Freischalten Freischalten Meißen
Merken

Verwaiste Haltestellen: So trifft der ÖPNV-Streik den Landkreis Meißen

Auch im Landkreis Meißen legen Bus- und Straßenbahnfahrer die Arbeit nieder. Nicht alle Gemeinden sind davon gleich stark betroffen.

Von Catharina Karlshaus & Ines Mallek-Klein & Martin Skurt & Andre Schramm
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Station Coswig Zentrum ist menschenleer.
Die Station Coswig Zentrum ist menschenleer. © Martin Skurt

Landkreis. Nachdem in der vergangenen Woche die Lokführer mit einem mehrtägigen Streik den Bahnverkehr lahmgelegt hatten, treten heute Bus- und Straßenbahnfahrer in den Ausstand. Das betrifft auch die beiden im Landkreis tätigen Verkehrsgesellschaften: die DVB und die VGM. Organisiert wurden die Arbeitsniederlegungen von der Gewerkschaft Verdi.

Am Freitagmorgen kristallisiert sich schnell heraus, dass Regionen, die von den DVB bedient werden, sehr viel mehr von den resultierenden Ausfällen betroffen sind. In Moritzburg warten um 6.30 Uhr Schülerinnen und Schüler vergeblich auf die Buslinie 477, die zwischen Großenhain und Dresden pendelt. Einige von ihnen müssen heute noch eine Vorprüfung an der Kurfürst-Moritz-Schule in Boxdorf schreiben. Kurz nach 7 Uhr taucht auch der Nachfolgebus nicht auf, sodass Elterntaxis die Kinder zur Schule fahren. Wie sie wieder heimkommen? Möglicherweise zu Fuß.

Das Haltestellenschild lässt potenzielle Fahrgäste wissen, dass die Linie 4 heute bestreikt wird.
Das Haltestellenschild lässt potenzielle Fahrgäste wissen, dass die Linie 4 heute bestreikt wird. © André Schramm

Auch Radebeul und Coswig sind merklich von den Ausfällen beeinflusst. Auf den Straßen von Coswig sind morgens kaum Menschen unterwegs. Die Städte werden unter anderem von der Straßenbahnlinie 4 bedient, die aktuell aufgrund der Bauarbeiten auf der Meißner Straße in Radebeul in Form des Schienenersatzverkehrs fährt. Der Lovosicer Platz, wo die Linie 4 in Coswig abfährt, ist wie ausgestorben. Am Bahnhof stehen keine Fahrgäste an der Bushaltestelle, ebenso auf der Hauptstraße in Coswig.

In Radebeul-Ost hatte man sich auf den Streik offenbar gut eingestellt. Die Straßenbahn-Haltestellen sind wie leergefegt. Die Busse Richtung Weinböhla und zurück fuhren am Freitagmorgen nicht. Die angekündigten Fahrten auf den Informationstafeln waren alle mit einem Zusatz "Ausfall" ergänzt. Da die S-Bahn-Linie 1, die zwischen Bad Schandau und Meißen auch in Radebeul und Coswig hält, nicht vom Warnstreik betroffen ist und regulär fährt, dürften hier weniger ÖPNV-Pendler in die Bredouille gekommen sein.

Subunternehmen um Großenhain unterwegs

Auch bei der Verkehrsgesellschaft Meißen blieben am Freitag zahlreiche Busse in der Garage. Eine Unternehmenssprecherin schätzt jedoch ein, das etwa 40 Prozent aller Linien fahrplanmäßig bedient werden konnten. Dort fuhren jedoch keine Fahrer der VGM, sondern Subunternehmen, die auf diesen Strecken ohnehin im Einsatz sind. Deren Mitarbeiter waren nicht zum Arbeitsausstand aufgerufen. Da sie vor allem im Altkreis Großenhain unterwegs sind, fuhren dort auch die Busse mehrheitlich nach Plan.

Leere herrschte Busbahnhof in Riesa. Eine Frau, die am Vormittag mit dem Zug angereist war, musste zu Fuß Richtung Krankenhaus laufen - immerhin ein Weg von mehr als zweieinhalb Kilometern.

Auf seiner Webseite hatte der Verkehrsanbieter eine Liste der verfügbaren Fahrten veröffentlich. Auch die Service-Zentren werden bestreikt, über die Service-Hotline ist niemand erreichbar. Erst zum Schichtbeginn am Sonnabend werden die Busse im Landkreis Meißen wieder planmäßig rollen. Bis dahin bleibt der Verdi-Warnstreik bestehen.

Verdi-Verhandlungsführer Sven Vogel wirbt um Solidarität: "Die Verantwortung für die Arbeitsniederlegungen tragen einzig und allein die Arbeitgeber." Deren Angebot einer dreistufigen Lohnerhöhung bis September 2025 inklusive 2.000 Euro Inflationsprämie bezeichnet er als inakzeptabel. Für die DVB-Mitarbeiter gehe es nicht um eine generelle Lohnerhöhung, sondern um eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs auf 33 Arbeitstage, mehr Regenerationstage und höhere Zuschläge für die Arbeit in der Nacht und an den Wochenenden, heißt es von der Gewerkschaft. Ein Sprecher des Kommunalen Arbeitgeberverbands Sachsen (KAV), der mit DVB und Verdi verhandelt, reagierte auf die Forderungen mit "Unverständnis."