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So läuft das Meißner Kopf-an-Kopf-Rennen von CDU und AfD zur Landtagswahl

Die Meißner Union macht sich wieder mehr Hoffnung auf einen Sieg im Duell mit der AfD. Doch sie ist nur in zwei der vier Wahlkreise wohl wirklich begründet.

Von Ulf Mallek
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Er hat die AfD im Radebeuler Wahlkreis auf Distanz gehalten: Landtagspräsident Matthias Rößler. Wird das sein Nachfolger als CDU-Direktkandidat Sven Eppinger auch schaffen?
Er hat die AfD im Radebeuler Wahlkreis auf Distanz gehalten: Landtagspräsident Matthias Rößler. Wird das sein Nachfolger als CDU-Direktkandidat Sven Eppinger auch schaffen? © René Meinig

Der Countdown zu Landtagswahl in Sachsen zeigt noch 171 Tage an. In letzter Zeit ist ein zartes, hoffnungsvolles Aufatmen in den Reihen der Meißner CDU zu hören. Sollte der starke Aufwärtstrend der AfD ins Stocken geraten sein? Jetzt sieht es eher wieder nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Doch wer ist der Favorit?

Die letzten Umfrageergebnisse zeigen für die AfD abwärts, doch in Sachsen lautete das Ergebnis der MDR-Umfrage von Ende Januar noch 35 Prozent AfD und 30 Prozent CDU. Man kann davon ausgehen, dass das Kräfteverhältnis jetzt etwa bei pari-pari liegt, vermutlich auch im Landkreis Meißen. Sowohl die Meißner Kreis-CDU als auch die AfD fühlen sich gut aufgestellt und bereit für den Kampf. Realistisch gesehen, sind aber nur zwei der vier Wahlkreise wirklich umkämpft. Die beiden anderen haben - Stand jetzt - ziemlich klare Favoriten.

Wahlkreis Radebeul: Knappe Kiste

Am stärksten umkämpft scheint der Wahlkreis Radebeul zu sein. Hier hatte die AfD noch nie gewonnen, dank des Landtagspräsidenten Matthias Rößler, der sie auf Distanz halten konnte. Anders als in den restlichen drei Wahlkreisen mischt hier auch ein SPD-Politiker mit: Wirtschaftsminister Martin Dulig, der zuletzt immerhin 18 Prozent der Stimmen auf sich ziehen konnte.

Matthias Rößler tritt nicht mehr an, dafür der Radebeuler Hautarzt Sven Eppinger. Er gehört zum konservativen Flügel der CDU und macht sich Hoffnungen, den AfD-Kandidaten Rene Hein schlagen zu können. Mit seinem Team plant er eine Vielzahl von Veranstaltungen in Coswig, Moritzburg und Radebeul. Plakate, Flyer und Social-Media gehören zum Wahlkampf. Höhepunkt soll eine gemeinsame Veranstaltung mit Ministerpräsident Michael Kretschmer, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag Christian Hartmann und Thomas de Maizière sein. Die Kosten des Wahlkampfes werden, schätzt Eppinger, "wahrscheinlich im unteren mittleren fünfstelligen Bereich liegen". Ein Teil davon wird über Wahlkampfspenden von Freunden und Unterstützern finanziert.

Rene Hein von der AfD plant Plakatierungen bis zum örtlich möglichen Maximum. Mehrere Wahlkampfauftritte seien beabsichtigt, Infostände sollen stattfinden, die sich in der Häufigkeit steigern. Social-Media-Arbeit und die Gestaltung der Website werden angepasst. Größere Veranstaltungen mit "namhaften Rednern" sind vorgesehen. Heins Wahlkampfteam besteht "aus mehreren vertrauenswürdigen Menschen, deren Aufgaben gegliedert sind in Wahlkampf-Leitung und aktiven Wahlwerbern vor Ort." Hein: "Die Kosten trage ich zum größten Teil selbst. Mein persönliches Ziel ist es, direkt zu gewinnen und mit 30 Prozent plus herauszugehen."

