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Ziele in Nossen: Mehr Gewerbeflächen und Wohnungsbau

Bürgermeister Christian Bartusch (SPD) ist ein Jahr im Amt. Ein brennendes Thema ist eine große finanzielle Lücke im Haushaltsplan.

Von Uta Büttner
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Nossens Bürgermeister Christian Bartusch zieht nach einem Jahr im Amt Bilanz.
Nossens Bürgermeister Christian Bartusch zieht nach einem Jahr im Amt Bilanz. ©  Claudia Hübschmann (Archiv)

Nossen. Ende 2020 hatte Christian Bartusch die Geschäfte als neuer Bürgermeister in Nossen übernommen. Die alles bestimmenden Wahlkampf-Themen von damals sind größtenteils noch heute aktuell. Zwischen Weihnachten und Neujahr war die Gelegenheit, mit ihm über sein erstes Amtsjahr zu sprechen. „Das Corona-Thema hat vieles überlagert und schwer gemacht. Ich sage immer ein bisschen ketzerisch: Es hat viele schöne Seiten des Bürgermeister-Daseins ein bisschen einkassiert.“ Aber es sei auch viel vorangegangen, „da die Kollegen in der Verwaltung und den nachgeordneten Einrichtungen rangeklotzt haben.“ Als Beispiele nennt er das derzeit in Bau befindliche Feuerwehrgerätehaus in Heynitz, die Digitalisierung der Schulen und den Kooperationsvertrag zum Breitbandprojekt. Rückblickend habe es viele Highlights gegeben. „Mein Fazit also, das Jahr war den Umständen entsprechend kein schlechtes Jahr.“

Wie geht es mit dem Gewerbegebiet Süd weiter?

Die Erschließung des Gewerbe- und Industriegebietes Süd war ein Streitthema während des Wahlkampfes 2020 zwischen den Kandidaten. Seit mehr als zehn Jahren versucht die Stadt, es auf den Weg zu bringen. Bis heute wurde die Genehmigung wegen eines integrierten Sondereinzelhandelsgebietes immer wieder abgelehnt. Eine Chance wäre, die Einzelhandelsfläche durch eine Gewerbefläche zu ersetzen. Doch das Grundstück, auf dem das Sondereinzelhandelsgebiet mit einem größeren Supermarkt entstehen soll, gehört einem privaten Investor. Auf dieser Fläche ist auch die Verkehrsanbindung an das Gewerbegebiet geplant. Ohne Supermarkt will der Investor seine Fläche nicht für Letztere hergeben.

Aktuell sei laut Bartusch die Stadt weiterhin in der Abstimmung mit den Behörden, „um zu schauen, was machbar ist.“ Aber er habe auch angestoßen, nach umsetzbaren Alternativen zu Nossen-Süd zu suchen. „Das heißt, wir fahren im Bauamt zweigleisig und eruieren mit ganz konkreten Planungsaufträgen, welche anderen Gebiete in unserem Flächennutzungsplan realistisch umsetzbar sind.“ Der Flächennutzungsplan biete jedenfalls Alternativen für ein Gewerbegebiet dieser Größenordnung wie Süd. So seien Erweiterungen in Heynitz-Lehden und Augustusberg vorhanden.

Ziel sei, auch in der Zukunft nicht an ein einziges Projekt gebunden zu sein, was eine Vielzahl an Problemen mit sich bringe. Dennoch werde parallel eine alternative Verkehrsanbindung an Nossen-Süd geprüft. „Erschließungsalternativen sind das eine. Und das andere ist natürlich zu schauen, ob wir auch noch zu den Festsetzungen kommen, die wir im B-Plan beschlossen haben, also ob großflächiger Einzelhandel dort realisierbar ist. Aber da müssen wir sehen, ob das wird.“

Denkbar ist also auch die Beendigung des Projektes Nossen-Süd? „Wir warten noch auf eine Rückmeldung. Dann werden wir im ersten Quartal des kommenden Jahres eine Entscheidung treffen“, sagt Bartusch. Aus seiner Sicht habe es danach auch keinen Sinn, das Projekt weiter voranzutreiben, was schon relativ lange gedauert habe.

Das zweite große Thema in Nossen ist die Schaumaplast Sachsen GmbH. Wie geht es weiter?

Die Firma Schaumaplast Sachsen will sich seit Jahren in Augustusberg erweitern. Anwohner wehren sich dagegen, weil sie wegen ausgestoßener Gase um ihre Gesundheit fürchten. Etwas überraschend hatte in diesem Jahr der Stadtrat den Verkauf weiterer Flächen an die Firma abgelehnt. Aber Schaumaplast brauche laut eigenen Aussagen dringend weitere Flächen. Dennoch: „Momentan ruht das Thema. Aber ich denke, wir werden hier auch noch eine Lösung finden müssen“, sagt der Bürgermeister.

