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Entwürfe für den Alten Leipziger Bahnhof in Dresden vorgestellt

Auf dem Areal am und um den Alten Leipziger Bahnhof sollen Wohnungen mit viel Grün entstehen. Gleichzeitig ist vorgesehen, viel vom Vorhandenen zu erhalten - der Bahnhof steht unter Schutz.

Von Julia Vollmer & Andreas Weller
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Das Gelände am Alten Leipziger Bahnhof soll bebaut werden, jetzt liegen die Entwürfe vor.
Das Gelände am Alten Leipziger Bahnhof soll bebaut werden, jetzt liegen die Entwürfe vor. © René Meinig

Dresden. Ein Wettbewerbsverfahren, das Stadt und Eigentümer für das 27 Hektar große Areal rund um den Alten Leipziger Bahnhof durchführen, hat es so noch nie gegeben. Erstmals werden die Büros bekannt gegeben, die hinter den eingereichten Entwürfen stehen.

Denn das Areal sei besonders bedeutend, so Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) - innenstadtnah, mit kultureller Nutzung und dem klaren Ziel, ein CO₂-neutrales und autoarmes Viertel angrenzend an Pieschen und die Neustadt zu schaffen.

Was sind die Vorgaben für die Planer?

Insgesamt wurden 39 Arbeiten eingereicht. Die Stadt hat klare Vorgaben gemacht. Der Alte Leipziger Bahnhof, inklusive der Gleisanlagen, ist sowohl als Ort der ersten Fernreisebahnlinie und der Deportation von Juden im NS-Regime als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz gestellt - also nicht nur einzelne Gebäude. Dazu kommen mehrere Einzeldenkmale, wie den alten "Central-Schlachthof", die erhalten bleiben sollen. Dafür ist auch der Plan zu integrieren, ein Jüdisches Kultur- und Begegnungszentrum zu schaffen, die Synagoge Dresden-Neustadt zu erhalten und einen Ort für die Verkehrsgeschichte vorzusehen.

Auch ein großer Teil des Baumbestandes, vor allem wertvolle Altbäume, sollen erhalten bleiben und für die dort angesiedelten Zauneidechsen müssen Bereiche vorgesehen sein. Rad- und Fußwege zu schaffen, ist ebenfalls vorgegeben, über das Gelände und zudem quer auch Verbindungen zur Elbe.

42.000 Quadratmeter müssen als zusammenhängender Freiraum - quasi der vorhandene Orangeriegarten - angelegt sein, sogenannte Aneignungsräume und Gemeinschaftsgärten müssen geschaffen werden. Die vorhandene Kultur- und Kreativwirtschaft ist zu erhalten, Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten sollen geschaffen werden, ebenso Platz fürs Skaten und weitere Trendsportarten. Zudem sind soziale Einrichtungen wie eine Kita vorzusehen.

Wie viel Platz für Wohnungen bleibt am Alten Leipziger Bahnhof?

Diese Maßgaben wurden im Begleitgremium festgelegt, in dem auch zufällig ausgewählte Bürger, Eigentümer wie Globus, Stadträte, Verwaltung und einige mehr sitzen. Die Eigentümer haben erwirkt, dass noch rund 162.000 Quadratmeter zur Bebauung bleiben und zusätzlich im Bereich des ehemaligen Bahnhofs bis zu 20.000 Quadratmeter neu bebaut werden können.

"Davon sind etwa 70 Prozent fürs Wohnen vorgesehen und 30 Prozent für Kultur, soziale Einrichtungen und Gewerbe", so Kühn. Es sollten vielfältige Gebäude entstehen, die sich in der Höhe an der Umgebung orientieren.

