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Neustadt: Amerikaner rettet Veritas

Der nächste Automobilzulieferer hat die Insolvenz überlebt.

Von Heike Sabel
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Gerettet: Der amerikanische Konzern hat alle Veritas-Standorte gekauft, darunter auch die in Neustadt und Polenz.
Gerettet: Der amerikanische Konzern hat alle Veritas-Standorte gekauft, darunter auch die in Neustadt und Polenz. © Daniel Schäfer

Die weltweit tätige US-amerikanische Gesellschaft HDT Automotive Solutions erwirbt den deutschen Automobil- und Industriezulieferer Veritas. Der Kauf umfasst alle vier deutschen Standorte, zu denen neben Gelnhausen in Hessen und dem thüringischen Benshausen auch Polenz und Neustadt gehören sowie alle Auslandstöchter in Europa, Asien und Nordamerika. In Deutschland werden rund 1.520 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen. In Neustadt/Polenz handelt es sich um die vorhandenen 227. Arbeitsplätze fallen nur an der Zentrale in Gelnhausen weg. Nach aktuellen Planungen ist von rund 60 der derzeit 1.166 die Rede. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Unternehmenskaufverträge haben Insolvenzverwalter Dr. Jan Markus Plathner und mehrere Erwerbergesellschaften der HDT Automotive Solutions unterzeichnet.

Die Kaufverträge beinhalten noch verschiedene Vorbehalte, an deren Erfüllung der Insolvenzverwalter und die Käufer in den nächsten Wochen und Monaten arbeiten. Unter anderem sind mehrere Kartellfreigaben notwendig. Die Anträge für die Freigabe der Zusammenschlüsse werden in Kürze bei den zuständigen Behörden gestellt. Bis Ende Oktober sollen alle Formalien abgeschlossen sein.

„Es ist uns gelungen, einen weltweit tätigen Investor für Veritas zu gewinnen. HDT Automotive Solutions verfügt über umfangreiche Erfahrung bei der Integration von Produktionsunternehmen und kann Veritas nun auf die Chancen der Zukunft für die Automobilproduktion ausrichten“, sagt Plathner und bedankt sich bei der Belegschaft. Eine Insolvenz sei ein tiefgreifendes Ereignis, das viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordert, sagt er. Über ein Jahr lang trugen die Mitarbeitenden mit ihren Leistungen dazu bei, dass der Betrieb erfolgreich fortgeführt werden konnte. Die Arbeitnehmervertretungen und die Gewerkschaft hätten konstruktiv an der Zukunft von Veritas mitgearbeitet.

Elektrofahrzeug-Markt als Chance

HDT verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Herstellung von Fluid- und Wärmemanagementsysteme für verschiedene Anwendungen in der Automobilindustrie, die insbesondere für den wachsenden Markt der Hybrid- und Elektrofahrzeuge benötigt werden. Veritas werde eine wichtige Rolle bei der Ausweitung des globalen Geschäftes des Unternehmens spielen, sagt HDT-Chef Patrick Paige.

Mit Veritas ist nach der KTSN Pirna der zweite von drei Automobilzulieferern in der Region gerettet. Sie alle hatten im vergangenen Frühjahr durch die Corona-Pandemie beschleunigte wirtschaftliche Probleme bekommen. Ganz so schnell wie noch Ende des Jahres gehofft, ging es zwar nicht bei Veritas, aber letztlich ist entscheidend, dass die Standorte und Arbeitsplätze bestehen bleiben. Auch die Chancen für eine Rettung von Druckguss Dohna stehen aktuell gut.