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Doktor der Geschichte ist Chef von Nieskys Museen

Dr. Jan Bergmann-Ahlswede hat die Leitung von Raschke- und Wachsmannhaus übernommen. Vorgängerin Eva-Maria Bergmann bleibt in beiden Häusern tätig.

Von Steffen Gerhardt
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Jan Bergmann-Ahlswede ist der neue Leiter der beiden städtischen Museen Raschkehaus und Wachsmannhaus.
Jan Bergmann-Ahlswede ist der neue Leiter der beiden städtischen Museen Raschkehaus und Wachsmannhaus. © André Schulze

Es sei nicht sein Name gewesen, der ihm zu dieser Anstellung verholfen hat. Das versichert Jan Bergmann-Ahlswede mit Blick auf seine Vorgängerin Eva-Maria Bergmann. Sie ist in die zweite Reihe als Mitarbeiterin gerückt. Das ist nicht der einzige Zufall. Der Zweite: Seine Frau hat den gleichen Vornamen wie Frau Bergmann.

Seine fachliche Qualifizierung und dass Jan Bergmann-Ahlswede aus der Gegend stammt, sind die beiden Hauptargumente, die die Wahl unter den neun Bewerbern für den Chefposten auf ihn fallen ließ. Der 34-Jährige ist in Bad Muskau geboren und in Daubitz aufgewachsen. In Rothenburg und Niesky hat er das Gymnasium besucht, bevor er zum Studium an die TU Dresden ging. Geschichte und Kunstgeschichte waren seine Studienrichtung.

Im Museum vor fünf Jahren

Das Raschkehaus ist für Jan Bergmann-Ahlswede kein unbekanntes Gebäude: "Vor gut fünf Jahren war ich hier zusammen mit dem Koseler Sebastian Tzschoppe als Kurator der Ausstellung über die Familie der Freiherren O' Byrn zu Gast." Die Adelsfamilie O'Byrn entstammte mit ihrer deutschen Linie dem irischen Uradel und hatte Verbindungen nach Sachsen. Alte Familiengeschichten erforschen und sie für die Gegenwart aufzubereiten, das macht Jan Bergmann-Ahlswede Freude. Oder in der sächsischen Landesgeschichte stöbern und auf interessante Dinge stoßen. So widmete Jan Bergmann-Ahlswede seine 2019 erfolgreich verteidigte Doktorarbeit dem Thema der kursächsischen Landtage in Torgau im 16. und 17. Jahrhundert.

Nach seinem Studium arbeitete Jan Bergmann-Ahlswede zeitweise als Verleger. Seit fünf Jahren ist er für verschiedene Museen tätig gewesen, zuletzt im Kulturhistorischen Museum Görlitz. Dort arbeitete er in den vergangenen zwei Jahren als Projektkoordinator und Kurator. "Projekte sind immer etwas Endliches. Danach muss man sich neu orientieren", erzählt der Promovierte.

Altes Haus in Markersdorf bezogen

So erging es ihm auch nach dem letzten Projekt. Da fiel ihm die Ausschreibung für einen Museumsleiter in Niesky wie ein Geschenk in die Hände und anschließend der Job. "Das hat gepasst", sagt er und meint damit nicht nur die berufliche Planungssicherheit, sondern auch die für seine Familie. In Markersdorf wurde ein altes Haus bezogen, dass sich die Familie vorgerichtet hat. Zusammen mit Ehefrau Eva-Maria und dem gemeinsamen Sohn wohnt Jan Bergmann-Ahlswede dort. Seine Frau stammt aus Förstgen, sie arbeitet als Designerin in Markersdorf. Beide haben sich in Niesky als Gymnasiasten kennengelernt. Für Jan Bergmann-Ahlswede ist es immer ein Wunsch gewesen, in einem alten, denkmalgeschützten Holzhaus zu wohnen.

Das setzt sich auf seiner neuen Arbeitsstelle seit dem 1. November fort. Sowohl das Raschke- als auch das Wachsmannhaus wurden mit viel Holz gebaut. Sein Büro befindet sich im Wachsmannhaus auf der Bautzener Straße. "Niesky hat eine große Tradition im Holzbau", betont Jan Bergmann-Ahlswede. Das weckt natürlich den Forscherinstinkt in ihm. Vieles ist über die Jahre und durch die Museumsmitarbeiter erforscht und bekannt gemacht worden. Das vertiefen und auf neue Aspekte und Geschichten stoßen will Jan Bergmann-Ahlswede mit seiner Forschungsarbeit. Denn er will in Niesky nicht nur leiten, sondern auch forschen.

Mehr öffentliche Präsenz

Was die Zukunft seiner neuen Wirkungsstätte betrifft, will ihr Bergmann-Ahlswede eine "kreative Sichtbarkeit" geben. "Beide Häuser möchte ich für die Öffentlichkeit noch mehr sichtbar machen als bisher." Das soll sich nicht nur in Ausstellungen wiederfinden, sondern auch in Aktionen und Veranstaltungen, die noch zu besprechen sind. An seiner Seite hat Jan Bergmann-Ahlswede zwei erfahrene Museumsmitarbeiterinnen: Frau Bergmann und Frau Mücke. Dazu kommen noch mehrere Personen, die ehrenamtlich für beide Museen und die Heimatstube in Kosel tätig sind.

Nicht zu vergessen die Stadt als Eigentümerin der Häuser. Dass sie an den Einrichtungen festhält und mit der Besetzung der Leiterstelle Perspektiven schafft, lobt der neue Chef. Ihm ist aber auch bewusst, dass die Stadt viel Geld in die Hand nehmen muss, um das Raschkehaus baulich für die Zukunft fit zu machen. In diesem Zusammenhang soll auch die Dauerausstellung über Niesky neu und moderner gestaltet werden.