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Was Rothenburgs Flugplatz und Tesla unterscheidet

Das Recycling-Projekt für ausrangierte Flugzeuge stockt. In der E-Auto-Fabrik in Brandenburg geht es dagegen Schlag auf Schlag. Das sorgt für Ärger.

Von Frank-Uwe Michel
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Ob in Rothenburg ausrangierte Flugzeuge im großen Stil zerlegt werden, ist noch nicht sicher. Vor allem fehlt es an Förderung für ein Projektmanagement direkt vor Ort.
Ob in Rothenburg ausrangierte Flugzeuge im großen Stil zerlegt werden, ist noch nicht sicher. Vor allem fehlt es an Förderung für ein Projektmanagement direkt vor Ort. © André Schulze

Herr Mimus, wie groß ist Ihre Enttäuschung, dass es mit der Entwicklung des Wirtschaftsstandortes auf dem Flugplatz Rothenburg nicht so recht voran geht?

Aufgeben ist keine Option. Natürlich ist es ärgerlich, wenn Termine, Gespräche und Intentionen sich von jetzt auf gleich in Luft auflösen. Aber damit sind wir nicht allein, das gehört ja irgendwie dazu. Ich finde es wichtig, dass auch mal darüber berichtet wird, welche Anstrengungen im Hintergrund laufen. Woran es gescheitert ist – deshalb habe ich da in meinem Blog etwas ausgeholt.

Und woran sind die bisherigen Bemühungen gescheitert?

Die Anbindung des Standortes ist oft ein Kriterium. Ich würde mich freuen, wenn hier gemeinsam mit dem Landkreis und dem Freistaat eine Lösung gefunden werden könnte. Ein anderes Mal ist es die fehlende Planungssicherheit. Hier, glaube ich, müssen wir noch einmal mit der Stadt Rothenburg sprechen. Und manchmal ist ein anderer Standort in der Welt – denn mit denen werden wir ja verglichen – für die Unternehmen einfach geeigneter.

Sven Mimus, Chef der Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz, sieht den schleppenden Fortgang der Flugplatzentwicklung in Rothenburg kritisch.
Sven Mimus, Chef der Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz, sieht den schleppenden Fortgang der Flugplatzentwicklung in Rothenburg kritisch. © Pawel Sosnowski/80studio.net


Nein – einen Vergleich zu Tesla habe ich auch nicht gezogen. Ich schaue da mit Respekt und als Lausitzer natürlich mit Freude hin. Ich ärgere mich einfach, dass aufgrund der Förderbedingungen hier ein gutes Projekt - nämlich die Absicherung eines konkreten Managements für die Flugzeugverwertung, abgelehnt wurde. Oder abgelehnt werden musste. Ein Partner hat nachvollziehbar mitgeteilt, dass er sich aufgrund der Pandemie nicht mehr so einbringen kann, wie anfangs gedacht. Der Antrag selbst wurde ja vor Corona geschrieben. Da mache ich weder den Bearbeitern, noch dem Bund einen Vorwurf. Es sind nun mal die Rahmenbedingungen. Aber so etwas lässt mich auch mal laut werden.

Auch nachdem der erste Airbus vollständig zerlegt wurde, ist das Flugzeugrecycling für Rothenburg noch nicht sicher. Was muss passieren, damit es verwirklicht werden kann? Inzwischen gehen Sie ja auch mit dem vollen Namen „Center for Component Remunufaturing, Repair & Recycling“ in die Offensive. Ist das nicht eine Spur zu hochtrabend?

Manchmal braucht es eben einen plakativen Namen. Wobei dieser fachlich wirklich in Ordnung ist.

Und wie geht es weiter?

Die Partner haben erste Erkenntnisse, wir stehen im Gespräch mit allen Akteuren. Ziel ist es, die nächsten Schritte zu gehen. Dafür hat jeder von uns Hausaufgaben bekommen. Was wir brauchen, ist aber eine wirkliche Projektverantwortung, die aus Rothenburg heraus dieses Projekt in allen Einzelteilen weiterbearbeitet. Das können aktuell weder die Wirtschaft noch wir im Rahmen des Geschäftsbesorgungsvertrags leisten. Und für diese Aufgabe gibt es jetzt einen neuen Anlauf. Wir versuchen noch einmal, eine Förderung zu bekommen.

