Kreis Meißen: AfD fordert Verbot von Turnhallen als Flüchtlingsunterkunft

Meißen. Die Meißner Kreis-AfD macht sich Sorgen um eine mögliche Belegung von Turnhallen mit Flüchtlingen. Medienberichte, der Landkreis Meißen hätte einen Notfallplan mit Notunterkünften wie Turnhallen und Zelten für den Fall, dass die Zuweisungen die vorhandenen Plätze übersteigen, rief die AfD auf den Plan. Fraktionschef Julien Wiesemann teilte am Donnerstag sächsische.de mit, seine Partei habe einen entsprechenden Kreistagsbeschluss gegen solch eine Nutzung auf den Weg gebracht.
Wörtlich heißt es in dem Beschlussvorschlag: "Der Kreistag möge beschließen: Zur Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Landkreis Meißen werden keine von Schulen und/oder Vereinen in Benutzung befindlichen Turnhallen oder sonstigen Sportstätten genutzt."
In zwei Jahren Corona-Pandemie wäre Sport weitgehend un- oder nur unter extrem erschwerten Bedingungen möglich, so die AfD. In der Folge klagten Vereine über Mitgliederschwund. "Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat in dieser Zeit erheblichen Schaden genommen", heißt es in der Begründung des Antrages. Wiesemann: "Der Schul- und Vereinssport im Landkreis darf nicht erneut innerhalb kürzester Zeit einem vermeintlich übergeordnete Ziel zum Opfer fallen und teilweise oder gar flächendeckend zum Erliegen kommen."
Die nächste Sitzung des Kreistages ist am 9. Februar. Doch nach Angaben von CDU-Fraktionschef Ulrich Reusch könne laut Geschäftsordnung des Kreistages dieser Antrag frühestens in der übernächsten Sitzung, also im April behandelt werden, sofern der Antrag überhaupt in die Zuständigkeit des Kreistages fällt. Das müsse von der hauptamtlichen Verwaltung zunächst geprüft werden. Das Ergebnis dieser Prüfung sei abzuwarten, so Reusch. Eine inhaltliche Stellungnahme gab die CDU nicht ab.
Anders der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter, der diesen Antrag ablehnt. „Als ich den Antrag las, musste ich an meine geliebte Großmutter denken", so Richter. Sie floh allein mit ihren beiden Kindern - darunter war das kleine Mädchen, das später meine Mutter werden sollte - mitten im Winter 1945 vor der herannahenden Front. Die Flüchtlinge erfuhren damals freundliche Aufnahme bei einer Familie in Großenhain. Deren Wohnverhältnisse waren schon eng genug. Trotzdem rückten sie zusammen.
Richter: "Wo sind wir hingekommen, dass uns Turnhallen und Vereinssport wichtiger sind, als den vor Krieg flüchtenden Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben? Ja, Mitmenschlichkeit ist in der Tat eine übergeordnete gesellschaftliche Aufgabe. Insofern widerspreche ich der AfD." Er selbst sei bereit, Geflüchtete in der privaten Wohnung aufzunehmen. "Meine Vermieter sind einverstanden. Das Landratsamt muss mich nur anrufen.“
Der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) geriet im Dezember unter schwere Kritik, weil er Flüchtlinge weder in Turnhallen noch in dezentralen Unterkünften unterbringen will. Mit letzterem würde er eine „Gefährdung des sozialen Friedens in Kauf nehmen“, sagte Witschas in einer Videobotschaft.