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Meißen: Streit um Nachschlag für die Jahnhalle

Die notwendigen Baukosten haben sich mittlerweile verdoppelt. Weil die Bürgerstiftung das allein nicht stemmen kann, hat sie die Stadt um Hilfe gebeten.

Von Harald Daßler
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Wieder ein Schmuckstück: Die Arbeiten zur Sanierung der Jahnhalle sind gut vorangekommen. Äußerlich zeigt sich die 1895 erbaute Turnhalle mit einer denkmalgerecht sanierten Fassade.
Wieder ein Schmuckstück: Die Arbeiten zur Sanierung der Jahnhalle sind gut vorangekommen. Äußerlich zeigt sich die 1895 erbaute Turnhalle mit einer denkmalgerecht sanierten Fassade. © Norbert Millauer

Meißen. Sie ist zu einem Schmuckstück im Meißner Stadtbild geworden. Mit neuer Fassade leuchtet die Jahnhalle nun über der Altstadt. Noch ist viel zu tun, bis die 1895 im Jugendstil errichtete Halle auf dem Jüdenberg als Sporthalle und Treffpunkt der Meißner genutzt werden kann. Und es ist viel Geld erforderlich, um die Halle und das sie umgebende Areal wieder vollständig nutzbar zu machen.

Auf fast 3,8 Millionen Euro beziffert die Bürgerstiftung Meißen derzeit die Kosten für die Rettung der Jahnhalle. In der Stiftung hatten sich engagierte Meißnerinnen und Meißner zusammengefunden, weil sie dem weiteren Verfall der 2005 geschlossenen einstigen Sporthalle auf dem Jüdenberg nicht mehr zusehen wollten. Vor sechs Jahren erwarben sie die Halle. Die Übernahme für einen symbolischen Euro war mit der Verpflichtung verbunden, "die Bausubstanz der Jahnhalle bis zum Jahr 2022 grundhaft zu sanieren, den Hausschwamm zu beseitigen und die Gebäudestruktur nachhaltig zu sichern", wie es im Stadtratsbeschluss vom 29. März 2017 zum Verkauf heißt.

Seinerzeit war von Investitionen in Höhe 1,9 Millionen Euro die Rede. Die Verdoppelung der bis heute absehbaren Kosten wird u.a. mit Auflagen des Denkmalschutzes und dem rasanten Anstieg von Baukosten begründet. Die Bürgerstiftung bemühte sich um Zuschüsse aus Fördertöpfen der Denkmalpflege und der Städtebauförderung und akquirierte Spenden über Aufrufe und Crowdfunding-Aktionen.

Die Stadt übernimmt knapp fünf Prozent

Und sie wandte sich an die Stadt – mit der Bitte, ihr finanziell unter die Arme zu greifen. Bereits im Juni 2020 wurde beschlossen, das Vorhaben mit 500.000 Euro zu unterstützen. In der vorigen Woche hatten die Stadträte über einen Zuschuss zu entscheiden. Konkret geht es um 565.630 Euro, sodass die Stadt sich mit über einer Million Euro an dem Projekt beteiligt. Mit der Sächsischen Aufbaubank konnte eine Förderung vereinbart werden. Demnach beträgt der Eigenanteil aus dem städtischen Haushalt am Zuschuss für die Bürgerstiftung knapp 189.000 Euro. Das entspreche einem Anteil von 4,96 Prozent an den Gesamtkosten.

Am Zuschuss sowie dem nun in Rede stehenden Nachschlag nahm Oliver Eggert (AfD) Anstoß, denn es gibt viele Vereine in Meißen, die nicht so viel Geld aus dem städtischen Haushalt bekommen. Er habe große Achtung vor dem, was bislang zur Rettung der Jahnhalle – auch in Eigeninitiative der daran beteiligten Menschen – geleistet wurde. Aber das Projekt, das er als "zwiespältig" bezeichnete, drohe ein "Fass ohne Boden" zu werden, warnte er. Und er verwies darauf, dass die Stadträte schon einmal einen Zuschuss gewährten und eine Klausel zu Fristen aus dem Kaufvertrag von ursprünglich 2022 auf das Jahr 2024 verlängerten, wonach die Jahnhalle an die Stadt zurückfällt, sollten die Bauziele nicht erreicht werden.

Warnung vor Neid-Debatte

Dr. Helge Landmann (Bürger für Meißen/SPD) nannte das Projekt ein "großes Zeichen von Bürgerschaftlichkeit". Als langjähriger Vorsitzender des Vereins Hahnemannzentrum Meißen e.V. wisse er aus eigener Erfahrung, mit welchen Risiken Bau- und Sanierungsvorhaben für Vereine und deren ehrenamtlich tätige Mitglieder verbunden sind.

Als "Millionen-Objekt aus dem Ehrenamt heraus" tauge die Jahnhalle nicht für eine Neid-Debatte, mahnte Tilo Hellmann (Linke). Die Stadt könne sich glücklich schätzen, dass die Bürgerstiftung entschlossen ist, das Vorhaben allen Widrigkeiten zum Trotz zu Ende zu bringen.

Andreas Stempel von der CDU/FB/FDP/U.L.M.-Großfraktion verwies darauf, dass es der Bürgerstiftung bislang auch gelungen ist, viel Geld in die Stadt zu holen. Auch deshalb habe er großen Respekt vor dem Wirken der Bürgerstiftung, das jede Unterstützung verdiene. Sein Fraktionskollege Andreas Rost schlug vor, Vertreter der Bürgerstiftung in den Stadtentwicklungsausschuss einzuladen, um mit ihnen über das künftige Nutzungskonzept zu sprechen. Dabei dürfte es auch um Kosten für den künftigen Betrieb in der Halle sowie dem angrenzenden Sportareal und die Frage gehen, wer sie übernimmt.

Heiko Schulze (Bürger für Meißen/SPD) verwies auf die vielfältigen Möglichkeiten, sich selbst ein Bild vom Fortgang der Arbeiten auf dem Jahnhallen-Areal zu machen. Vertreter der Bürgerstiftung bieten immer wieder an, vor Ort mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Letztlich fand der vom Amt für Stadtplanung und -entwicklung vorgelegte Beschlussentwurf zur Erhöhung des Zuschusses zur Modernisierung und Instandsetzung der Jahnhalle sowie dessen Finanzierung über das Bund-Länder-Programm "Wachstum und nachhaltige Erneuerung" eine deutliche Mehrheit. Lediglich zwei der 23 anwesenden Stadträte stimmten dagegen.