SZ + Meißen
Merken

Machen E-Bikes die Fahrradbusse im Kreis Meißen überflüssig?

Sie sind teuer, sperrig und unnötig. Das sagt zumindest AfD-Kreisrat Thomas Kirste über die Fahrradbusse und fordert eine deutliche Reduktion der Fahrten. Die Verkehrsbetriebe haben bereits reagiert.

Von Ines Mallek-Klein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Seit 2021 ist der VGM-Bus auf der Linie M zwischen Meißen und Moritzburg mit einem Fahrradanhänger unterwegs - zumindest in den Sommermonaten und das soll auch 2024 so bleiben.
Seit 2021 ist der VGM-Bus auf der Linie M zwischen Meißen und Moritzburg mit einem Fahrradanhänger unterwegs - zumindest in den Sommermonaten und das soll auch 2024 so bleiben. © Claudia Hübschmann

Meißen. Sie fallen auf, auf der Landstraße: die Fahrradbusse der Verkehrsgesellschaft Meißen. Die weiß-grünen Gefährte mit den großen Anhängern sind immer zwischen April und Oktober unterwegs und das auf der Linie M von Meißen über Weinböhla nach Moritzburg. Das wird auch 2024 so bleiben.

Auf der Linie 477, die von Dresden über Moritzburg und Radeburg nach Großenhain führt, wird man in der neuen Saison allerdings auf die Fahrradanhänger verzichten, erklärt Ramona Raden. Nach Aussage der Sprecherin der Verkehrsgesellschaft Meißen liege das aber nicht an Auslastungsproblemen, sondern an deutlich gestiegenen Fahrgastzahlen vor allem auf dem Streckenabschnitt zwischen Dresden und Moritzburg. Dort muss mittlerweile ein Gelenkomnibus eingesetzt werden und der ist für einen zusätzlichen Fahrradanhänger ungeeignet, so Ramona Raden. Allerdings räumt auch sie ein, dass die Auslastung der Fahrradanhänger zuletzt stagniert habe.

2023 habe man auf beiden Linien zwischen April und Oktober insgesamt 695 Fahrräder transportiert. „Im Schnitt fuhr also jeder Hänger der Linie M, der theoretisch 16 Fahrräder transportieren kann, nur 0,4 Fahrräder pro Fahrt durch die Gegend“, rechnet Thomas Kirste vor, der für die AfD im Landtag und im Kreistag sitzt. Aus seiner Sicht sind die Anhänger völlig überflüssig. Wenn statistisch gesehen nur in jedem dritten Bus überhaupt ein Radfahrer mitreise, könne der sein Rad mit in den Bus nehmen. Das spare Betriebs- und Kraftstoffkosten.

Landkreis Meißen ist Mitgesellschafter der Verkehrsbetriebe

Kirste beschäftigt sich schon länger mit dem Thema der Fahrradbusse. Jeweils im September 2022 und 2023 hat er nach Saisonabschluss eine entsprechende Anfrage an das Landratsamt gestellt und dort die Auslastung erfragt. Die VGM bietet den Service für Radfahrer seit 2021 an, hat dafür fünf Fahrradanhänger für insgesamt 80.000 Euro angeschafft. Drei sind Baujahr 2007, die beiden jüngsten stammen aus dem Jahr 2021. Für Unterhaltung und Wartung sind jährlich jeweils 750 Euro nötig. Geld, so die Meinung von Thomas Kirste, dass man einsparen könnte, zumindest teilweise.

Er hat einen entsprechenden Kreistagsbeschluss vorbereitet, in dem er Landrat Ralf Hänsel auffordert, sich bei der VGM dafür einzusetzen, dass die Linie M im kommenden Sommer maximal noch an den Wochenenden mit Fahrradanhängern unterwegs ist. Der Landkreis sei schließlich Mitgesellschafter der Verkehrsbetriebe.

Zur Begründung führt Kirste an, dass selbst im Juli 2023, der einen monatlichen Höchststand von 95 transportierten Fahrrädern auf der Linie M verzeichnete, im Schnitt täglich nur drei Räder, verteilt auf fünf Fahrten, transportiert worden seien. Ein aus seiner Sicht völlig unwirtschaftliches Unterfangen, auch mit Blick auf die höheren Kraftstoffkosten für die Fahrten mit Anhänger. Die VGM meldet für den Monat Juli 2023 auf Nachfrage übrigens 119 transportierte Räder.

Immer mehr Radfahrer mit E-Bikes im Elbland unterwegs

Aber auch sie gibt sich durchaus selbstkritisch. Die Fahrradmitnahme sei 2023 gegenüber 2022 zwar wieder leicht gestiegen, stagniere aber auf einem Niveau, das die Sprecherin der Verkehrsbetriebe als "steigerungsfähig" bezeichnet. Man möchte allerdings auf der Linie M an dem Zusatzangebot für die Fahrgäste auch 2024 festhalten. Die Anhänger, die auf der Linie 477 zwischen Dresden und Großenhain nun nicht mehr benötigt werden, haben indes schon ein neues Einsatzfeld gefunden. Sie sollen in der Oberlausitz zum Einsatz kommen, wo eine neue Fahrradlinie getestet werden soll.

Eine Ursache für die nicht weiter wachsende Zahl der Fahrradmitnahmen hat man bei den Verkehrsbetrieben übrigens auch schon ausgemacht. Immer mehr Radfahrer seien mit E-Bikes unterwegs. Sie ermöglichten auch weniger durchtrainierten Personen Strecken von 30 und mehr Kilometern problemlos zu absolvieren, entsprechend entfalle dann aber die Busfahrt beispielsweise zwischen Meißen und Moritzburg.