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Geschäftstüchtiger Prinzensohn: Moritz zur Lippe übernimmt Friedwald in Oberau

Waldeigentümer ist Moritz zur Lippe seit seinem 14. Lebensjahr. Nun übernimmt er auch die wirtschaftliche Verantwortung für den Bestattungswald.

Von Ines Mallek-Klein
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Schon zu Lebzeiten den letzten Ruheplatz im Friedwald auszuwählen, wird immer beliebter.
Schon zu Lebzeiten den letzten Ruheplatz im Friedwald auszuwählen, wird immer beliebter. © Norbert Millauer

Niederau. Prinzenbesuch in einer Gemeinderatssitzung ist selten. Am Dienstag vergangenen Woche hatten sich im Großdobritzer Mehrzweckgebäude mit Georg Prinz zur Lippe und Sohn Moritz gleich zwei Prinzen eingefunden. Grund war der Tagesordnungspunkt 3, in dem über einen Betreiberwechsel für den Bestattungswald in Oberau entschieden werden sollte. Es gab bereits zahlreiche intensive Vorgespräche, entsprechend schnell kam man zur Abstimmung. Die Gemeinderäte gaben einstimmig ihr Okay für den Betreiberwechsel. Und so wird das 77 Hektar große Areal künftig von der Waldfrieden Oberau GmbH mit Sitz in Meißen bewirtschaftet. Verantwortlich ist Prinz Moritz zur Lippe, der damit der jüngste Friedwaldbesitzer in Deutschland sein dürfte.

Dass der junge Mann, der erst im vergangenen Jahr erfolgreich sein Abitur abgelegt hat, geschäftstüchtig ist, bewies er schon damals. Er hat nicht nur für seine Prüfungen gelernt, sondern aus Bioäpfeln auch einen eigenen Cidre kreiert. Die Idee entstand, während Moritz in einer Besenwirtschaft jobbte und Kunden fortwährend nach einem leichten Sommergetränk mit möglichst geringem Alkoholanteil fragten.

Keine Änderung durch Betreiberwechsel

Nun also kommt die Verantwortung für den Friedwald hinzu. Der lag schon immer im Prinzenwald und beschäftigte 2018 sogar kurzzeitig die Justiz. Die Eltern von Moritz hatten ihn, damals noch 14-jährig, ins Grundbuch als Waldeigentümer eintragen lassen. Dagegen legte das Familiengericht sein Veto ein und im Oberauer Friedwald stoppten vorübergehend die Neuanmeldungen für Gräber – kaum das der Bestattungswald eröffnet wurde. Auch Baumbesichtigungen waren zeitweise nicht möglich. Georg Prinz zur Lippe, damals nach seiner Motivation befragt, erklärte: „Wir haben unserem einzigen Sohn die 77 Hektar Wald für den Friedhof übergeben, damit er lernt, Verantwortung zu übernehmen. Später sollen die Einkünfte auch der Finanzierung seines Studiums dienen.“ Dieser Zeitpunkt scheint nun gekommen.

Moritz zur Lippe hat 2022 seinen eigenen Cidre auf den Markt gebracht.
Moritz zur Lippe hat 2022 seinen eigenen Cidre auf den Markt gebracht. © Claudia Hübschmann

Den Friedwald in Oberau gibt es seit September 2017. Betreiber war bisher die Friedwald GmbH mit Sitz im hessischen Griesheim, die bundesweit aktiv ist. Sie suchte damals nach geeigneten Waldgrundstücken und fand im Prinzen zur Lippe einen konstruktiven Partner. Mittlerweile haben auf dem Areal weit mehr als 900 Beisetzungen stattgefunden, sagt Carola Wacker-Meister als Sprecherin des Griesheimer Unternehmens. Für die Hinterbliebenen und die Vertragspartner ändere sich durch den Betreiberwechsel nichts. Die Papiere würden lediglich an die Waldfrieden Oberau GmbH übergeben und künftig von Mitarbeitern vor Ort betreut. Die Waldfrieden Oberau GmbH übernehme alle Aufgaben und Pflichten der Friedwald GmbH – auch mit Blick auf Grab- und Bestattungsverträge, versichert Carola Wacker-Meister.

Bestattung im Friedwald

Nach Informationen von chsische.de gab es zuvor einige Beschwerden über den Kundenservice. Der lief über Griesheim und war vornehmlich auf telefonische Kontakte beschränkt. "Allerdings sind wir 60 Stunden in der Woche für unsere Kunden da" so Carola Wacker-Meister. Sie will die Kundenbeschwerden nicht bestätigen, kann aber nicht ausschließen, dass es in Einzelfällen zu Unstimmigkeiten gekommen sei.

Die Friedwald GmbH wird weiterhin Konzept- und Markengeberin des Oberauer Bestattungswaldes bleiben. Das sei auch dem neuen Betreiber wichtig gewesen, profitiere er doch von der eingeführten Marke. Der Betreiberwechsel ist laut Gemeinderatsbeschluss zum 1. Mai dieses Jahres geplant. Das Nutzungsrecht für den Friedwald wurde zwischen der Gemeinde und der Lippeschen Forstverwaltung bereits vertraglich geregelt und ist auf 99 Jahre angelegt.

Nach einer Umfrage der Verbraucherinitiative für Bestattungskultur, Aeternitas, wünschen sich derzeit nur noch zwölf Prozent der Deutschen eine Bestattung im Sarg immerhin jeder Vierte würde sich für eine Urne entscheiden. Die wird längst nicht mehr nur auf dem Friedhof beigesetzt. Möglich ist eine Seebestattung, die sechs Prozent als Wunsch angegeben haben. Aber auch die Bestattung in einem Friedwald gewinne an Bedeutung. Das Griesheimer Unternehmen, das zu den ersten Betreibern von Bestattungswäldern in Deutschland zählt, möchte dem Rechnung tragen.

"Wir sind nach wie vor auf der Suche nach geeigneten Waldpartnern und Flächen in Sachsen, da die Bestattung unter Bäumen zunehmend nachgefragt wird", sagt Carola Wacker-Meister. Neben dem Friedwald Oberau gibt es mittlerweile Bestattungsmöglichkeiten unter Bäumen im Planitzwald bei Leipzig, in Markersdorf bei Görlitz, in Waldenburg bei Chemnitz und im Kamenz im Landkreis Bautzen.