Tempo 50 bleibt auf A4-Umleitungsstrecke
Roland Jäkel, Gemeinderat und Unternehmer, entfachte mit seiner Frage eine Diskussion im Gemeinderat Waldhufen: Muss die Geschwindigkeit in Nieder Seifersdorf durchgängig auf die ortsüblichen 50 km/h beschränkt bleiben? Seiner Meinung nach reicht die "50" an Stellen, wo die Leute die Straße überqueren beziehungsweise, an denen sich Bushaltestellen befinden.
"Ich finde das als überzogen, die Geschwindigkeit durchgängig auf 50 km/h zu reduzieren", sagt der Jänkendorfer - und das nicht nur aus Sicht eines Autofahrers. Gemeinderätin Uta Karsch nahm den Faden auf und berichtete von Gesprächen mit Leuten aus Reichenbach, die nach Niesky auf Arbeit fahren. Auch sie empfinden es als unangemessen, dass nun mit 50 km/h durch den lang gestreckten Ort gefahren werden muss. Immerhin ist die Hauptstraße durch Nieder Seifersdorf rund fünf Kilometer lang.
Drei Blitzstellen im Ort
Besonders bei Kraftfahrern, die den Ort durchfahren, um nach Niesky oder auf die Autobahn zu kommen, können der Geschwindigkeitsbegrenzung nichts Gutes abgewinnen, wurde argumentiert. Und wer sich an Tempo 50 hält, spürt nicht selten das Drängeln eines Fahrzeuges hinter sich, doch etwas schneller zu fahren. Doch das wurde dieser Tage teuer. Nachdem die Blitzer an der Feuerwehr und am Brauhaus (Stadt Löbau) wieder aktiviert sind, heißt es nicht nur dort, auf die 50 zu achten. Zudem setzte das Ordnungsamt des Landkreises seinen neuen Superblitzer in Form einer Anhängerattrappe in Höhe Siedlergut ein und auch in Baarsdorf wurde mobil die Geschwindigkeit gemessen.
Eine Auswertung der Messergebnisse liegt auf SZ-Nachfrage von der Kreisbehörde vor. Die stationäre Anlage an der Feuerwehr ging am 13. Oktober in Betrieb. Im Zeitraum vom 13. Oktober bis zum 8. November 2022 es 63.525 Durchfahrten mit 2.870 Verstößen, teilt das Ordnungsamt des Landkreises mit. Für die Verstöße wurden 2.347 Verwarngelder und 523 Bußgelder ausgesprochen. Der Schnellste wurde mit 106 Kilometer pro Stunde gemessen. Den Fahrer des Fahrzeuges erwarten 560 Euro Bußgeld, zwei Punkte und zwei Monate Fahrverbot. Aufgrund der Tunnelsperrung hat der Landkreis Görlitz zusätzlich den mobilen Kreisblitzer eingesetzt. Vom 8. bis 20. November gab es 29.894 Durchfahrten mit 1.018 Verstößen.
Dass es ziemlich oft geblitzt hat, bestätigt Anwohnerin Maria Nixdorf. Sie wohnt in der Nähe des Superblitzers. "Allein die vielen Blitzauslösungen bestätigen mir, dass zu schnell durch Nieder Seifersdorf gefahren wird. Um die Gefahren für uns Anwohner zu minimieren, war es richtig, dass wir um eine Fünfzig im Ort gekämpft haben", berichtet Frau Nixdorf. Der Landkreis informiert, dass die Messungen in Nieder Seifersdorf weiterhin geplant sind.
Ihr und weiteren Anliegern geht es dabei nicht nur um die Geschwindigkeit. Die Lärmbelästigung vor allem durch den Schwerlastverkehr zählt ebenso dazu, wie sicher von und auf sein Grundstück zu kommen. "Ich bin selbst Autofahrerin und muss mir die Zeit nehmen, dass es nun ein paar Minuten länger durch Nieder Seifersdorf dauert. Aber die Sicherheit geht nun mal vor", so die Nieder Seifersdorferin. Sie, ihr Mann Olaf und weitere Anwohner haben von den Behörden eine geringere Geschwindigkeit gefordert. Dem folgten eine Verkehrsschau und Messungen durch das Landratsamt von Fahrzeuganzahl und Geschwindigkeit. Der Spitzenwert in beide Richtungen lag bei jeweils über 140 km/h. Das Doppelte des Erlaubten.
50 km/h bei Tunnelsperrung
Laut Landratsamt ist die "50" befristet bis 2025 für die Zeit der umfangreichen Sanierung des Autobahntunnels. Immer, wenn der Tunnel gesperrt wird, dann ist 50 km/h in Nieder Seifersdorf angesagt. Frau Nixdorf wünscht sich, dass diese Regelung auch nach den Tunnelarbeiten weiter angewendet wird. Doch darüber wird noch zu entscheiden sein. Gegenwärtig sind die "50" aufgehoben, weil am Tunnel nicht gearbeitet und dieser nicht gesperrt wird. Aber die nächste Wartung kommt bestimmt.
Nach den Vorschlägen im Gemeinderat in der Oktobersitzung, sagte Bürgermeister Horst Brückner in der jüngsten Sitzung, dass alles so bleiben wird, also 50, wenn der Tunnel zu ist. Der Bürgermeister hat selbst bei Anwohnern nachgefragt und die Meinung ist fünfzig zu fünfzig, sagt er. "Es gibt keine klare Mehrheit, die dafür oder dagegen ist. Demzufolge bleibt es bei dieser Regelung", erklärte Brückner in der November-Sitzung. Für Frau Nixdorf und die Anwohner ist das ein weiterer Erfolg.