So sieht der Entwurf von Wiencke Architekten mit RSP Freiraum aus.
So sieht der Entwurf von Wiencke Architekten mit RSP Freiraum aus. © Matthias Rietschel
Das ist der Entwurf, den sich "Querfeldeins" einfallen lassen hat.
Das ist der Entwurf, den sich "Querfeldeins" einfallen lassen hat. © Matthias Rietschel
Yelllow Z und RMP Landschaftsarchitekten würden das Areal so entwickeln.
Yelllow Z und RMP Landschaftsarchitekten würden das Areal so entwickeln. © Matthias Rietschel
"rheinflügel severin" und Rowaldt Landschaftsarchitekten sehen die Entwicklung so.
"rheinflügel severin" und Rowaldt Landschaftsarchitekten sehen die Entwicklung so. © Matthias Rietschel
Machleidt Städtebau und UKL Landschaftsarchitekten wollen das Areal so entwickeln.
Machleidt Städtebau und UKL Landschaftsarchitekten wollen das Areal so entwickeln. © Matthias Rietschel
Der Entwurf von Ernst Niklaus Fausch Architektur und Uniola Landschaftsarchitektur sieht so aus.
Der Entwurf von Ernst Niklaus Fausch Architektur und Uniola Landschaftsarchitektur sieht so aus. © Matthias Rietschel
Koppenroth Architektur, Fabulism und Station C23 haben die größte zusammenhängende Grünfläche geplant.
Koppenroth Architektur, Fabulism und Station C23 haben die größte zusammenhängende Grünfläche geplant. © Matthias Rietschel

Wie haben die Teilnehmer das umgesetzt?

Aus den 39 eingegangenen Entwürfen sind jetzt noch sieben in der engeren Wahl. Diese haben sich nun - und das ist das erste Mal in Dresden - öffentlich gezeigt. Statt anonym weiter zu planen, wie es sonst üblich ist, gab es am Donnerstag im Rathaus eine Bürgerwerkstatt. Dort konnten Besucher mit den Planern in Gespräche kommen, Anregungen geben.

Rund 140 Menschen waren dort, haben ihre Meinung gesagt und mit den Vertretern der Büros diskutiert. Die waren dankbar für die Hinweise, wie alle Büros betonen.

Alle sieben Arbeiten, die noch im Wettbewerb sind, haben die Vorgaben erfüllt. Eine hat mehr Grünflächen und weniger Bausubstanz als vorgegeben - was von den Bürgern sehr positiv bewertet wurde. Insgesamt sind die Entwürfe trotz der klaren Vorgaben sehr unterschiedlich. Einige legen mehr Wert auf Grün, andere auf die Anknüpfung an die angrenzenden Stadtteile oder den Bezug zur Elbe.

Wie geht es jetzt weiter am Alten Leipziger Bahnhof?

Die verbliebenen Büros können nun an den sieben Entwürfen weiter entwickeln, die Anregungen der Bürger einarbeiten und Veränderungen vornehmen. Dazu haben sie bis Mitte Januar 2024 Zeit. Im Februar entscheidet dann die Jury zu diesem Wettbewerb, welcher Entwurf diesen gewinnt und den ersten Platz belegt. Dieser muss dann vom Stadtrat bestätigt werden.

Dann geht es in die Rahmenplanung für das Gebiet. In einigen Bereichen, in denen kein Bebauungsplanverfahren notwendig ist, kann dann 2025 begonnen werden zu bauen.

Müssen Einrichtungen, die jetzt da sind, weichen?

Ein Problem an den Planungen ist, dass kein Quadratmeter der Flächen der Stadt gehören, sondern mehreren Eigentümern - wie Globus, die dort mal einen großen Supermarkt bauen wollten. "Wir können aber Stadtplanung machen, ohne dass uns die Flächen gehören", versichert Bürgermeister Kühn. Die Stadt sei mit Globus weiter in "konstruktiven Gesprächen". So ist ein Grundstückstausch mit einem Gebiet an der Hamburger/Bremer Straße vorgesehen.

"Ziel ist es, keine der bisherigen Nutzungen zu verdrängen", erläutert Kühn. Das betreffe Clubs und andere Kultureinrichtungen, Kreative, natürlich die Jüdische Gemeinde, die dort ihre Synagoge hat und auch den Wagenplatz, auf dem einige wohnungslose Menschen seit einer Weile leben. "Vielleicht kann man die Übertragung des Geländes Alter Leipziger Bahnhof an die Stadt in den Verhandlungen mit Globus vorziehen", so Kühns Plan. "Dann muss man Lösungen suchen, wie der Wagenplatz erhalten wird."