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Kornhaus-Kauf: AfD ist noch nicht so weit

Bei der AfD ist noch keine Entscheidung zum Kauf des Kornhauses gefallen. Man warte auf ein Investitionsgutachten. Nun haben die Eigentümer reagiert.

Von Andre Schramm
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Eine Innenaufnahme vom Kornhaus. Die AfD möchte das Anwesen kaufen und zu einem Tagungs- und Schulungszentrum mit Übernachtungsmöglichkeiten umbauen lassen.
Eine Innenaufnahme vom Kornhaus. Die AfD möchte das Anwesen kaufen und zu einem Tagungs- und Schulungszentrum mit Übernachtungsmöglichkeiten umbauen lassen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Wie der AfD-Bundesschatzmeister Carsten Hütter gegenüber der SZ erklärte, sei in Sachen Kornhaus noch nichts entschieden. "Wir warten derzeit noch auf die Kalkulation der notwendigen Investitionskosten", sagte der Landtagsabgeordnete am Dienstag. Vorher eine Entscheidung zu fällen, mache aus seiner Sicht keinen Sinn. Hütter schätzt den Investitionsbedarf für das denkmalgeschützte Haus vorsichtig auf fünf Millionen Euro. Sobald das Gutachten vorliegt, solle entschieden werden, ob sich der Bundesverband an der Versteigerung am 4. Juli beteiligt oder nicht. In diesem Zusammenhang wird auch zu klären sein, bis wohin man mitbieten will. Das Startgebot liegt bei 370.000 Euro.

Zuletzt hatte die Rechtsabteilung der AfD Einsicht in die Versteigerungsunterlagen genommen. Geht der Bundesverband am 4. Juli tatsächlich bei der Versteigerung ins Rennen, muss er vorher glaubhaft belegen, dass er es ernst meint. Heißt: Potenzielle Mitbieter müssen eine Sicherheitsleistung erbringen. Sie beträgt zehn Prozent des Startgebotes. Das wären im konkreten Fall 37.000 Euro.

Kornhaus-Entscheidung spätestens in Riesa

"Ich gehe davon aus, dass eine endgültige Entscheidung bis spätestens zum Bundesparteitag in Riesa fallen wird", sagte Hütter. Die AfD ist vom 17. bis 19. Juni in der Sachsenarena zu Gast, u.a. um einen neuen Bundesvorstand zu wählen. Wie es weiter hieß, würden der Parteivorsitzende Tino Chrupalla und der AfD-Landeschef Jörg Urban das Projekt unterstützen. Geplant ist, in dem rund 550 Jahre alten Anwesen ein Tagungs- und Schulungsgebäude zu errichten. Übernachtungsmöglichkeiten sollen ebenfalls entstehen.

Die Pläne der AfD hatten in den letzten Tagen sowohl regional als auch überregional überwiegend ablehnende Reaktionen ausgelöst. Lokalpolitiker appellierten an die sächsische Staatsregierung, das Kornhaus zu kaufen. Wetterexperte Jörg Kachelmann rief zu Spenden auf und kündigte an, nach Meißen kommen zu wollen. Sachsens SPD-Vize sprach von einer Nazikaderschmiede, die man verhindern müsse.

Das sächsische Finanzministerium sah hingegen keinerlei "Staatsbedarf für die Immobilie". Auch eine Zwangsversteigerung ändere daran nichts, hieß es aus Dresden. In Meißen fühlt man sich unterdessen an 2008 erinnert. Damals hatte man in der Stadt gehofft, der Freistaat springt in letzter Minute ein und kauft das Haus.

Stattdessen landete die einstige Vorratskammer der Albrechtsburg in den Händen einer österreichisch-italienischen Immobilienfirma. Aus ihrem Vorhaben, das Kornhaus zum Luxushotel umzubauen, wurde bekanntermaßen nichts. Zuletzt geriet der Eigentümer mit der Grundsteuer und den Sanierungsbeiträgen in Verzug. Daraufhin hatte die Stadt Meißen ein Zwangsversteigerungsverfahren eingeleitet.

"Niemand hat sich darum geschert"

Die Reaktionen auf die Kaufabsichten der AfD nannte Hütter "bemerkenswert". "Mal abgesehen von der Stadt Meißen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel unternommen hat, hat sich die ganzen Jahre niemand von denen, die sich nun gemeldet haben, um das Kornhaus geschert", sagte der AfD-Mann. Plötzlich würde zu Spendensammlungen aufgerufen und sogar ein Wetterexperte eingeschaltet, nur um der AfD eins auszuwischen.

Den Vorwurf, es würde sich beim Kornhaus-Kauf nur um einen PR-Coup handeln, wies er zurück. "Wer mich kennt, weiß, dass ich keiner bin, der auf PR-Gags steht", sagte der 57-Jährige. Ein Etappenziel sieht er schon jetzt erreicht: Das Thema Kornhaus sei in aller Munde. Die sächsische Staatsregierung stünde deswegen zunehmend unter Druck.

Unterdessen ist fraglich, ob die AfD überhaupt eine Möglichkeit erhält, das Haus zu erwerben. Nach Informationen von sächsische.de wurde der Versteigerungstermin inzwischen abgesagt. Der derzeitige Eigentümer des Kornhauses solle seine Grundsteuerschulden beglichen. Offen bleibt dabei, wie es mit dem denkmalgeschützten Haus weitergehen soll.