Auch in Meißen ein offenes Rennen

Sie konnte es noch gar nicht fassen: Einstimmig ist Daniela Kuge Anfang November des Vorjahres in der Meißner Winzergenossenschaft zur CDU-Direktkandidatin für die Landtagswahl 2024 gewählt worden.
Sie konnte es noch gar nicht fassen: Einstimmig ist Daniela Kuge Anfang November des Vorjahres in der Meißner Winzergenossenschaft zur CDU-Direktkandidatin für die Landtagswahl 2024 gewählt worden. © privat

Zur letzten Landtagswahl in Meißen verlor die umtriebige CDU-Kandidatin Daniela Kuge gegen Thomas Kirste von der AfD, wenn auch nur knapp. Sie kam dann über die Liste in den Landtag. Diesmal will sie den Spieß umdrehen und gewinnen, auch wenn ihr ein Listenplatz wieder sicher ist. Kirste hat dieses komfortable Polster vermutlich nicht, er muss das Direktmandat gewinnen, um wieder in den Landtag zu kommen.

Daniela Kuge behauptet ja von sich, den Wahlkampfmodus eigentlich immer eingeschaltet zu lassen. Natürlich werde sie flächendeckend plakatieren und Gespräche auf Märkten anbieten. Seit Längerem ist sie mit „Stammtisch statt Schreibtisch“ unterwegs, um zuzuhören und mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Kuge: "Mein Team ist relativ klein, da ich gern die Kontrolle behalte. So werde ich auch wieder selbst plakatieren."

Über Wahlkampfkosten mag sie nicht sprechen. Kuge: "Es kostet, was es kostet. Ich werde mein Budget gezielt einsetzen und keine Materialschlacht machen." Ganz klar möchte sie das Direktmandat und eine zuverlässige Politik im Landtag, um "das Feld nicht den Sprücheklopfern zu überlassen."

Klarer Favorit in Großenhain

Zur letzten Wahl klaffte zwischen Mario Beger von der AfD und Sebastian Fischer von der CDU ein Delta von 8 Prozent. Eine deutliche Niederlage für Fischer also. Haben sich die Zeiten jetzt geändert? Die erneute Kandidatur Fischers für die CDU war umstritten, nicht alle in der Partei standen wirklich hinter ihm. Dazu hatte er als Ex-Kreisvorsitzender zu viel Porzellan zerdeppert, symbolisch natürlich.

Dennoch gibt sich Fischer siegesgewiss. Sein Ziel sei es in jedem Fall, "den Wahlkreis Großenhain / Radeburg / Gröditz zu gewinnen, um eine angemessene Vertretung im Landtag wieder umsetzen zu können". Sachsen und auch der Landkreis Meißen bräuchten eine stabile Regierung und eine kompetente und verlässliche Politik. Dafür werde er kämpfen. Seine Chancen, so Insider, sind aber begrenzt.

CDU-Neuling in Riesa mit schwerem Stand

Noch klarer sieht das Rennen in Riesa aus. Hier verlässt Ex-Justizminister Geert Mackenroth die Bühne und ein Neuling kommt: Falk Müller, der jüngere Bruder des Riesaer OBs. Er muss gleich gegen den Bundesschatzmeister der AfD Carsten Hütter antreten. Hütter hatte zu letzten Wahl sogar Geert Mackenroth besiegt, der es dann aber noch über die Liste schaffte. Diese Chance bleibt Müller verwehrt.

Hütter nimmt seinen Gegner dennoch ernst. Er plant mehrere Wahlkampfauftritte und mindestens zwei Infostände in der Woche. Sein Team besteht aus acht Personen. Der persönliche Anteil an seinen Wahlkampfkosten betrage 75 Prozent. Hütter definiert ein klares Ziel für sich. Er möchte den Wahlkreis 36 Riesa erneut für die AfD direkt gewinnen "und dabei das Ergebnis bei der letzten Wahl um vier Prozentpunkte steigern". Sein Ergebnis damals war 36,2 Prozent.

Carsten Hütter hält aktuell das Landtagsdirektmandat im Riesaer Wahlkreis. Das will er am 1. September verteidigen.
Carsten Hütter hält aktuell das Landtagsdirektmandat im Riesaer Wahlkreis. Das will er am 1. September verteidigen. © Foto: SZ/Eric Weser

Mackenroth schaffte vor fünf Jahren über 29 Prozent. Daran muss sich Falk Müller jetzt messen. Derzeit hat er ein fünfköpfiges Organisations-Team, welches noch weiter wächst. Er freut sich über die Unterstützung des Ministerpräsidenten. Sein Ziel sei es "selbstverständlich den Wahlkreis zurückzugewinnen".

Alle anderen Parteien spielen beim Kampf um die Direktmandate wohl keine Rolle. Der Landtagswahltag ist der 1. September.