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Höhere Mieten bei Genossenschaften in Sachsen

Genossenschaftswohnungen sind wegen vergleichsweise moderater Mieten beliebt. Allerdings steigen auch bei ihnen die Kosten. Und ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht.

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Wie zu erwarten leiden auch die sächsischen Wohnungsgenossenschaften unter massiv gestiegenen Baupreisen und mussten deshalb Abstriche bei Neubau, Modernisierung und Instandhaltung machen
Wie zu erwarten leiden auch die sächsischen Wohnungsgenossenschaften unter massiv gestiegenen Baupreisen und mussten deshalb Abstriche bei Neubau, Modernisierung und Instandhaltung machen © dpa

Dresden. Weniger Investitionen, mehr Betriebskosten: Die Bilanz des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) für das Jahr 2022 fällt durchwachsen aus. VSWG-Vorstand Mirjam Philipp nahm bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch kein Blatt vor den Mund. "Mir wird angst und bange, wenn das so weitergeht", sagte sie zur Bilanz für das Jahr 2022. Man brauche dringend Planungssicherheit, die Unsicherheit müsse aufhören. Aber auch ein wenig Zuversicht schwang in ihren Worten mit. Bislang habe man es immer noch hinbekommen. "Als Genossenschaft ist man krisenfest."

Wie zu erwarten leiden auch die Wohnungsgenossenschaften unter massiv gestiegenen Baupreisen und mussten deshalb Abstriche bei Neubau, Modernisierung und Instandhaltung machen. Knapp 650 Millionen Euro waren geplant, knapp 575 Millionen Euro sind es am Ende geworden. Auch wenn das im Vergleich zu 2021 ein Plus von rund 6,1 Prozent ist - das Corona-Jahr kann kaum als Maßstab gelten. Philipp führte die Entwicklung vor allem auf die um etwa 20 Prozent höheren Baupreise zurück. Das habe nicht nur den Neubau gebremst. Während in der Vergangenheit zwischen 300 und 500 Wohnungen pro Jahr neu entstanden, waren es 2022 nur 240 - 81 weniger als geplant.

Man habe mehr investiert, aber weniger dafür bekommen, brachte es Philipp auf den Punkt. Das wird auch bei der Instandhaltung deutlich. "Theoretisch müssten die Ausgaben der Unternehmen in mindestens dem gleichen Maße steigen wie die Baukosten", rechnete Sven Winkler vor, der beim VSWG für Betriebswirtschaft zuständig ist. Das würde bei einer 20-prozentigen Steigerung im Jahr 2022 Mehrinvestitionen von weit über 100 Millionen Euro bedeuten. "Diese sind mit den niedrigen Mieten und vielerorts steigenden Leerständen aber nicht refinanzierbar."

Betriebskosten stark gestiegen

Im Vergleich sind die Mieten in einer Genossenschaftswohnung noch günstig. Die Kaltmiete lag 2022 im Schnitt bei 5,31 Euro pro Quadratmeter und damit 15 Cent über dem Wert des Vorjahres. Allerdings stiegen die Betriebskosten wegen der hohen Energiepreise fast viermal stärker.

Die Miete einer durchschnittlichen Wohnung mit 60 Quadratmeter Fläche erhöhte sich inklusive aller Vorauszahlungen pro Monat um 42 Euro auf rund 478 Euro. Damit garantiere man aber immer noch bezahlbares Wohnen für rund eine halbe Million Menschen, hieß es. Der Leerstand lag im Vorjahr unverändert bei 8,7 Prozent. Etwa 1.200 Wohnungen wurden an Flüchtlinge aus der Ukraine vermietet.

Klare Worte fand Philipp mit Blick auf das grün geführte Wirtschaftsministerium und das Gebäudeenergiegesetz. "Es wird einfach dort im Elfenbeinturm Berlin in Einfamilienhäusern gedacht." Die Ziele seien "überambitioniert", "ideologisch unterwandert" und hätten mit der wirtschaftlichen Realität nichts zu tun. Damit werde eine eigentlich gute Idee kaputtgemacht.

"Wir wollen gerne, aber wir können nicht, weil wir die Mittel nicht haben. Wir kommen als Wohnungswirtschaft einfach nicht mehr hinterher." Das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 würde die Genossenschaften etwa 18 Milliarden Euro kosten - pro Jahr 800 Millionen Euro. "Wer soll das bezahlen", fragte die VSWG-Chefin. (dpa)