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Meißen: Große Sorgen um die Brauereien

Die Privatbrauerei Meissner Schwerter beteiligt sich an einer Aktion von 300 Bier-Brauern. Vielen droht wegen der Gastronomie-Schließungen die Insolvenz.

Von Ulf Mallek
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Neue Tanks, Kessel und Abfüllanlage: Rund zwei Millionen Euro investierte Eric Schäffer in seine Meißner Privatbrauerei Schwerter. Doch der lange Lockdown macht auch ihm zu schaffen.
Neue Tanks, Kessel und Abfüllanlage: Rund zwei Millionen Euro investierte Eric Schäffer in seine Meißner Privatbrauerei Schwerter. Doch der lange Lockdown macht auch ihm zu schaffen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die Lage für die Brauereien ist sehr ernst. Sie sind von der Corona-Pandemie besonders hart betroffen. Von Woche zu Woche wird die Situation für die Betriebe schwieriger, so Barbara Sarx-Lohse, Geschäftsführerin des Sächsischen Brauerbundes. Seit jeher sind die Brauereien der engste Partner der Gastronomie, so Sarx-Lohse. Doch Gaststätten, Restaurants, Hotels und Kneipen befinden sich seit Anfang November erneut im Lockdown – ohne Perspektive auf eine Wiedereröffnung. Mit der Schließung der Gastronomie und dem Verbot von Veranstaltungen sei der Fassbiermarkt vollständig zusammengebrochen. Damit habe die Braubranche einen maßgeblichen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis verloren. Dennoch gibt es bis heute von Seiten des Bundes und der Länder kaum Hilfen und Unterstützung.

Deshalb beteiligen sich die sächsischen Brauereien an einem offenen Brief der deutschen Brauwirtschaft. Insgesamt 300 Bierbrauer haben ihn unterschrieben. Sie stehen für rund 95 Prozent des in Deutschland gebrauten Bieres.

Auch der Inhaber der Privatbrauerei Meißner Schwerter, Eric Schäffer, hat sich beteiligt. Der Fassbierabsatz in Meißen stehe aktuell bei null, sagte er. "Das tut unter Ertragsgesichtspunkten sehr weh", so Schäffer. Der Flaschenbierabsatz laufe dagegen richtig gut. In den nächsten Tagen kommt das Maibock auf den Markt. Gegen Ende März wird das Bier Elbsommer 2021 abgefüllt, sagt Schäffer zu sächsische.de.

Neues Rekordtief beim Bierabsatz

Der inländische Bierabsatz ist 2020 mit minus 5,5 Prozent auf ein neues Rekordtief von 8,7 Milliarden Liter gefallen (ohne alkoholfreies Bier und ausländische Marken außerhalb der EU). Nach einer Branchenumfrage fiel der mittlere Bierumsatz der Brauereien sogar um 23 Prozent. Besonders betroffen von dem Minus sind die kleineren und mittleren Betriebe. Bei ihnen macht der Gastronomie- und Festanteil traditionell 30 bis zu 85 Prozent des Umsatzes aus, während Braukonzerne einen Durchschnitt von zehn bis 12 Prozent aufweisen.

Die deutsche Brauwirtschaft appelliert in dem Brief an Bund und Länder, "gezielt, entschieden und schnell" mit Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung betroffener Betriebe gegenzusteuern, da ansonsten vielen dieser Brauereien als Folge der Corona-Krise die Insolvenz drohe. In Brauereien unterschiedlichster Größe sowie auch im Gastgewerbe stünden aber nicht nur zahllose Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern "auch ein unwiederbringlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens und unserer vielfältigen Kultur".

Konkret fordern die Brauereien eine Gleichstellung ihrer Brauereigaststätten mit Bäckereien und Konditoreien. Sie müssten wie normale Gastronomiebetriebe behandelt werden und für staatliche Hilfen anspruchsberechtigt werden. Zudem werden für kleinere Brauereien mit unter 200.000 Hektolitern Jahresproduktion ermäßigte Steuersätze gefordert. Eine transparente und verlässliche Öffnungsstrategie, so die Brauereien, sei existenziell wichtig.

Die Meißner Schwerterbrauerei ist von der Gastronomieschließung ebenfalls stärker betroffen. Der Anteil von Fassbier am Gesamtumsatz macht bei ihr immerhin 30 Prozent aus. Schäffer kaufte die Brauerei im Jahr 2009 aus der Insolvenz. Damals produzierte die Firma rund 15.000 Hektoliter Bier pro Jahr. Diese Zahl hat sich bis heute fast verdoppelt. Insgesamt zwei Millionen Euro investierte das Unternehmen in neue Technik.

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