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Erstes Wildschwein mit der Pest im Kreis Meißen

Bei der im Herbst üblichen Jagd im Mais und der anschließenden Blutprobe war eins der vier Schweine positiv. Im Landratsamt wird ein Krisenstab gebildet.

Von Peter Redlich
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Nach mehreren Infektionen im Kreis Görlitz wurde nun auch bei Radeburg die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen.
Nach mehreren Infektionen im Kreis Görlitz wurde nun auch bei Radeburg die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen. © Symbolfoto: dpa

Meißen/Radeburg. Es ist die übliche Jagd, auf welche die Jäger im Herbst entlang von Maisfeldern kurz vor oder während der Ernte gehen. Inmitten der hochgewachsenen Pflanzen fühlen sich Wildschweine besonders sicher und haben obendrein reichlich zum Fressen. Und richten dabei allerdings auch großen Schaden an für die Bauern, weil die Tiere sich oft monatelang als Rotte in den Maisfeldern aufhalten.

Am Mittwoch gab es so eine Jagd an einem Maisfeld bei Radeburg, nahe der Autobahn A 13. Wie die Radebeuler Redaktion von SZ und Sächsische.de vom Moritzburger Revierleiter Marko Groß erfuhr – die Revierleiter werden darüber sofort informiert – sind bei dieser Jagd vier Schweine zur Strecke gebracht worden. Bei der anschließenden Blutprobe hat sich herausgestellt, dass eines der Tiere die Schweinepest in sich trägt. Der erste festgestellte Fall von Schweinepest im Kreis Meißen.

Im Landratsamt wurde sofort auf die neue Situation reagiert. Für den Donnerstagnachmittag sind alle Jäger und Forstverantwortlichen vom Veterinäramt zu einer Informations- und Abstimmungsveranstaltung eingeladen worden, sagt Bernd Dankert, Vorsitzender des Jagdverbandes Dresden e. V. Zu dem Jagdverband gehören auch viele Jäger genau aus dem Bereich, wo das Wildschwein positiv getestet wurde.

Dankert geht davon aus, dass bei der großen Beratung erörtert wird, wie verhindert werden kann, dass sich die Schweinepest, die für den Menschen ungefährlich ist, aber für Tiere tödlich endet, in der Fläche ausbreiten kann. Dankert: "In Tschechien, wo es einen Herd gab, ist eine Fläche von wenigen Hektar eingezäunt und dort alles Schwarzwild geschossen worden. Ob so etwas auch hier sinnvoll ist, muss besprochen werden."

Weiteres Hintergrundwissen ist einer Pressemitteilung der sächsischen Staatsregierung zu entnehmen: Das infizierte Wildschwein wurde östlich der A 13 in der Nähe der Anschlussstelle Radeburg erlegt und von der zuständigen Veterinärbehörde sichergestellt.

Seit April 2020 werden alle geschossenen Schweine in den Landkreisen Görlitz und Bautzen auf die Afrikanische Schweinepest untersucht. Dieses Überwachungsprogramm wurde im September 2021 auch in den Landkreisen Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Dresden eingeführt. Nun gibt es hier den ersten positiven Fall.

Infiziertes Tier wahrscheinlich zugewandert

Staatssekretär Sebastian Vogel, Leiter des Krisenstabes, erklärte, dass die Ermittlungen zu epidemiologischen Folgen bereits aufgenommen wurden: "Wir gehen derzeit davon aus, dass es sich nicht um eine Übertragung durch migrierende Wildschweine aus den infizierten Gebieten im Landkreis Görlitz handelt. Es gilt jetzt, das Ausmaß des Ausbruchsgeschehens im Landkreis Meißen festzustellen, insbesondere ob und inwieweit das Infektionsgeschehen vorangeschritten ist, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten."

Aktuell gibt es in Sachsen 549 bestätigte Fälle von Afrikanischer Schweinepest. Es handelt sich dabei um eine ansteckende Allgemeinerkrankung der Schweine, die fast immer tödlich verläuft und unheilbar ist. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über vom Schwein stammende Lebensmittel sowie über kontaminierte Gegenstände und Futter in andere Gebiete übertragen werden.

Jäger organisieren Gemeinschaftsjagden

Sowohl in der Oberlausitz als auch im Bereich Sächsische Schweiz und Osterzgebirge sehen die Waidleute Gemeinschaftsjagden als wichtiges Mittel an, um die Risiken der Seuche weiter zu minimieren. Nach Angaben von Frank Röllig, dem Leiter des Hegerings Oberes Sebnitztal, gab es zu diesem Thema am 1. Oktober eine Abstimmung zwischen dem Leiter der Nationalparkverwaltung, dem Leiter des Forstbezirkes Neustadt, dem Leiter Forstwirtschaft im Staatsbetrieb Sachsenforst, dem Jagdverband Sächsische Schweiz und dem Hegering Oberes Sebnitztal. Der Forstbezirk Neustadt kann alle geplanten Jagden durchführen.

Schwieriger ist es im Nationalpark und in einigen Pachtbezirken. Dort kann wegen Baumbruchgefahr und vom Borkenkäfer geschädigten Flächen aus Sicherheitsgründen keine Bewegungsjagd stattfinden. Alternativen werden unserer Jägerschaft in den kommenden Tagen vorgestellt. "Es ist wichtig, die Schwarzwildjagd zu optimieren, um den Bestand zu reduzieren. Da bedarf es aller Anstrengungen. Wir hoffen, im nächsten Jahr wieder flächendeckend unsere Bewegungsjagden durchführen zu können", so Röllig.