Halten die von Ihnen angesprochenen, bisher namenlosen, Partner weiter zur Stange? Mit der SchoForm GmbH aus Demitz-Thumitz wurde eine Firma aus der Region neu mit eingebunden und konkret benannt. Gibt es weitere Mitstreiter aus dem unmittelbaren Umfeld?

Die Partner sind alle weiterhin mit dabei, sonst hätten wir den erneuten Anlauf nicht starten können. Weitere Verbundpartner sind die TU Chemnitz, das Fraunhofer Institut aus Zittau und eine Firma aus Chemnitz. Damit bekommt dieses Modellprojekt eine sachsenweite Ausstrahlung.

Um das Areal weiterentwickeln und vermarkten zu können, ist ein Bebauungsplan nötig, den die Stadt Rothenburg in Auftrag geben muss. Sie hat kein Geld. Wie könnte es da weitergehen?

Ich glaube, hier müssen wir wirklich noch einmal das Gespräch suchen. Die Einnahmen aus den Photovoltaik-Anlagen könnten dafür in Teilen genutzt werden. Die möglichen Arbeitsplätze und die Entwicklung des Standorts in Gänze müssen doch auch im Interesse der Stadt liegen. Und ja – das wird Geld kosten. Eines sei noch bemerkt: Der Freistaat und der Bund machen aus meiner Sicht rund um Rothenburg sehr viel. Die Polizeifachhochschule und der Truppenübungsplatz sind feste Größen. Also müssen auch wir unsere Hausaufgaben machen. Bei allen Problemen.

15 Hektar können am Flugplatz Rothenburg noch vermarktet werden. Klappt es mit dem Flugzeugrecycling nicht, könnte hier auch ein europäisches Katastrophenschutzzentrum oder ein Versorgungszentrum der Bundeswehr entstehen.
15 Hektar können am Flugplatz Rothenburg noch vermarktet werden. Klappt es mit dem Flugzeugrecycling nicht, könnte hier auch ein europäisches Katastrophenschutzzentrum oder ein Versorgungszentrum der Bundeswehr entstehen. © André Schulze

Sollte es mit dem Flugzeugrecycling nicht funktionieren, gibt es als Visionen noch die Einrichtung eines Katastrophenschutzzentrums und den Aufbau eines Versorgungszentrums für die Bundeswehr. Das klingt erst einmal recht theoretisch. Wie weit sind die Überlegungen gediehen?

Hier gibt es eine klare Aussage von Thomas Rublack, dem Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft und Wirtschaftsdezernenten des Landkreises. Wir haben 15 Hektar mögliche Fläche und im Bereich CCRR ist der Flugplatz notwendig für die Umsetzung. Also ist dieses Projekt Priorität A. Beim Katastrophenschutzzentrum haben wir Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern und schauen in Richtung der Europäischen Kommission. Dort werden die Weichen gestellt. Gemeinsam mit regionalen Partnern stehen wir in den Startlöchern, ein Angebot zu unterbreiten, wenn die EU tatsächlich eine europäische Ausschreibung auf den Weg bringt. Vielleicht kann man dieses Thema auch lausitzweit denken – zusammen mit der Landesfeuerwehrschule Nardt und Welzow in Brandenburg, das sich ebenfalls als europäisches Katastrophenschutzzentrum bewerben will. Hier bleibt es also spannend. Bei dem Versorgungszentrum gab es mehrfach den Versuch des Landkreises, mit dem Bundesverteidigungsministerium in Kontakt zu kommen. Denn da muss die Entscheidung fallen. Ein Konsortium aus der Wirtschaft zeigt Interesse, braucht aber Planungssicherheit aus der Politik. Auch hier werden wir weiter nachfragen und das Angebot aussprechen. Aber noch einmal – der aktuelle Fokus liegt auf dem CCRR.