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Gewerbegebiet Nossen-Süd vor dem Scheitern - Chance für Nossen-Nord

Das geplante Gewerbe- und Industriegebiet Süd ist aufgrund mehrerer Fehler scheinbar unmöglich geworden. Priorität hat nun die Entwicklung eines neuen Gebiets.

Von Uta Büttner
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Auf einer 48 Hektar großen Fläche neben dem Tanklager bei der Autobahnabfahrt Nossen-Nord soll ein Gewerbe- und Industriegebiet entstehen.
Auf einer 48 Hektar großen Fläche neben dem Tanklager bei der Autobahnabfahrt Nossen-Nord soll ein Gewerbe- und Industriegebiet entstehen. © Claudia Hübschmann

Nossen. Die geplante Entwicklung des Gewerbe- und Industriegebiets Nossen-Süd zwischen der Bundesstraße 101 und Zellwald scheint gescheitert zu sein. Initiiert war das Großprojekt noch unter Alt-Bürgermeister Uwe Anke. Mehr als zehn Jahre arbeitet Nossen daran. Doch offensichtlich wurden einige Fehler begangen, sodass die Stadt wahrscheinlich ohne Ergebnis auf den Planungskosten sitzenbleiben wird.

Zunächst schien nur die auf diesem Gebiet geplante Sondereinzelhandelsfläche, wo sich ein Edeka ansiedeln wollte, ein Stolperstein zu sein. Denn diese wurde durch die Behörden nie genehmigt. Da der Grundstückseigentümer einer Umwandlung in Gewerbefläche nicht zustimmte, suchte die Stadt Nossen unter Bürgermeister Christian Bartusch (SPD) nach neuen Wegen, um die Erschließung doch noch zu ermöglichen. So wurde das Plangebiet leicht verändert und erhielt den neuen Namen „Gewerbe- und Industriegebiet an der A4“. Das besagte Grundstück wurde aus dem Plan gestrichen. Und dafür wurden nordwestlich zwei zusätzliche Feldgrundstücke in das Planungsgebiet eingebunden. Damit wurde auch die Problematik der Verkehrsanbindung an das Gewerbegebiet gelöst.

Doch dann hat sich ein neues Problem ergeben. So sei der Grundstückserwerb eines wichtigen Flurstückes entgegen der Aussagen gegenüber dem Stadtrat im Herbst 2020 nicht geklärt. Das haben Gespräche mit Grundstückeigentümern Ende 2022 ergeben, sagte Bartusch. Wie diese Auskünfte noch unter dem Alt-Bürgermeister zustande kamen, ist unklar. Eine Verkaufsvereinbarung zwischen Stadt und Grundstückseigentümern scheint es offensichtlich also nie gegeben zu haben. „Und wir konnten auch keinerlei Schriftliches dazu finden“, sagte Bartusch. Dennoch sei er nicht bereit, Nossen-Süd zu beerdigen, da ansonsten Steuergelder in Größenordnung verschwendet wären.

Nossen plant neues Industrie- und Gewerbegebiet

Doch seine Prioritäten liegen woanders. Bartusch sieht eine große Chance in der Entwicklung eines anderen Gewerbe- und Industriegebiets, das in Nossen-Nord entstehen soll. Die Fläche von rund 48 Hektar befindet sich an der A 14, Autobahnabfahrt Nossen-Nord, hinter dem dort ansässigen Tanklager. Aufgrund einer neuen Förderrichtlinie im Jahr 2023, mit der Kommunen ermutigt werden sollen, Bauleitplanungen im gewerblich-industriellen Bereich vorzunehmen, bekommt die Stadt Fördermittel für die Planung. Nossen hatte sich im April beworben und im September die Zusage bekommen. Der Umfang der zuwendungsfähigen Ausgaben beträgt reichlich 317.000 Euro, 50 Prozent davon werden gefördert.

In den vergangenen zehn Jahren wurde es immer schwieriger, Bauleitplanungen für Großansiedlungen vorzunehmen. Investoren dafür seien schwer zu finden, erklärte Bartusch, da diese an einer schnellen Bebauung interessiert seien. Eine Bauleitplanung sei aber ein mehrjähriger Prozess aufgrund des verschärften Wasserrechtes.

Bedenken zu dem Projekt äußerte der Stadtrat laut Bartusch wegen der gesamtwirtschaftlichen Situation. So kam die Frage auf, ob es jetzt der richtige Zeitpunkt sei. „Darum haben wir uns auch Gedanken gemacht. Aber wir sind jetzt am Beginn eines langen Weges. Eigentlich ist es jetzt in Zeiten der Stagnation ein richtiger Zeitpunkt. Und wir wissen auch, dass nicht alle Branchen schrumpfen“, sagte Bartusch. So sehe er gerade Bedarfe aufgrund der Halbleiterindustrie im Dresdner Norden und der daran hängenden Zulieferindustrie. Positiv dabei sei auch die Lage an der Autobahn.

Vornehmlich gehe es in Nossen-Nord um Industrieansiedlung, „das schließt aber Gewerbe nicht aus“, betonte Bartusch. Das Gebiet liegt günstig, auch Ortschaften sind weiter entfernt, sodass Konflikte ausgeschlossen seien.