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Filmpalast kehrt aus der Zwangspause zurück

Am 1. Juli können die Meißner wieder ins Kino gehen – und sich auf technische Neuerungen freuen. Jetzt heißt es aber erstmal: Kisten auspacken.

Von Harald Daßler & Christoph Scharf
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Die Komödie "Catweazle" läuft am kommenden Donnerstag. Kino-Chef Alexander Malt lädt nach langer Zwangspause wieder zum Besuch im Meißner Filmpalast ein.
Die Komödie "Catweazle" läuft am kommenden Donnerstag. Kino-Chef Alexander Malt lädt nach langer Zwangspause wieder zum Besuch im Meißner Filmpalast ein. © Sebastian Schultz

Meißen. Hier sieht es gerade aus wie bei einem Logistikdienstleister: Brusthoch stapeln sich Pakete neben dem Tresen, an dem es seit acht Monaten keine Kinokarten und kein Popcorn mehr gibt. Dass es von hier aus ins Kino geht, zeigt sich erst auf den zweiten Blick. Doch dieser Eindruck wird sich bald ändern – wenn der Inhalt, den Kinochef Alexander Malt jetzt nach und nach aus den Paketen holt, ausgepackt und fein säuberlich dort einsortiert, wo er hingehört. Eines der Pakete ist komplett mit Faltschachteln für Popcorn voll, eines enthält Pepsi-Trinkbecher, gleich ein ganzer Paketstapel ist mit Nachos "Cheese & Chili" gefüllt. Und da türmen sich auch noch Halbzentner-Säcke mit Mais für Popcorn.

"Nach der monatelangen Corona-Zwangspause mussten wir jetzt alles neu bestellen", sagt Alexander Malt. Am 1. Juli, nächsten Donnerstag, kann der Filmpalast am Theaterplatz wieder Gäste begrüßen – genauso wie der Filmpalast Capitol in Riesa, den Alexander Malt ebenfalls leitet. "Darauf haben wir lange genug gewartet: Die Kinos gehörten zu den ersten Einrichtungen, die schließen mussten – und sind nun die letzten, die wieder öffnen", sagt der 40-Jährige.

Nach acht Monaten bald wieder zurück im gewohnten Job: Kino-Chef Alexander Malt packt die Lieferungen für die Popcorn-Theke aus.
Nach acht Monaten bald wieder zurück im gewohnten Job: Kino-Chef Alexander Malt packt die Lieferungen für die Popcorn-Theke aus. © Sebastian Schultz

Immerhin: Dieses Mal ziehe die Branche weitgehend an einem Strang. Filmverleiher und die meisten Kinobetreiber hätten sich gemeinsam auf den Termin 1. Juli geeinigt. Nach dem ersten Lockdown hatte jedes Bundesland noch für sich entschieden. Da gehörte Sachsen zu den Ländern, die beim Thema Kino vorpreschten – dafür waren seinerzeit aber kaum neue Filme zu haben. Das ist jetzt anders: "Viele Filme mussten wegen Corona verschoben werden und liegen jetzt auf Halde bei den Verleihern", sagt der Kino-Chef. Jede Woche kämen nun reichlich neue Filme raus – und man könne sich die besten für die Säle heraussuchen.

Wobei: Die Entscheidung trifft nicht Alexander Malt selbst, sondern der Filmeinkauf bei Kieft & Kieft, dem Betreiber der Kinos von Meißen und Riesa. "Aber wir können unsere Wünsche einbringen." Gezeigt werden nur neue Streifen, die jetzt auf den Markt kommen. Fest steht jedenfalls schon, dass das Kino mit der Komödie Catweazle startet, in der Otto Waalkes einen kauzigen Magier gibt – nachdem seit dem Abspann des Animationsfilms Yakari im Oktober 2020 der Projektor kalt geblieben war.

Seitdem waren die Mitarbeiter in Kurzarbeit, mancher der geringfügig Beschäftigten hat der Branche in der Corona-Zeit auch den Rücken gekehrt. "Gerade laufen in Meißen und Riesa die Bewerbungsgespräche", sagt Malt – ist aber optimistisch, die freien Stellen rechtzeitig besetzen zu können. In Meißen sucht er noch drei, vier Leute. Sie werden gebraucht, um in den bevorstehenden Ferienwochen, wenn es extra Früh- und Spätvorstellungen gibt, den gewohnten Service für seine Besucher anbieten zu können.

Zur Wiedereröffnung des Meißner Kinos gelten vom 1. bis zum 4. Juli Eintrittspreise wie am Familiensonntag – für alle Filme.
Zur Wiedereröffnung des Meißner Kinos gelten vom 1. bis zum 4. Juli Eintrittspreise wie am Familiensonntag – für alle Filme. © Claudia Hübschmann

Die Faszination Kino ist offenbar auch nach Corona ungebrochen. Damit es dann auch zeitnah wieder losgehen kann, war Malt auch während der Kurzarbeit regelmäßig in seinen beiden Kinos. "Im Winter galt es zu heizen, jetzt bei der Hitze dagegen nachts zu lüften", sagt Malt. Die ungewohnte Freizeit hat er mit Renovieren zu Hause verbracht – und konnte endlich mal abends gleichzeitig mit seiner Tochter ins Bett gehen.

In Meißen arbeitete Alexander Malt zudem in einem im Kinofoyer eingerichteten Corona-Testzentrum mit. Über 200 Personen am Tag wurden hier in Spitzenzeiten getestet, wie Alexander Malt berichtet. Eigentlich ist es schon geschlossen, aber am Freitag und Samstag steht es nochmal zur Verfügung – wegen der Jugendweihe-Feiern im Meißner Theater, die im April abgesagt werden mussten und nun an diesem Wochenende stattfinden. Das Material für die Tests lagert Alexander Malt dann ein – "falls man das Testzentrum mal wieder braucht".

Mehr Brillanz, Schärfe und Farbe

Im Meißner Filmpalast war gerade noch eine Kreislaufpumpe zu reparieren. Und die Kinotechnik läuft ohnehin schon mal im Testbetrieb: Da geht vollautomatisch der Projektor an, der Vorhang öffnet sich und das Licht verlöscht. Die Vorführtechnik hat Alexander Malt unterdessen vervollkommnet. Eine Laserprojektionsanlage liefert noch bessere Bilder, mit mehr Brillanz, Schärfe und Farbe auf die Leinwand. Und die neu installierte Dolby-Tontechnik liefert "besten digitalen Sound", verspricht der Kino-Chef .

Noch müssen Abstände gewahrt werden, weshalb nicht alle Sitzplätze in den Kino-Sälen verkauft werden können. "Am besten ist es, die Tickets online zu kaufen", empfiehlt Alexander Malt. Damit lässt sich auch die notwendige Registrierung für eine Kontakt-Nachverfolgung gleich mit erledigen und erspart das Zettel-Ausfüllen an der Kinokasse. Einbahnstraßen-Regelungen und Maskenpflicht im Vorraum gehören ebenso zu den noch geltenden Schutzvorschriften im Filmpalast.

Noch sind für solche Dinge ein paar Tage Zeit – bis es am 1. Juli nach acht Monaten in Riesa und Meißen wieder heißt: Film ab! "Ich freu mich schon", sagt Alexander Malt. "Ich habe es sehr vermisst, die Gäste zu begrüßen und die strahlenden Augen zu sehen, wenn die Kinder aus dem Saal kommen."