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Neue Burgfestspiele Meißen: Ganz oben, auch qualitativ

Die "Neuen Burgfestspiele Meißen" sind zurück: Vom 12. bis 26. Juni wird der Meißner Burgberg wieder zur Open-Air-Bühne.

Von Andre Schramm
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Jedermann mit Tom Quaas wird auch dieses Jahr bei den Neuen Burgfestspielen Meissen zu sehen sein.
Jedermann mit Tom Quaas wird auch dieses Jahr bei den Neuen Burgfestspielen Meissen zu sehen sein. © SAE Sächsische Zeitung

Meißen. "Quantitativ sind wir etwas in Verzug geraten, qualitativ keinesfalls", sagte Schlossherr Uwe Michel mit Blick auf die diesjährigen "Neuen Burgfestspiele Meißen". Unter normalen Umständen hätte er die achte Auflage angekündigt. Stattdessen steigt dieses Jahr erst die sechste – coronabedingt.

Offenbar war es im Vorfeld auch nicht ganz einfach, das Freiluftevent auf wirtschaftlich stabile Beine zu stellen. Neben dem Optimismus der Festspielgemeinschaft hat am Ende auch eine Förderung aus dem Bundesprogramm "Neustart Kultur" den Ausschlag gegeben. Auch der hiesige Kulturraum beteiligt sich mit 20.000 Euro. "Das wirtschaftliche Risiko ist trotzdem sehr groß und die aktuelle Entwicklung kein guter Nährboden für Kultur", befand die Theaterleiterin Ann-Kristin Böhme. Heißt im Klartext: Kauft bitte Karten!

Eröffnet werden die Burgfestspiele am 12. Juni mit dem Konzert "Sommernachtstraum" im Dom. Darin erklingen Werke von Mozart und Mendelssohn-Bartholdy. Zu erleben sind u. a. Bläser aus dem Orchester der Elblandphilharmonie und die Kinder der Domkurrende. Die Leitung hat Domkantor Thorsten Göbel. Ebenfalls im Dom, nur zwölf Tage später, ist der Knabenchor Dresden mit einem bunten Blumenstrauß an geistlichen und weltlichen Liedern zu Gast.

Die Landesbühnen Sachsen haben dieses Jahr etwas Experimentelles und etwas Bewährtes im Gepäck. Für den Wiederbegegnungseffekt wird man mit "Jedermann - Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes" sorgen. "Tom Quaas befindet sich im besten Mannesalter", sagte Intendant Manuel Schöbel. Uraufgeführt wurde das Stück bereits 1911 in Berlin. 1925 war es während der Burgfestspiele in Meißen zu erleben.

Sax@Play heißt das zweite Angebot der Landesbühnen – ein virtuelles Spiel, das die echte Welt mit einbezieht. "Die Teilnehmer bekommen ein Tablet und erkunden damit die Stadt. Digital werden Dinge eingeblendet, die in der Realität nicht vorhanden sind", erklärte Schöbel. Man könne Punkte sammeln und werde auch aufs Glatteis geführt. Produziert wurden bereits einige Regionalversionen, u. a. für Freital und Meißen. Schauspieler und Tänzer der Landesbühnen sind Bestandteil der analog-virtuellen Herausforderung.

Auch die Elbland Philharmonie Sachsen wird zu hören sein. Schöbel verglich das Spielprinzip mit Kafkas Roman "Das Schloss". Für alle Jüngeren dürfte das ein bisschen nach "Pokemon Go" klingen. Eine Stunde sollte man dafür einplanen. "Es ist nicht das Ende des analogen Theaters", beruhigte Schöbel. Es sei aber eine Möglichkeit, um neue Zielgruppen zu erreichen. Die Tickets gibt es ausnahmsweise nur über die Landesbühnen. Termine: 17./18./19. Juni, jeweils 16 und 18 Uhr.

Als sich 2019 das erste Konzert mit Filmmusik anbahnte, waren auf dem Burghof 36 Grad im Schatten. Die Klebstellen der Instrumente drohten sich aufzulösen. Ein Konzert im Freien war jedenfalls unter diesen Bedingungen unmöglich. Kurzerhand verlegte man das kostenlose Konzert damals in den Dom. Der platzte zwar aus allen Nähten, doch seither gibt es den sehnlichen Wunsch, die Hollywood-Melodien noch einmal in Meißen zu präsentieren, wie die Theaterleiterin erzählt. Die Nachfrage wird nun am 19. Juni gestillt, beim Konzert der Elbland Philharmonie mit dem Titel "Von Supermann bis Wonder Woman". Die Zuhörer werden mit Melodien aus "Es war einmal in Amerika" (Ennio Morricone), "Die glorreichen Sieben" (Elmer Bernstein) und "Der Herr der Ringe" (Hans Zimmer) beglückt. Diesmal kostet das Zuhören jedoch etwas: 28 Euro.

Als Quasimodo war er schon mal da, am 23. Juni kommt Tom Pauls in Gestalt von August des Starken zurück. In "Däschdlmäschdl auf Sächsisch" ergründet Pauls das Liebesleben des berühmten Herrschers, der sich eigentlich auf einer Kavalierstour durch halb Europa befindet und dort Manieren, Sprachen und Gepflogenheiten an den Höfen kennenlernen soll. Er nutzt die Reise allerdings ausgiebig fürs Amüsement und verzückt die Damenwelt zwischen Paris und Venedig, die komplett von Schauspielerin Beate Laaß gemimt wird.

Die Festspielgemeinschaft stellte am Donnerstag das Programm für die "Neuen Burgfestspiele Meißen" vor. Landrat Ralf Hänsel (re.) und Bürgermeister Markus Renner (2.v.r.) waren auch dabei.
Die Festspielgemeinschaft stellte am Donnerstag das Programm für die "Neuen Burgfestspiele Meißen" vor. Landrat Ralf Hänsel (re.) und Bürgermeister Markus Renner (2.v.r.) waren auch dabei. © Claudia Hübschmann

Zwei Tage später ist "Axel Prahl und sein Inselorchester" zu Gast. Der Kriminalhauptkommissar aus dem Münsteraner Tatort wird ausschließlich eigene Lieder präsentieren. Mit auf der Bühne ist Danny Dzuik, der bereits Songs für Annett Louisan und Stoppok schrieb. Das Abschlusskonzert übernimmt "Harmonic Brass" mit ihrem Programm "Die Donaureise". Das Ensemble hatte in den letzten beiden Jahren auf dem Meißner Marktplatz aufgespielt und dabei sowohl Einheimische als auch Meißens Gäste begeistert. Termin: 26. Juni.

Der Platz auf dem Burghof reicht für rund 800 Zuschauer. Die Stadt versprach, die Einschränkungen durch laufende Bauarbeiten auf dem Domplatz so gering wie möglich zu halten. Bleibt also nur noch auf schönes Wetter zu hoffen. "Wir haben hier schon gespielt, da hätte man seine eigene Katze nicht aus dem Haus gelassen", sagte Intendant Manuel Schöbel. Für diesen Fall empfahl er, statt dem Regenschirm ein Regencape einzupacken. Dann hat der Hintermann auch noch etwas von der Veranstaltung. Tickets gibt es im Theater Meißen und im DDV-Lokal.