Es gab ein Kaufangebot der Horn-Stiftung für das Schloss Schleinitz. Wie ist der aktuelle Stand?

Große Diskussion gab es noch unter dem Altbürgermeister bezüglich des geplanten Verkaufs von Schloss Schleinitz. Eine Bürgerinitiative hatte sich gegründet, um eine Veräußerung zu verhindern, um das gesamte Schlossensemble der Öffentlichkeit zu erhalten. In diesem Jahr gab es ein Kaufangebot der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung. Doch so einfach ist das nicht, erklärt Bartusch. „Wir müssen noch einmal eine Ausschreibung durchführen, das bereiten wir gerade vor.“ Diese werde diesmal, im Gegensatz zur ersten, so gestaltet sein, „dass die öffentlichen Interessen gewahrt sind.“ Das sind zum Beispiel die öffentliche Zugänglichkeit des Areals und die Absicherung des ansässigen Museumsbetriebes.

Wie hat sich die Haushaltssituation in Nossen entwickelt?

„Haushalt ist ein brennendes Thema“, sagt Bartusch. Im Januar/Februar werde es keinen Haushaltsbeschluss geben. Die Verwaltung sei gerade in der externen Vergabe eines Haushaltsstrukturkonzeptes, „um zu schauen, wo die Einspar- und Effizienzpotenziale sind. Das muss in den neuen Haushalt einfließen.“ Der Grund: Der Haushaltsplanentwurf sei trotz massiver Kürzungen nicht ausgeglichen. Derzeit klafft eine Lücke von 1,5 Millionen Euro. Ziel sei, auch mittelfristig den Haushalt wieder auf gesündere Füße zu stellen.

Welche Probleme brachte Corona-Pandemie mit sich?

Neben den bekannten Problemen bedauert Bartusch die erschwerte Kommunikation. „Man kommt schwieriger an die Leute ran. Jetzt können wir einfach nur hoffen, dass wir ab dem Frühjahr wieder ein Stück weit Normalität haben, dass sich noch mehr Leute auch impfen lassen. Vielleicht auch mit dem neu zugelassenen Impfstoff Novavax, das ist so ein bisschen meine Hoffnung.“

Was ist aus den Wahlkampf-Themen hinsichtlich der Zukunftsgestaltung von Nossen geworden?

Trotz der anderen Themen konnte sich Bartusch zeitweise mit der Entwicklung Nossens beschäftigen. „Wir haben Ideen im Haus, gerade aus dem Bauamt heraus, was die eingangs besprochene, ganz wichtige gewerbliche Entwicklung betrifft.“ Im nächsten Jahr werden, so der Bürgermeister, weitere Schritte bezüglich Wohnbauentwicklung angestoßen. Derzeit laufe alles noch ein wenig unterm Radar, weil es noch hausinterne Prüfungen gebe. „Mir ist ganz, ganz wichtig: Bevor wir in solche großen Projekte hineinmarschieren – da haben wir aus den Fehlern der Vergangenheit ein Stück weit gelernt – vorher mal abklopfen, was ist möglich und was ist nicht möglich?“ Energie solle nicht unnötig versenkt werden, da die personellen Kapazitäten im Haus limitiert sind. Aber, „in der gewerblichen und auch der Wohnbauentwicklung haben wir einiges vor.“

Zudem gehe die Digitalisierung der Schulen weiter. Die Vergabe von Endgeräten konnte – aufgrund der 2021 besseren Haushaltsentwicklung als erwartet – vorgezogen werden.

Beim Thema Tourismus schaue Bartusch jetzt erst einmal, was das neue Projekt Regionalvermarktung über den Landkreis bringe, „wir müssen aufpassen, dass wir keine Redundanzen schaffen.“ Dennoch sei die Stadt am Thema Vermarktung Naherholung dran. Als Beispiel nennt er das Projekt Top-Wanderwege des Tourismusverbandes Elbland Dresden und des Landkreises Meißen, bei dem Nossen ist mit zwei Wanderwegen dabei ist.

„Beim Thema Öffentlichkeitsarbeit sind wir allerdings noch nicht dort, wohin ich will. Das müssen wir definitiv noch ausbauen.“ Dabei werde sich auch in Sachen Homepage und Social-Media-Bereich noch Gedanken gemacht. „Das sind auch Projekte, die noch im nächsten Jahr anstehen.“