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Merkwürdiger Zwischenfall am Meißner Burgberg-Aufzug

Lange Zeit war Ruhe – bis Dienstagabend. Vier Personen blieben im Meißner Schrägaufzug stecken. Die Feuerwehr musste helfen.

Von Andre Schramm
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Kameraden der Meißner Feuerwehr versuchen, die Tür des Burgberg-Aufzugs zu öffnen.
Kameraden der Meißner Feuerwehr versuchen, die Tür des Burgberg-Aufzugs zu öffnen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Den Tagesausflug nach Meißen haben sich die beiden Pärchen aus Dresden und Hannover sicher anders vorgestellt, vor allem das Ende. Nach einem Restaurantbesuch im Domkeller wollten sie nach 17 Uhr die Heimreise antreten und stiegen in den Burgbergaufzug. Ihr Fahrzeug hatten sie im Parkhaus Meisastraße abgestellt.

Doch die Talfahrt lief nicht wie geplant. Unmittelbar nach dem Einstieg blieb die Kanzel stehen. Ob sie sich überhaupt in Bewegung gesetzt hat, ist nicht ganz klar. Damit der Lift losfährt, muss eine entsprechende Taste betätigt werden. Ein automatischer Start der Fahrt ist nicht vorgesehen. Bei der Ankunft öffnen sich die Türen automatisch. Zudem gibt es einen Türöffner-Schalter sowie einen Notruf. Um Hilfe zu holen, muss Letzterer mindestens vier Sekunden lang gedrückt werden.

Die Herrschaften, allesamt reiferen Alters, haben das dann auch getan. Einer der Fahrgäste war offenbar Diabetiker und hatte sein Diabetiker-Set im Domkeller vergessen. Ein Kellner kam geeilt, um es zu überbringen. Eine Frau an der "Bergstation" nahm es zunächst an sich.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Kameraden der Feuerwehr schon vor Ort und versuchten, die eingeschlossenen Personen zu befreien. Während ein Feuerwehrmann mit einem Dreikant-Schlüssel im Türrahmen werkelte, versuchte sein Kamerad die Tür mit seinen Händen zu öffnen. Ein Spalt von 20 Zentimetern tat sich auf. Das reichte jedoch nicht.

Technisches Problem oder unglücklicher Zufall?

Ein Feuerwehrmann machte sich wieder auf den Weg zur Talstation. Wenig später gab es Entwarnung. Die Türen öffneten sich, und die zwei Damen und zwei Herren waren wieder frei. Die Diabetiker-Utensilien konnten übergeben werden. Etwa eine halbe Stunde war zu diesem Zeitpunkt um.

Damit war aber noch nicht geklärt, wie vierköpfige Gruppe zu ihrem Fahrzeug kommt. Auf einen weiteren Versuch mit dem Aufzug hatten sie verständlicherweise keine Lust mehr. Den Abstieg hinunter trauten sie sich aber auch nicht zu. Eine Mitfahrt bei der Feuerwehr war aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich gewesen. Eine Meißnerin, die den Einsatz beobachtet hatte, bot an, den Fahrer der Ausflugsgruppe ins Tal zu fahren, damit er sein Fahrzeug und danach die übrigen Mitfahrer abholt. So wurde dann auch verfahren.

Laut Wehrleiter Frank Fischer sei der Einsatz merkwürdig gewesen. "Nach meinen Informationen waren die Leute nicht eingeschlossen gewesen. Erst als die Kameraden den Fahrstuhl abgestellt hatten, wurden die Türen verriegelt", erzählt er. Bedienungsfehler, technisches Problem, Verkettung unglücklicher Umstände?

Einsatzzahlen geringer als in den ersten Jahren

Betreiber des Panoramalifts ist die Städtische Dienste Meißen GmbH. Geschäftsführer Falk Müller schließt ein technisches Problem aus. Seinen Informationen nach habe es keinen Grund für die Gruppe gegeben, den Notschalter zu drücken. Wird dieser betätigt, dann landet man in der Servicezentrale des Herstellers. Von dort gelangte die Info zur Meißner Feuerwehr. "Die Türen sind offen gewesen. Die Leute hätten jederzeit rausgekonnt", so Müller. Natürlich gehe die Feuerwehr nach einem einstudierten Prozedere vor. Dazu gehöre auch, den Lift auszuschalten, so Müller weiter.

Der Aufzug war am Tag danach in Betrieb. Allerdings waren die Nutzer an der Talstation ratlos, wo sie ihren Euro bezahlen sollten. Personal war nicht vor Ort. "Wir haben aufgrund von Krankheit derzeit Personalengpässe", sagte Müller. Sofern die Kasse nicht besetzt sei, könne man ruhigen Gewissens ohne zu bezahlen den Aufzug nutzen, so der SDM-Chef weiter. Laut Fischer seien die Einsatzzahlen am Burgberg-Aufzug wesentlich geringer als in den ersten Jahren. "Ich glaube, dieses Jahr war es der Erste. Im letzten Jahr gab es vielleicht zwei", sagte er.

Der Panorama-Aufzug wurde am 8. Mai 2011 in Betrieb genommen. Er befördert täglich bis zu 400 Gäste auf den Burgberg und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 33 Metern. Eine Fahrt dauert etwa 40 Sekunden. Die Talfahrt ist für Gäste kostenlos. Hinauf wird ein Euro pro Person verlangt. Der Lift verfügt über einen ausklappbaren Sitz und ein Schalter für Belüftung. Seit geraumer Zeit ist eine Panoramascheibe gerissen.