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So feiert der Zentralgasthof Weinböhla sein 125. Jubiläum

Am 28. März feiert der Zentraler seinen 125. Geburtstag. Einen feierlichen Ball sowie eine Sonderausstellung plant Geschäftsführerin Antje Wiedemann für das runde Jubiläum.

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Antje Wiedemann leitet den Zentralgasthof seit 2020. Zum 125-jährigen Jubiläum hat sie sich etwas Besonderes einfallen lassen.
Antje Wiedemann leitet den Zentralgasthof seit 2020. Zum 125-jährigen Jubiläum hat sie sich etwas Besonderes einfallen lassen. © STEFFEN MANIG

Weinböhla. Seit 1999 geben sich Prominente im Zentralgasthof Weinböhla die Klinke in die Hand. Von Roland Kaiser und Helene Fischer über Herbert Feuerstein, Karl Dall und Nina Hagen bis hin zu Katja Ebstein waren alle schon im historischen Ballsaal von 1899 zu Gast. Ein Blick ins Archiv des Kulturhauses zeigt eine interessante Statistik.

Bis 2009 wurden 17.000 Werbeplakate gehangen, 1.600 Veranstaltungen betreut, 644.000 Stühle gerückt, 4.480 Schnittchen geschmiert, 1.240 Blumensträuße überreicht und mehr als 400.000 Besucher begrüßt. Damals hatte Christina Wolf die Leitung des „Zentralers“ inne, seit 1. März 2020 ist es Antje Wiedemann, und sie lädt am 28. März zu einer Zeitreise der besonderen Art ein. Eine Zeitreise, die auch für Wiedemann eine ganz persönliche ist.

Frau Wiedemann, seit 1. März 2020 leiten Sie den Zentralgasthof Weinböhla. Wie war es für Sie, die Leitung des historischen Hauses zu übernehmen?

Ich kannte das Haus nur kurz unter „normalen Bedingungen“. Am 6. und 7. März hatten wir zwei ausverkaufte Veranstaltungen mit Frank Zander und Roger Stein und dann war alles vorbei. Die Corona-Zeit war eine katastrophale Phase für die Kulturbranche. Ich hatte mehr Zeit, um reinzukommen - das war positiv. Bis heute ist „systemrelevant“ das schlimmste Wort für mich. Es ist eine Degradierung meiner Person und den Menschen der Kulturbranche. Wir waren plötzlich nicht relevant. Fünf Mitarbeiter verließen mich im Ticketbüro, zwei Hausmeister gingen in Rente. Neue Strukturen finden und das Interne klären, war schwer.

Wie haben Sie es geschafft, die Herausforderung zu meistern und dabei zu bleiben?

Wir Menschen sind soziale Wesen, die miteinander interagieren wollen und sollen, also habe ich den Zentraler geöffnet — als Test- und Impfzentrum. Es steckt im Namen des Hauses. Der Zentralgasthof soll ein zentraler Ort in Weinböhla sein. Hier sollen die Menschen zusammenkommen. Ich hatte gedacht, dass es schwer sein wird, die Leute nach der Pandemie zurückzugewinnen, aber die Menschen wollen sich treffen, finden, etwas Anschauen. Auch, wenn es bedeutet, mal nur zwei Stunden lang das Negative oder den Alltagsstress zu vergessen. Dem Publikum bin ich sehr dankbar.

Eine Postkarte zeigt den Zentralgasthof im Jahr 1900.
Eine Postkarte zeigt den Zentralgasthof im Jahr 1900. © Archiv Zentralgasthof Weinböhla
Eine Werbeanzeige zum Zentralgasthof aus dem Jahr 1920.
Eine Werbeanzeige zum Zentralgasthof aus dem Jahr 1920. © Archiv Zentralgasthof Weinböhla
Der Zentralgasthof im Jahr 1950.
Der Zentralgasthof im Jahr 1950. © Archiv Zentralgasthof Weinböhla
Der Zentralgasthof mit Tankstelle auf einer Postkarte aus dem Jahr 1960.
Der Zentralgasthof mit Tankstelle auf einer Postkarte aus dem Jahr 1960. © Archiv Zentralgasthof Weinböhla
Der Zentralgasthof Weinböhla heute von außen.
Der Zentralgasthof Weinböhla heute von außen. © Archiv Zentralgasthof Weinböhla

Blicken Sie auf die letzten vier Jahre zurück - welche Highlights gab es für Sie?

