleitet – offenbar für eine Doku.

"Die Kontrollen werden in der BRD sehr streng gehandhabt", sagt Jursch. "Das läuft dann so, dass der Sportler einen Anruf bekommt und gefragt wird, wo er sich aufhält. Spätestens eine Stunde später steht der NADA-Mitarbeiter auf der Matte, im Zweifel auch beim Sportler in der Wohnung", so Jursch. Die Athleten müssen dann eine Urinprobe abgeben. ACM-Talent Lucas Müller sei das schon mehrfach passiert. Auch er wird zum Pokalturnier auf der Bühne stehen, Max Lang ebenfalls.

Unterdessen bereitet sich Martin Weser auf den letzten Saison-Wettkampf vor. Vielleicht kann der AC Meißen doch noch was reißen. Zu Gast ist der TSC Berlin.

  • Termin: 10. Februar, ab 17 Uhr. Sporthalle im Heiligen Grund.