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Kreis Meißen: Erste Bremsspuren bei den Immobilienpreisen

Für gebrauchte Häuser werden zweistellige Preisrückgänge erwartet. Grund sind die hohen Kosten für die energetische Sanierung. Doch es gibt auch Optimismus.

Von Ulf Mallek
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Blick auf Radebeul: Hier ist die Immobilienwelt noch in Ordnung. Eine neue Eigentumswohnung verkaufte sich 2021 mit 4.549 Euro pro Quadratmeter, fast eine Verdopplung in zehn Jahren.
Blick auf Radebeul: Hier ist die Immobilienwelt noch in Ordnung. Eine neue Eigentumswohnung verkaufte sich 2021 mit 4.549 Euro pro Quadratmeter, fast eine Verdopplung in zehn Jahren. © Arvid Müller

Meißen. Der Immobilienboom im Landkreis Meißen läuft auf niedrigeren Touren weiter. Oder ist er vielleicht schon zu Ende? Experten sind bei der Interpretation der Fakten unterschiedlicher Meinung.

In den vergangenen Jahren sind die Preise für Häuser und Wohnungen vor allem in den Ballungsräumen immer weiter gestiegen. Das zeigt auch der neue Grundstücksmarktbericht für das Jahr 2022 im Landkreis Meißen. Doch Landrat Ralf Hänsel sieht schon die ersten Bremsspuren. "Gründe hierfür sind u. a. die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, die Anhebung der Bauzinsen, die Energiekrise, die inflationsbedingten Auswirkungen, Lieferengpässe, Materialmangel, Änderungen in den Förderprogrammen und die daraus resultierende Zurückstellung von Bauvorhaben", so Hänsel in seinem Bericht an den Kreistag.

Das Balkendiagramm zeigt, wie viele Jahresnettolöhne der Durchschnittsbürger der Stadt für den Erwerb eines Einfamilienhauses in seiner Heimat benötigen würde.
Das Balkendiagramm zeigt, wie viele Jahresnettolöhne der Durchschnittsbürger der Stadt für den Erwerb eines Einfamilienhauses in seiner Heimat benötigen würde. © Landkreis Meißen

Doch auf breiter Front so richtig fallen will der Markt auch nicht. In den Metropolregionen bleiben die Immobilienpreise relativ stabil oder zeigen nur eine leicht sinkende Tendenz. Auch im Speckgürtel um Dresden pendeln sich die Preise auf dem aktuellen Niveau ein, denn hier sind Immobilien noch günstiger als im Ballungszentrum selbst. Preisrückgänge werden dagegen in ländlichen und strukturschwachen Regionen erwartet. Günstiger werden auch die Bestandsimmobilien mit einem hohen Sanierungsbedarf und einer schlechten Energiebilanz. Wegen der hohen Energiekosten sinkt die Nachfrage nach solchen Immobilien und somit deren Wert. Es wird davon ausgegangen, dass Preisrückgänge für diese Objekte bis in den zweistelligen Prozentbereich zu erwarten sind.

Dennoch ist der Umsatz auf dem Grundstücksmarkt im Landkreis Meißen stark angestiegen. Im Jahr 2021 wurde der höchste Gesamtgeldumsatz mit knapp 650 Millionen Euro erreicht, im Jahr 2013 lag dieser Wert noch bei 267 Millionen Euro. Auch die Anzahl der Kaufvorgänge lag 2021 bei einem Höchstumsatz mit 3.298 Kaufverträgen. Im Jahr 2013 wurden nur 2.674 Kaufverträge der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses zur Auswertung zugesendet. Für das Jahr 2022 können die Umsätze der einzelnen Teilmärkte nur als Zwischenbilanz abgebildet werden, da noch nicht alle Kaufverträge aus dem Jahr 2022 durch die Notare der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses überstellt wurden. Danach gab es einen Geldumsatz von 409 Millionen Euro bei 2.336 Kaufvorgängen. Der Flächenumsatz betrug 1.178 Hektar (2021: 3.348 Hektar).

Ganz optimistisch für Immobilien ist Georg Reutter, Chef des Verbands der Pfandbriefbanken. Er glaubt laut dem Portal welt.de inzwischen eine Bodenbildung bei den Immobilienpreisen zu erkennen. Er sieht sogar einen neuen Aufschwung am Horizont. Und dieser erstaunliche Optimismus fällt zeitlich zusammen mit neuesten Daten des Darlehensvermittler Europace. Auch er sieht bei den Immobilienpreisen erste Hinweise auf eine Trendwende.

Im vergangenen Jahr stürzte das Volumen der Wohnimmobilienfinanzierung der Hypothekenbanken regelrecht ab. Im ersten Quartal 2022 umfasste es noch rund 32,1 Milliarden Euro, im vierten Quartal waren es gerade mal noch etwa 17 Milliarden, ein Rückgang um annähernd 50 Prozent. Doch im ersten Quartal dieses Jahres scheint sich das Geschäft auf dem niedrigen Niveau stabilisiert zu haben. In Großbritannien und den USA gibt es schon erste Anzeichen für eine Bodenbildung. Deutschland folgt dann meist wenig später.