Mein persönliches Highlight ist die 20er-Jahre-Party. Sie war schon für 2021 geplant und musste immer wieder verschoben werden. Im letzten Jahr und auch letzte Woche war sie ausverkauft. Es war meine eigene Vision, so etwas im Zentraler zu machen. Dazu kommt unser erster Ball am 28. März. Ich saß eines Tages im Ballsaal und dachte mir, hierher gehört mindestens einmal im Jahr auch ein Ball, aber auch der Abend mit Schauspieler und Musiker Christian Redl war besonders. Es ist für mich immer spannend, den Menschen hinter dem Künstler kennenzulernen.

Viele Veranstaltungen haben Sie von langer Hand geplant. Auch das 125. Jubiläum?

Das ist ganz witzig, denn als ich mit meiner Vorgängerin Christina Wolf und Bürgermeister Siegfried Zenker an meinem ersten Tag im Foyer des Hauses ein Gespräch hatte, hing ein Plakat über den Bau des Zentralers 1899 aus. Schon vor vier Jahren habe ich über das Jubiläum gesprochen und jetzt führe ich es selbst durch - eine tolle, kleine Erinnerung.

Am 28. März feiert der Zentraler seinen runden Geburtstag - auf den Tag genau?

Das weiß ich leider nicht. Weder im Weinböhlaer Archiv, noch in der SLUB Dresden, lässt sich ein genauer Eröffnungstermin finden. Ich habe mich auf die Einladung von vor 25 Jahren bezogen. Damals wurde der Zentraler nach der Generalsanierung am 28. März wiedereröffnet. Ich möchte aber nicht nur 25 Jahre nach der Wiedereröffnung feiern, sondern auch die Geschichte von der Grundsubstanz dieses wunderschönen Hauses sozusagen leben.

Die feierliche Ballnacht fällt auf Gründonnerstag. Es gibt eine Tanzfläche, Rundtische im Saal und auf der Galerie und nur noch 17 Restkarten. Was dürfen die Gäste am 28. März erwarten?

Wie es sich für einen Ball gehört, wird ein Orchester spielen. In diesem Fall das Dresdner Salonorchester. Um den Bogen zur Regionalität zu spannen, tritt das Retroskop-Duo auf. Sebastian Opitz wird mit mir durch den Abend führen. In zwei Programmblöcken gibt es auch Wissenswertes und Geschichtliches zum Haus zu hören. Weinböhlaer Vereine, die den Zentraler nutzen, werden auch dabei sein sowie Überraschungsgäste, die früher hier als Künstler aktiv waren oder noch aktiv im Zentraler auftreten. Es soll gefeiert und getanzt werden - bis Mitternacht.

Eine Ausstellung soll es aber auch geben.

Im Foyer des Hauses werden wir vom 28. März bis 20. April aus allen Epochen etwas ausstellen, korrekt. Alte Schallplatten, ein historischer Tisch aus dem Ballsaal, alte Eintrittskarten, Fotos und einen Kurzfilm wird es für die Gäste geben. Geöffnet ist die Ausstellung dann bei Veranstaltungen und wenn auch die Tourist-Info geöffnet hat. Auf das kleine „Museum“ freue ich mich sehr.

Das Interview führte Julian Wolf.

INFO: Restkarten ab 69 Euro für den Ballabend zum 125-jährigen Jubiläum sowie weiterführende Informationen zum Zentralgasthof Weinböhla gibt es online auf www.zentralgasthof.com.