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Die Große-Schwestern aus Meißen: So lief ihre letzte Reise

Nach dem Beitrag über die Geschwister Große kam die Frage auf, wie die beiden Bergsteigerinnen ihre letzte Ruhe fanden? Auch darüber gibt es Aufzeichnungen.

Von Andre Schramm
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Blick auf den Mont Blanc. Die Große-Schwestern nannten ihn gern "weißer Maulwurfshügel".
Blick auf den Mont Blanc. Die Große-Schwestern nannten ihn gern "weißer Maulwurfshügel". © AP

Meißen. Die SZ hatte am Samstag ausführlich über die beiden Geschwister Margarete und Elsbeth Große berichtet, die vor etwa 100 Jahren mehrere Gipfel der Alpen bestiegen hatten, und daneben auch erfolgreiche Ballonfahrerinnen waren. Der Beitrag endete damit, dass beide Meißnerinnen im Jahre 1956 ihre letzte Ruhestätte am Mont Blanc gefunden hatten. Daraufhin tauchte die Frage auf, wie sie dorthin gelangten?

"Sie (Margarete Große, a. d. R.) bat den Österreichischen Alpenklub, dessen Mitglied sie war, von der Einäscherungsgesellschaft Meißen-Krematorium, beide Urnen, ihre und die ihrer Schwester, zusenden zu lassen, mit der Begründung: Beisetzung im Dienste der Wissenschaft an anderer Stelle. Die andere Stelle sollte der Mont Blanc sein, um sie dort, möglichst nahe am Gipfel, auf der Charmonix-Seite in eine Gletscherspalte zu versenken", schrieb Hans Barobek (1912-1997) in einem Beitrag. Er war ein Österreichischer Geograf, Autor, Alpinist und Funktionär des Österreichischen Alpenklubs (ÖAK), dem auch die Große-Schwestern fast lebenslang angehörten. "Als Archivar des ÖAK hat er diese Urkunde vermutlich im Archiv aufgefunden und in einem Artikel bekannt gemacht", sagt der Dresdner Bergsport-Historiker Joachim Schindler.

Daneben verfüge ja das Archiv des ÖAK über das Große-Buch und auch über alle Zeitungen des ÖAK wie die „Österreichische Alpenzeitung“ (ÖAZ) mit den vielen Beiträgen von Margarete Große, so Schindler weiter.

Im Dienste der Wissenschaft

"Wie Margarete Große selbst, das ihre verstanden wissen wollte, auch das hat sie näher erläutert: 50 Jahre kann die Talreise wohl dauern, vielleicht noch länger. Vielleicht auch kommt die Urne gar nicht wieder zum Vorschein, sondern verschwindet in einer Geländefalte. Vielleicht aber erhält die Wissenschaft doch eine neuerliche Auskunft über Richtung und Schnelligkeit der Eiswanderung der Gletscher. Der Gedanke an diese Möglichkeit ist mir erhebend. So kann das Hinab der Urne sich wandeln zum Hinauf der Wissenschaft", hieß es weiter. Datiert ist dieser letzte Wille auf den 7. April 1950. Marga stirbt am 31. August 1951. Was dann passierte, hat Hans Barobek ebenfalls herausgefunden.

"Am 20. August 1956 wurden die Ascheurnen der Schwestern Margarete und Elsbeth Große von meiner Kameradin Dr. Lucie Zelenka und mir in einer Gletscherspalte nahe des Col du Géant* beigesetzt. Es herrschte Nebel und Schneetreiben, aber wir konnten nicht länger warten, da unser Urlaub zu Ende ging. Außer uns waren noch einige jugoslawische Bergsteiger aus Belgrad anwesend, die sich sehr interessiert zeigten und versprachen, eine von ihnen gemachte Aufnahme zu schicken. Somit ist der letzte Wunsch der Verstorbenen erfüllt worden." Unterzeichnet wurde dieser Bericht handschriftlich von der Bergsteigerin Helly Graf. Die erwähnte Aufnahme konnte nicht mehr gefunden werden. Klar ist aber, dass es ebenfalls Bergsportlerinnen waren, die die Große-Schwestern beigesetzt haben.

*Beim "Col du Géant" handelt es sich um die Hauptpassage des Mont-Blanc-Massivs. Sie befindet sich in etwa 3.300 Metern Höhe auf französischer Seite.