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Polizei sucht Zeugen wegen zerstörter Gedenktafel in Lommatzsch

Eine einzigartige Gedenktafel, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte, wurde in Lommatzsch am Wochenende zerstört. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht nun Zeugen.

Von Jakob Hammerschmidt
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Archivfoto: Lommatzsch im Winter. Im Hintergrund thront die Wenzelskirche. Eine daran angebrachte Gedenktafel wurde am Wochenende zerstört.
Archivfoto: Lommatzsch im Winter. Im Hintergrund thront die Wenzelskirche. Eine daran angebrachte Gedenktafel wurde am Wochenende zerstört. © SAE Sächsische Zeitung

Lommatzsch. In der Nacht vom 27. zum 28. Januar machten Unbekannte eine Gedenktafel kaputt, die an der Wenzelskirche in Lommatzsch angebracht war. Außerdem beschädigten sie eine daneben angebrachte Hinweistafel aus Glas. Ein Sachschaden von etwa 3.500 Euro wurde von der Polizei angegeben.

Der Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung aufgenommen und sucht deswegen nach Zeugen. Menschen, die Hinweise zum Tathergang oder den Tätern haben, könnten sich unter der Nummer 0351 4832233 bei der Polizeidirektion Dresden melden.

Angesprochen auf einen möglichen Ersatz, reagiert Pfarrer Dietmar Saft traurig. Die Tafel sei ein einmaliges Kunstwerk gewesen, erklärt er. Aber man bemühe sich natürlich um ein neues Gedenkschild. Der 27. Januar wird in Deutschland als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zelebriert.

Zerstört nach 16 Jahren

Seit November 2007 hing die Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer von Nationalsozialismus und Krieg an der Wenzelskirche, erzählt Pfarrer Saft. Die Tafel war das Ergebnis eines Konfirmandenprojekts, welches unter dem Motto "Wider das Vergessen" stand.

Das Projekt, angeleitet vom damaligen Pfarrer Roland Hartzsch, setzte sich auch mit einer besonderen Gräueltat des 3. Reiches auseinander, die hier im Ort stattgefunden hatte. 35 Zwangsarbeiter und ein 16-jähriger Junge, der des Plünderns bezichtigt wurde, wurden vor der Kirche von SS-Mitgliedern erschossen. Die Tötungen passierten am 29. April 1945, einen Tag vor dem Selbstmord Adolf Hitlers. Etwas mehr als eine Woche später, am 8. Mai 1945, trat die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft.

Am Volkstrauertag, dem 18. November 2007, wurde die gläserne Gedenktafel als Ergebnis des zweijährigen Projektes an der Kirche angebracht. Und nun, etwa 16 Jahre später, wurde sie zerstört.