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Meißen: Turm der Frauenkirche wegen Bauarbeiten gesperrt

Hinter der Meißner Frauenkirche steht seit Wochen ein imposantes Gerüst samt Bauaufzug. Wozu eigentlich?

Von Andre Schramm
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Blick auf die Frauenkirche in Meißen. In der Mitte des Turmes ist das Gerüst zu sehen.
Blick auf die Frauenkirche in Meißen. In der Mitte des Turmes ist das Gerüst zu sehen. © Mirko Klotsche

Meißen. Wer auf dem Meißner Markt unterwegs ist, wird vermutlich kaum Notiz davon nehmen, dass aktuell Bauarbeiten am Turm der Frauenkirche laufen. Ganz anders die Situation hinter dem Gotteshaus. Dort wurde eine Baustelle eingerichtet, und ein Gerüst bis in schwindelerregende Höhen gezogen. Die Konstruktion ist nur etwa drei Meter breit. Für Besucher haben die Bauarbeiten trotzdem Folgen. Der Aufstieg auf den Turm ist voraussichtlich bis Ostern nicht möglich.

"Wir sanieren aktuell das Tragwerk der ehemaligen Türmerwohnung", erklärte Pfarrer Christoph Rechenberg von der Kirchgemeinde St. Afra Meißen gegenüber der SZ. Die Balken, so erzählt er weiter, waren durchgefault. Das Türmerstübchen war deshalb für Besucher gesperrt. Auch die Köpfe der Balken, die bis in das Mauerwerk des Turmumlaufs reichen, mussten erneuert werden. Um den Fußbodenaufbau wieder herzustellen, hatte man zudem den Ofen in der Türmerwohnung angehoben. Wie Rechenberg erklärte, seien die Holzarbeiten inzwischen erledigt. Am Aufgang zum Turm stünden aber noch Maßnahmen an. Insgesamt wurden bisher rund drei Tonnen Bauschutt vom Turm geschafft.

Möglicherweise Führungen zu Anlässen

"Insgesamt handelt sich jedoch nur um Maßnahmen zur statischen Ertüchtigung des Fußbodens", betonte Rechenberg. Risse oder andere Schäden in der Türmerwohnung würden aktuell nicht behoben. Allerdings kann sich Christoph Rechenberg vorstellen, dass die kleine Wohnung perspektivisch zu bestimmten Anlässen wieder geöffnet werden kann. "Ich denke da beispielsweise an Führungen zum Tag des offenen Denkmals", sagte er.

Die letzte Türmer-Familie zog im Jahr 1907 aus. Damals war in Meißen eine elektrische Feuermelde-Anlage in Betrieb gegangen. Der Feuerwachdienst vom Turm war nicht mehr nötig. Im Zusammenhang mit dem Türmerstübchen wird erzählt, dass sich ein Türmer im 19. Jahrhundert auch ein Schwein da oben hielt. Dessen Hinterlassenschaften seien regelmäßig mit einem Seil hinuntergelassen worden. Einmal soll das Seil gerissen sein.

Der Ausblick vom Turmumgang soll voraussichtlich ab Ostern wieder möglich sein. Unterdessen steht schon längst das nächste Projekt in der Frauenkirche auf dem Plan. Das Porzellanglockenspiel muss dringend repariert werden. "Die Aufhängung der Porzellanglocken ist inzwischen in die Jahre gekommen. Das sorgt dafür, dass die Glocken beim Schlag nachgeben. Dissonanzen sind die Folge", so der Pfarrer mit Blick auf das Hörerlebnis. Hinzu kommen Verschleißerscheinungen an den Lagern der Hämmer. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass die Porzellanglocken beschädigt werden. In der Kirchgemeinde hofft man, dass es nicht erst zu einer Stilllegung kommt. Gegenwärtig werden Fördermittel für die Sanierung akquiriert.

Glockenspiel-Reparatur: Jehmlich soll's machen

Bereits in der Vergangenheit hatte Rechenberg darauf hingewiesen, dass das Porzellanglockenspiel eigentlich im Jahres-Rhythmus gewartet werden müsste. Problem: Es gibt niemanden, der sowas kann. Das Glockenspiel war zuletzt im Jahr 2004 generalüberholt worden, damals noch von dem Familienbetrieb des Turmuhrenbauers Klaus Ferner aus Niederau. Die Firma existiert nicht mehr. Allerdings hat sich die Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden bereit erklärt, das Porzellanglockenspiel zu reparieren. Jehmlich, die Manufaktur und der Förderverein der Frauenkirche arbeiten bereits beim "Register aus Porzellanpfeifen" eng zusammen.

Die Entwicklung des Glockenspiels wurde vom ehemaligen Generaldirektor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, Max Adolf Pfeiffer, initiiert. Prof. Emil Paul Börner, dem Leiter eines Meisterateliers der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, gelang schließlich die Herstellung der abstimmbaren Glocken. Mit viel Unterstützung des hiesigen Heimatvereins und der Meißner Bürgerschaft wurde das Instrument 1929 der Stadt Meißen geschenkt, rechtzeitig zum 1.000sten Jubiläum. Insgesamt befinden sich im Turm der Frauenkirche 37 Meissener Porzellan-Glocken.